„Gibt es den wirklich schon so lange?“, wird manch einer sich vielleicht fragen. Ja, der LT von Volkswagen wird tatsächlich schon 50. Im April 1975 wurde der „Lasten-Transporter“, mit der logisch folgernden Bezeichnung LT, in Berlin erstmals vorgestellt. Ob dem Lastesel damals schon klar war, dass ihm auch eine Karriere als Campervan bevorstehen wird, ist zwar nicht überliefert, war aber eigentlich klar.
Der LT von Volkswagen wird 50 – viel Platz auf kleinem Raum
Der LT, der in diesem Jahr bereits 50 wird, war zu Beginn als Transporter ausgelegt und bot mehr Platz als sein kleiner Bruder, der Bulli. Mit einer Nutzlast zwischen 1,25 bis zu 3,5 Tonnen waren die Modelle mit den Bezeichnungen von LT 28 bis LT 55 prädestiniert für alle, die Waren, Werkzeug oder Baumaterial in etwas größeren Mengen zu transportieren hatten. Denn der Bulli war dafür weder vorgesehen noch geeignet. Also entwickelte man bei Volkswagen ein Modell, das unterhalb der schweren LKW, aber eben oberhalb des VW-Bus lag. Der Name des neuen folgte schlicht dem Einsatzzweck: LT für Lasten-Transporter.
Damals musste es noch kein eingedeutschter Begriff sein. Die Bezeichnung „Crafter“ erhielt der große Bruder der Bulli erst 2006. Angehängt an das Modellkürzel wurden dann die Bezeichnungen 28, 31 und 35, die für das zulässige Gesamtgewicht von 2,8, 3,1 und 3,5 Tonnen standen. Der LT war, wie schon der Transporter, mit zwei Radständen und zwei Dachvarianten erhältlich. Die Kunden konnten gleich zu Beginn zwischen Kastenwagen, Kombi, Bus, Pritsche, Doppelkabine und Fahrgestell mit Fahrerhaus wählen. So ergab sich eine Vielzahl an Anwendungsmöglichkeiten.
Anders als bei den ersten Bulli-Versionen verzichtete man bei VW jedoch auf den Motor im Heck, platzierte ihn vorne zwischen den Sitzen von Fahrer und Beifahrer. Der Antrieb erfolgte zwar weiterhin über die Hinterachse, aber ohne den Heckmotor gab es nicht nur jede Menge Platz im Laderaum, auch die Ladekante sank auf eine ladefreundlichere Höhe. Und obwohl der LT nur 34 Zentimeter länger und 30 Zentimeter breiter war als der Bulli, wuchs der Platz im Innenraum um gute 50 Prozent.
Wählen konnte man anfangs zwischen einem Zweiliter-Vierzylinder-Benziner aus dem Audi 100, der auf 75 PS gedrosselt war, und einem 2,7-Liter Vierzylinder-Diesel von Perkins, der 65 Pferde mobilisierte. Ab 1979 gab es dann einen hauseigenen Sechszylinder-Diesel mit 2,4 Litern Hubraum, acht zusätzlichen PS, aber deutlich mehr Drehmoment.
1955 gesellten sich der LT 55 mit 5,6 Tonnen Gesamtgewicht, eine einzelbereifte Hinterachse und ein Zuschalt-Allrad hinzu. Später folgten noch ein Facelift mit rechteckigen statt bisher runden Scheinwerfern, ein neuer Kühlergrill und ein überarbeiteter Turbodiesel mit Ladeluftkühler und 95 PS.
Der LT von Volkswagen – eine perfekte Basis für ein Reisemobil
Dass der LT auch schnell zu einer beliebten Basis für Reisemobile werden würde, war eigentlich von Beginn an klar. Viel Platz. Kompakte Abmessungen boten Platz für alle Einbauten, die man sich in einem Campervan wünscht. Denn im großen Bruder des Bulli konnte man auch ein Bad unterbringen und gepaart mit einem Hochdach und Schlafmöglichkeiten in ersten Stock mit vier Personen bequem reisen. Auch heute kann man den einen oder andere Camper auf LT-Basis auf den Straßen der Welt sichten.
Fun-Fact am Rande: Auch der Autor dieser Zeilen besaß Ende der 1990er-Jahre für eine Weile einen LT-Camper. Mit Camper-Hochdach, Küche, Bad und gemütlicher Sitzecke – und in besonders rührseligen Momenten trauert er dem Campervan ab und an leise nach. Denn es war ein tolles Campingfahrzeug.
1988 brachte Volkswagen neben dem kompakten California auf Basis des T3, der dritten Generation des Bulli, mit dem „Florida“ auch ein eigenes Reisemobil auf Basis des LT heraus. Wie oben schon erwähnt, mit Platz für vier Personen und Nasszelle an Bord.
Die Kooperation mit Mercedes-Benz
1996, nach 21 Jahren und über 470.000 produzierten LT, gab es mit dem LT 2 einen Nachfolger. Für die Entwicklung dieser und der nachfolgenden Baureihe tat man sich mit Mercedes-Benz zusammen. Eine Weile waren Sprinter und LT daher nahezu baugleich. Kastenwagen, Kombi, Bus, Pritsche, Doppelkabine und Fahrgestell mit drei Radständen und einem zulässigen Gesamtgewicht zwischen 2,6 und 4,6 Tonnen gab es weiterhin.
2006 kam dann der Crafter auf den Markt. Der neue Name löste die Bezeichnung LT ab, das grundlegende Konzept blieb aber erhalten. Bis 2016 arbeitete man weiter mit der Marke mit dem Stern zusammen. Ab 2016 war der Crafter dann wieder ein komplett eigenständiger Volkswagen. Und auch den gibt es in der California-Version als Camper.
Fotos: Martin Zink, Michael Scheler, VW Nutzfahrzeuge – Text: Michael Scheler, VW Nutzfahrzeuge