Es wird immer klarer, die automobile Zukunft wird elektrisch. Und das wird irgendwann unweigerlich auch für den Bereich der Wohnmobile und Campervans zutreffen. Renault hat jetzt den neuen Trafic E-Tech vorgestellt. Ein Fahrzeug, das später auch als elektrische Campervan-Basis dienen kann?
Solutrans 2025 – Renault stellt den Trafic E-Tech elektrisch vor

Vom 18. bis zum 22. November fand in Lyon die Solutrans 2025 statt. Renault nutze die Fachmesse für Güter- und Nahverkehr, um den neuen Trafic E-Tech elektrisch vorzustellen. Der Kastenwagen, der zunächst als Transporter vorgesehen ist, ist das erste Renault-Fahrzeug, das auf der flexiblen, skalierbaren SDV-Architektur (Software Defined Vehicle) von Ampere basiert. Heißt, die Fahrzeug-Software ist nicht mehr auf bestimmte Funktionen beschränkt, sondern umfasst das gesamte Fahrzeug.

Und sie kann, wie bei einem Smartphone oder Laptop, jederzeit aktualisiert werden. Das soll über die gesamte Lebensdauer des Fahrzeugs funktionieren. Bleibt die Frage, wie lange die Franzosen diese Lebensdauer bemessen haben. Denn wir alle wissen, einen Computer oder ein Handy tauschen wir spätestens nach ein paar Jahren aus. Bei einem Fahrzeug wäre eine längere Lebenserwartung aber – schon allein aus Nachhaltigkeitsgründen – wünschenswert. Das bleibt also abzuwarten.

Neu für Renault ist außerdem die 800-Volt-Technologie, die hier erstmals zum Einsatz kommt und schnelles Aufladen für eine Reichweite von bis zu 450 Kilometern ermöglichen soll. Der Trafic stellt somit das erste Modell einer neuen Nutzfahrzeug-Modellreihe vor, die zu 100 Prozent elektrisch angetrieben ist. Der neue E-Transporter soll Ende 2026 auf den Markt kommen. Später sind dann weitere Versionen des Trafic E-Tech geplant. Angedacht sind Plattformfahrgestell, Pritsche oder Cargo-Box. Und spätestens dann sollte der E-Transporter von Renault auch eine Basis für verschiedene Wohnmobil-Hersteller bieten.
Die Abmessungen des Trafic E-Tech elektrisch

Um ein möglichst gutes Verhältnis von Ladekapazität und Platzbedarf zu bieten, basiert der Trafic E-Tech elektrisch auf einer neuen, vollelektrischen Skateboard-Plattform. Sie verfügt über einen minimalen vorderen Überhang sowie Hinterachs-Antrieb. Der Wendekreis soll dadurch mit dem Wendekreis des kleinen Renault Clio – 10,3 Meter – identisch sein. Und das wäre für einen Transporter von knapp fünf Metern Länge ein ziemlich guter Wert. 4,87 Meter Länge für die Variante L1 gibt Renault an. Das Ladevolumen soll 5,1 Kubikmeter betragen.

Der etwas längere L2 misst 5,27 Meter in der Länge, also 40 Zentimeter mehr, und verfügt über ein Ladevolumen von 5,8 Kubikmetern. Der Radstand wächst ebenfalls um 40 Zentimeter. Beide Modelle verfügen über eine Breite von 1,92 Meter und eine Höhe von 1,90 Metern. Damit sind Tiefgarageneinfahrten oder die Zwei-Meter-Höhenbegrenzungen auf beliebten Parkplätzen direkt am Meer, die dazu dienen Wohnmobile am Parken zu hindern, kein Problem mehr. Zum Campervan umgebaut ließe sich mit dem E-Tech also auch dort nächtigen.
Das Cockpit des Trafic E-Tech elektrisch

Das Cockpit erinnert an frühere Renault-Fahrzeuge und zieht sich von links nach rechts in einer einheitlichen Röhrenform durch. Vor dem Fahrer darauf aufgesetzt befinden sich zwei Bildschirme, der rechte leicht angewinkelt. Direkt vorne gibt ein Zehn-Zoll-Kombiinstrument Auskunft über Geschwindigkeit und andere Dinge. Der rechts davon mittig angeordnete Zwölf-Zoll-Bildschirm ist auf die Fahrerin oder den Fahrer ausgerichtet. Hier werden Navi, Radio, Fahrzeugzustände, wie der aktuelle Ladestatus, aber auch Dinge wie Google Play, Prime Video oder Amazon Music, angezeigt, ausgewählt und eingestellt.


Die Sitze sind mit grauem Stoff und Jeansstoff bezogen und auf dem grauen Stoff mit gelben Steppnähten abgesetzt. Den Kontrast zum blauen Jeansstoff bilden weiße Nähte. Dankenswerterweise haben die Renault-Planer außerdem einige Ablagen im Cockpit eingeplant. Neben einem geschlossenen Handschuhfach – was man durchaus als Standard ansehen kann – finden sich eine Reihe offener, unterteilter Fächer. Darunter drei Getränkehalter sowie ein Dokumentenhalter unter dem zentralen Bildschirm. Hinter dem Kombiinstrument, vor der röhrenartigen Konstruktion sind drei Ablageflächen untergebracht.

Hier sollen alle möglichen Gegenstände, wie zum Beispiel ein Notebook, eine Jacke oder ein Block, sicher verstaut werden können. Ob das besonders sinnvoll ist, bleibt jedoch die Frage. Denn diese Art von Ablagen sind zwar praktisch, aber neigen dazu, dass sich hier über die Zeit einiges ansammelt. Und das kann bei einem Unfall schnell unkontrolliert durch die Gegend fliegen und Verletzungen verursachen – und wer will in so einem Fall schon gerne ein Notebook an den Kopf bekommen? Abgesehen davon ist der Bereich von außen sichtbar. Menschen, die es mit dem Eigentum anderer nicht so genau nehmen, könnten sich also durchaus animiert fühlen.

Man sollte hier also eher nur leichte und vor allem Dinge ohne großen Wert platzieren und nicht zu viel davon. Rechts und links vom Lenkrad befinden sich noch zwei kleine Fächer, ein tiefes Fach auf der Beifahrerseite sowie zwei Ablageebenen in den Türen. Die obere ist für kleine Gegenstände gedacht, die untere für sperrige Objekte wie Wasserflaschen.
Die Batterieoptionen des Renault-E-Transporters
Der Trafic soll mit zwei Batterieoptionen angeboten werden Eine große Batterie mit NMC-Technologie (Nickel-Mangan-Kobalt), die mit ihrer hohen Energiedichte eine maximale Reichweite von bis zu 450 Kilometern bieten soll, ist ab Marktstart erhältlich. Sie ist für Kunden interessant, die lange Strecken zurückzulegen haben. Die Batterieversion mit LFP-Technologie (Lithium-Eisenphosphat), die ohne seltene Metalle wie Kobalt und Nickel auskommt, soll eine Reichweite von bis zu 350 Kilometern ermöglichen. Diese Option ist für Gewerbekunden gedacht, die täglich eher wenige Kilometer fahren und soll zu einem späteren Zeitpunkt eingeführt werden. Die Zellen werden in Europa hergestellt. Die Batterien werden im Werk Sandouville in Frankreich montiert.

Premiere feiert bei Renault die neue 800-Volt-Schnellladetechnologie. An DC-Schnellladestationen soll sich die Batterie damit in etwa 20 Minuten von 15 auf 80 Prozent aufladen, was einer zusätzlichen Reichweite von 260 km entspricht. Der neue Elektromotor ist ebenfalls eine europäische Entwicklung. Er leistet gute 200 PS und verfügt über 345 Newtonmeter Drehmonent. Damit soll eine Anhängelast von zwei Tonnen und eine Nutzlast von bis zu 1,25 Tonnen erreicht werden, die Homologation steht jedoch noch aus.

Für den neuen Trafic E-Tech elektrisch bietet Renault außerdem für die Funktionen Vehicle-to-Load (V2L) an. Damit können externe Geräte, wie zum Beispiel Werkzeuge oder Computer, mit Strom aus der Fahrzeugbatterie geladen oder versorgt werden. Dazu sind eigens Steckdosen im Fahrerhaus und im Laderaum untergebracht, mithilfe eines Adapters kann dafür auch der Ladeanschluss des Fahrzeugs genutzt werden.

Damit wäre der neue E-Transporter auch als Campervan-Basis gut gerüstet. Im Ladeabteil ist genug Platz für Bett, Küche & Co. Die Reichweite von 450 Kilometern ist akzeptabel, und wer im Fahrzeug arbeiten will oder muss, hat diverse Möglichkeiten Laptop, Drohne oder Handy zu laden. Wir sind also gespannt, wie es weitergeht.
Fotos: Renault – Text: Renault, Michael Scheler















