Die Webasto-Story und ihre Wärme im Vanlife – von 1901 bis heute

Ein Camper genießt mit seinem Hund die Aussicht aus dem wohlig beheizten Van – dank der entsprechenden Heiztechnik ist Vanlife auch im Winter gemütlich. Vanlife im Winter? Da denkt man sofort an Wärme und Behaglichkeit auf engstem Raum. Kaum eine Marke steht dabei so sehr für mollige Wärme im Fahrzeug wie Webasto. Seit über einem Jahrhundert sorgt das deutsche Traditionsunternehmen dafür, dass Reisende und Pendler selbst bei Eiseskälte einen warmen Unterschlupf auf Rädern haben. Dieser Beitrag nimmt Dich mit auf eine Zeitreise: von den bescheidenen Anfängen Webastos im Jahr 1901 über bahnbrechende Erfindungen wie die erste unabhängige Autoheizung der 1930er bis hin zu den modernen, per App gesteuerten Heizlösungen von heute. Dabei zeigt sich, wie das Unternehmen die Entwicklung von Komfort und Wärme im Fahrzeug kontinuierlich geprägt hat.

Die Anfänge als Familienbetrieb (1901–1930er Jahre)

Webasto begann als kleiner Familienbetrieb in Süddeutschland. Wilhelm Baier gründete 1901 in Esslingen seine Firma „Esslinger Draht- und Eisenwarenfabrik“. Anfangs produzierte man unspektakuläre Metallwaren – etwa Fahrradteile, Haushaltsgeräte und Zubehör für die Landwirtschaft. Doch der Gründer war flexibel und erkannte schnell den nächsten großen Trend: die Mobilität. 1908 zog das Unternehmen näher an die aufstrebende Fahrzeugindustrie nach Stockdorf bei München um. Dort entstand auch der bis heute bekannte Name Webasto – gebildet aus den Initialen Wilhelm Baier und dem Standort Stockdorf. In den 1920ern boomte das Fahrrad, und Webasto spezialisierte sich erfolgreich auf Schutzbleche, Gepäckträger und andere Fahrradkomponenten.

Auf die historischen Wurzeln angesprochen, ordnet Jörg Hornung, Vice President Electrification bei Webasto, die frühe Innovationskultur des Unternehmens ein: „Alle Webasto Heizgeräte werden in Deutschland für die ganze Welt entwickelt und produziert – entwickelt in Gilching und Neubrandenburg, produziert in Neubrandenburg. Diese enge Verzahnung aus Tradition, Know-how und lokaler Fertigung begleitet das Unternehmen seit seinen Anfängen.“

Von zwei auf vier Räder

Anfang der 1930er-Jahre erfolgte der Umbruch vom Zwei- zum Vierrad. Webasto reagierte prompt auf diesen Mobilitätstrend. 1932 präsentierte Wilhelm Baier ein innovatives Zubehör für Automobiles: das erste faltbare Autodach von Webasto. Mit diesem „Baier-Faltdach“ ließ sich nahezu jedes Auto in eine Art Cabrio verwandeln – zeitgenössisch sprach man von der „Sun-Limousine“. Dieses praktische Faltdach war die Eintrittskarte in die Automobilbranche und ein frühes Beispiel für den Einfallsreichtum des Unternehmens.

Pionierleistungen: Die erste Fahrzeugheizung der 1930er

1935 schaltete Webasto die Heizung ein – so lautet der treffende Titel in der Firmengeschichte. In diesem Jahr entwickelte der Familienbetrieb nämlich die allererste Heizlösung für Kraftfahrzeuge, liebevoll „Flüstertüte“ getauft. Dieses Gerät – eine Art Auto-Frischluftheizung für wassergekühlte Motoren – arbeitete mit einem Wärmetauscher-Prinzip. Der Spitzname Flüstertüte (im Deutschen eigentlich ein scherzhafter Begriff für ein Megafon) passte augenzwinkernd zu dem trichterförmigen Heizgerät, das durch seine Form an ein Sprachrohr erinnerte. Wichtig war: Erstmals konnten Autofahrer den Innenraum ihres Wagens weitgehend unabhängig vom Fahrmotor beheizen. Webasto hatte damit Pionierarbeit geleistet, sowohl bei komfortablen Schiebedächern als auch bei Heizsystemen im Fahrzeug. Bei beidem sind die Stockdorfer bis heute weltweit führend.

Erst Busse dann PKW

Die „Flüstertüte“ kam zunächst in Bussen zum Einsatz und sorgte dort für warme Luft im Fahrgastraum. Kurz darauf bot Webasto dieses neuartige Heizsystem auch als motorunabhängige Heizung für PKW an – ein Segen für alle Autofahrer jener Zeit, die im Winter nicht mehr frierend in ihren Wagen sitzen mussten. Diese frühe Standheizung funktionierte als Zusatzheizung, die das Kühlwasser des Motors erhitzte und so warme Luft in den Innenraum leitete.

Kontinuierliche Weiterentwicklung nach dem Krieg (1940er–1960er)

Nach 1945 konzentrierte sich das Unternehmen voll auf den Fahrzeugsektor: Die unrentable Fahrradteil-Produktion wurde Mitte der 50er eingestellt, fortan lag der Fokus auf Autozubehör und Heiztechnik. 1952 präsentierte Webasto die erste motorunabhängige Heizung für Busse. Diese auf einem Vorkriegsentwurf basierende Busheizung – später bekannt als „Modell 65“ – machte Reisebusse wintertauglich, indem sie auch im Stand Wärme lieferte. Die Umsetzung brauchte Zeit: Bereits 1936 hatten Webasto-Ingenieure die Idee einer unabhängigen Busheizung diskutiert, doch erst 1955 wurde das Konzept schließlich als Modell 65 serienreif vorgestellt.

Porsche und andere Hersteller setzen auf Webasto

Auch in PKW hielt die Standheizung weiter Einzug. Ein bekanntes Beispiel aus den frühen 1960ern: Der Porsche 356 erhielt 1960 die Webasto-Zusatzheizung „P10“, welche zum ersten Mal warme Luft in den Innenraum des Sportwagens brachte und den Motor beim Heizen unterstützte. Damit bewies Webasto, dass selbst exklusive Sportwagenfahrer den Komfort eines vorgewärmten Fahrzeugs schätzen. Immer mehr Autohersteller boten Webasto-Standheizungen ab Werk an. Wer in den 1960er- und 70er-Jahren einen komfortablen Reisewagen oder Campingbus bestellte, konnte oft direkt eine Standheizung von Webasto als Sonderausstattung.

Welche Märkte heute die größte Bedeutung für das Unternehmen haben, erläutert Hornung so: „Unsere Kompetenz liegt darin, dass wir für nahezu jedes Fahrzeug – sei es mit Kraftstoff, hybrid oder rein elektrisch angetrieben – eine Heizleistung bieten können. Der Pkw-Markt ist im Umfang der größte, aber wichtig sind alle Märkte – vom Transporter über Busse bis hin zu Campingfahrzeugen oder Spezialmaschinen.“
Er ergänzt: „2023 erwirtschaftete Webasto 4,6 Milliarden Euro Umsatz. Die Dachsysteme machten 3,7 Milliarden aus, während 900 Millionen auf Batteriesysteme, Heiz- und Kühllösungen sowie Thermomanagement entfielen. Europa lag mit 38 Prozent Umsatzanteil vorn, gefolgt von Nordamerika, China und dem asiatisch-pazifischen Raum.“

Internationale Expansion

Die Erfolgsserie setzte sich auf breiter Front fort. Neben Heizsystemen lieferte das Unternehmen in den 1950er- und 60er-Jahren auch Schiebedächer in Serie an große Hersteller – etwa stattete 1963 ein Webasto-Stahlschiebedach den repräsentativen Mercedes 600 aus. Ab Mitte der 1970er expandierte das deutsche Unternehmen dann international: Es gründete Tochterfirmen in den USA und Japan und wuchs zu einem globalen Zulieferer. Doch trotz aller Diversifikation blieb die Wärmetechnologie ein Herzstück der Marke. Webasto teilte 1975 seine Geschäftsbereiche sogar ausdrücklich in Dach und Thermo auf – ein klares Signal, dass Heizsysteme strategisch genauso wichtig waren wie Dachsysteme.

Vom „Flüstertüten“-Heizer zum digitalen Thermo-Manager (1970er–Heute)

Über die Jahrzehnte kamen immer wieder neue Modellgenerationen auf den Markt. Von der „Flüstertüte“ über das Bus-Heizgerät Modell 65, die Zusatzheizung P10 bis hin zu modernen Serien wie Thermo Top und Air Top hat Webasto sein Portfolio stetig weiterentwickelt. Dabei wuchsen Effizienz, Leistung und Bedienkomfort der Geräte kontinuierlich. Moderne Webasto-Heizungen arbeiten kraftstoffsparend, leise und hochwirksam, ob als Wasserheizung im Kühlkreislauf des Motors oder als direkte Luftheizung im Wohnraum eines Campers. Längst gehören Diesel-Luftheizungen vom Typ Air Top in der Vanlife-Szene zum beliebten Standard, um Campervans auch bei arktischen Temperaturen kuschelig warm zu halten. Parallel dazu bietet Webasto leistungsstarke Wasserheizungen (z. B. die Thermo Top Evo) an, die Motor und Innenraum vorwärmen – ideal für PKW und Expeditionsmobile gleichermaßen. Zum Innovationsprozess heute sagt Hornung: „Für die Dächer ist Stockdorf der Hauptstandort. Bei Heizgeräten liegen Entwicklung und Produktion in Deutschland – in Gilching und Neubrandenburg. Zusätzlich haben wir weltweit Entwicklungszentren, die regionale Marktanforderungen bedienen.“

Smarter und gut integriert

Ein besonders großer Sprung gelang mit der Integration smarter Technologien. Standheizungen lassen sich heute nicht mehr nur per Zeitschaltuhr oder Fernbedienung steuern, sondern auch ganz bequem via Smartphone. Mit der ThermoConnect-Lösung etwa wird das Handy zur Fernsteuerung für die Standheizung. Über eine App kann der Vanlifer seine Heizung ortsunabhängig ein- und ausschalten, Timer programmieren und sogar den Innenraumtemperatur-Status überwachen. Ob vom Frühstückstisch zu Hause oder von der Skipiste aus – das Wohnmobil ist auf Knopfdruck kuschelig warm, noch bevor man wieder einsteigt.

Ein verlässlicher Begleiter – Vertrauen durch Tradition und Qualität

Über 100 Jahre Erfahrung und unzählige Meilensteine der Fahrzeugwärme haben aus dem einstigen Familienbetrieb einen der angesehensten Hersteller für Heiz- und Komfortlösungen gemacht. Dieses lange Erbe schafft Vertrauen zu dem etablierten Qualitätshersteller. Vanlife-Enthusiasten wissen die Vorteile zu schätzen, wenn ein Produkt über Jahrzehnte hinweg erprobt und immer weiter verbessert wurde. Auch der Blick in die Gründerzeit zeigt, wie tief die Tradition reicht. Hornung erläutert hierzu: „Nach dem Tod des Firmengründers im Jahr 1917 übernahmen seine Söhne Wilhelm junior und Otto die Geschäftsleitung. Damit blieb das Know-how der Gründerfamilie über Generationen hinweg im Unternehmen verankert.“

Wenn es um etwas so Existenzielles wie Wärme im Winter geht, vertraut man gern der Erfahrung eines Pioniers. Die Marke Webasto steht heute für Innovation und Zuverlässigkeit im selben Atemzug.

Bilder: Webasto

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