Die Knaus Sun I Baureihe repräsentiert als Flaggschiff die Luxusklasse des deutschen Herstellers. Dabei steht das „I“ für Integriert – eine vollintegrierte Bauweise, bei der Fahrerhaus und Wohnraum eine Einheit bilden. Alle Sun I Modelle bieten ein großzügiges Raumgefühl, umfangreiche Komfort-Ausstattung und zahlreiche durchdachte Details. Typisch sind ein beheizter Doppelboden mit winterfester Isolierung, groß dimensionierte Frisch- und Abwassertanks sowie ein modernes Ambientelicht-Konzept. Auch das Exterieur unterstreicht den Oberklasse-Anspruch mit markanter Front (sechs LED-Scheinwerfer) und einem nahtlosen Heck aus formgefertigtem GfK.
Was bietet die Sun I Baureihe in der Praxis und worin unterscheiden sich die einzelnen Grundrisse? Im Folgenden ein Überblick über Ausstattung, Besonderheiten, Zielgruppe und die wichtigsten Unterschiede der Modelle.
Knaus Sun I 700 LEG – Kompakter Luxus auf zwei Achsen
Mit dem Knaus Sun I 700 LEG bietet Knaus den Luxusliner in einer etwas handlicheren Variante an. Dieses Modell ist 7,65 Meter lang und verfügt über zwei Achsen, was es im Vergleich zu den fast neun Meter langen Dreiachsern merklich wendiger macht. Gerade auf kurvigen Straßen oder beengten Stellplätzen zahlt sich das kompaktere Format aus. Allerdings wiegt auch der 700 LEG leer bereits rund 3,7 Tonnen und fällt damit nicht mehr in die 3,5-t-Klasse – ein Führerschein der Klasse C1 (oder alte Klasse 3) ist also erforderlich.
Trotz der kürzeren Aufbaulänge müssen Käufer kaum auf Annehmlichkeiten verzichten. Der Innenraum präsentiert sich hochwertig und überraschend geräumig, lediglich einige Bereiche wurden zugunsten der geringeren Länge etwas angepasst. So sind Sitzgruppe, Bad und Stauraum geringfügig kompakter dimensioniert als bei den großen Brüdern – ohne dass der Wohnkomfort ernsthaft leidet. Auch im 700 LEG trifft dunkler Boden in edler Yacht-Optik auf helle, naturmatte Holzmöbel. Ein ausgefeiltes Ambientelicht-System sorgt insbesondere abends für stimmungsvolle Beleuchtung und betont das hochwertige Ambiente.
Im Heck des 700 LEG befinden sich Längseinzelbetten (daher das Kürzel LEG), die mit knapp 2 Metern Länge auch für große Personen ausreichen. Ein raffiniertes Detail: Die beiden Einzelbetten sind am Fußende leicht geschwungen – ein Design im Caravisio-Stil, das für etwas mehr Bewegungsfreiheit im Durchgang sorgt. Vorne über der Fahrerkabine verfügt jeder Knaus Sun I über ein Hubbett, wodurch insgesamt bis zu vier Personen schlafen können. Die L-Sitzgruppe mit drehbaren Pilotensitzen bietet ebenfalls vier Gurtplätze und lädt zum gemütlichen Verweilen ein. Die Küche ist zweigeteilt: auf der Fahrerseite Kocher und Spüle, gegenüber der 177-Liter-Kühlschrank. Knaus hat sogar ein vollwertiges Raumbad integriert: Dusche und WC liegen einander gegenüber und lassen sich durch Türen zum Wohnbereich hin abtrennen, sodass ein geschlossener Wasch-/Toilettenraum entsteht.
Auch in puncto Technik und Stauraum kann der kleine Sun I überzeugen. Der beheizte Doppelboden ermöglicht frostsichere Installationen und dient als zusätzlicher Stauraum für lange Gegenstände. In der Heckgarage lassen sich Fahrräder oder Campingmöbel unterbringen. Sie fällt im 700er zwar etwas niedriger aus als bei den 900er-Modellen, ist aber gut nutzbar. Dank großer Tanks (ca. 180 l Frisch- und 170 l Abwasser) und leistungsfähiger Bordelektrik sind auch längere autarke Reisen möglich.
Knaus Sun I 900 LEG – Drei Achsen und Einzelbetten auf neun Metern
Der Knaus Sun I 900 LEG ist einer der beiden großen Grundrisse der Baureihe und steht mit 8,82 Metern Länge auf drei Achsen. Dieses Modell bietet echten Wohnkomfort auf Liner-Niveau – ein „Apartment auf Rädern“ mit maximalem Platzangebot. Das Plus an Länge gegenüber dem 700er spürt man überall. Die L-Sitzgruppe ist noch großzügiger, der Kleiderschrank gewachsen und auch Bad sowie Küche bieten mehr Bewegungsfreiheit und Stauraum. Allerdings erfordert der 900 LEG wegen seiner Ausmaße und einem zulässigen Gesamtgewicht um 5 Tonnen eine routinierte Hand am Lenkrad – besonders auf engen Straßen oder kleineren Stellplätzen. Die dritte Achse verleiht zwar viel Fahrstabilität, erhöht aber auch Wendekreis und Verbrauch.
Im Heck des 900 LEG setzt Knaus auf das gleiche Schlafzimmerkonzept wie beim 700 LEG. Längs angeordnete Einzelbetten (je ca. 1,98 m lang) bieten zwei Personen komfortablen Schlaf, jeweils mit eigener Betthälfte und Zutritt von der Mitte. Zahlreiche Schränke oberhalb und Staufächer unterhalb der Betten bieten reichlich Stauraum für Kleidung und Gepäck.
Der Badbereich im 900 LEG ist als zentrales Raumbad mit gegenüberliegender Dusche und Toilette ausgeführt. Eine klappbare Tür kann diesen Bereich zum Wohnraum hin abtrennen, wodurch ein großzügiger Wasch-/Ankleideraum entsteht. Im Bug rundet ein großes Hubbett (ca. 2,00 × 1,50 m) die Schlafgelegenheiten ab – so sind bis zu vier feste Betten an Bord. Die technische Ausstattung entspricht der im 700 LEG, Abstriche gibt es keine. Durch die höheren Betten fällt die Heckgarage beim 900 LEG noch etwas voluminöser aus, hier finden auch E-Bikes oder ein kleiner Roller Platz. Die Zuladung ab Werk liegt bei etwa 700 kg.
Knaus Sun I 900 LX – Queensuite auf Rädern
Als Alternative zum Einzelbetten-Grundriss bietet Knaus den Sun I 900 LX an. Dieser ebenfalls 8,82 m lange Dreiachser ist bis auf den Heckbereich identisch mit dem 900 LEG, setzt dort jedoch auf ein zentrales Queensbett. Das Doppelbett misst etwa 2,00 × 1,53 m und ist von beiden Seiten zugänglich – ein großer Pluspunkt für Paare, die klassischen Bettkomfort schätzen. Hier kommt ein besonderes Sanitärkonzept zum Tragen: Der 900 LX verfügt über ein Raumbad mit Mittelwaschbecken. Das Waschbecken steht frei vor einer Trennwand, während Toilette und Dusche links und rechts dahinter in separaten Kabinen untergebracht sind. Mit einer Tür lässt sich der gesamte hintere Bereich zum Wohnraum abschotten – so entsteht abends eine private Suite.
Durch das Queensbett sind die oberen Schrankzeilen im Heck etwas schmaler als beim LEG-Grundriss, doch zwei Kleiderschränke und Stauraum unter dem Bett bieten weiterhin viel Platz für Gepäck. Die Heckgarage ist wegen des tieferen Betts etwas niedriger, reicht aber problemlos für Fahrräder und Campingausrüstung. Ansonsten entspricht die Ausstattung dem 900 LEG.
Ob 900 LEG oder 900 LX: Hier entscheidet der persönliche Grundriss-Geschmack. Der LX punktet mit einem separaten Schlafzimmer und mehr Privatsphäre, während der LEG durch seinen offenen Durchgang ein luftigeres Raumgefühl bietet. Knaus bedient mit beiden Varianten unterschiedliche Vorlieben, ohne bei Qualität und Luxus zu sparen.
Fazit
Die Knaus Sun I Baureihe liefert einen insgesamt überzeugenden Auftritt im oberen Segment der Reisemobile. Durch die drei unterschiedlichen Grundrisse – vom „kompakten“ 700 LEG bis zu den geräumigen 900 LEG und 900 LX – deckt Knaus diverse Bedürfnisse ab, ohne den hohen Komfortanspruch aufzugeben. Alle Modelle glänzen mit einer umfangreichen Serienausstattung und viel Liebe zum Detail. Besonders das durchdachte Beleuchtungskonzept und die hochwertigen Materialien im Innenraum (etwa gestepptes Leder, wohnliche Holzdekore) unterstreichen den Premium-Charakter.
Kritisch anzumerken sind die beträchtlichen Kosten und Dimensionen. Ein Knaus Sun I ist kein Einsteiger-Wohnmobil, sondern verlangt neben einer Investition von deutlich über 100.000 Euro auch fahrerisches Können (C1-Schein und Erfahrung mit großen Fahrzeugen). Das Gewicht jenseits 3,5 t schränkt den Kreis der potenziellen Fahrer ein. In Sachen Verarbeitungsqualität und Technik bewegt sich Knaus auf gutem Niveau, muss sich jedoch an der starken Konkurrenz der Luxusklasse messen lassen.
Unterm Strich bietet die Knaus Sun I Serie eine gelungene Mischung aus durchdachten Grundrissen und gehobener Ausstattung. Für erfahrene Vanlife-Enthusiasten, die Wert auf Wohnkomfort wie zuhause legen, ist die Sun I eine attraktive Option. Ob man das etwas kürzere Format (700 LEG) bevorzugt oder in den 900er-Modellen maximalen Raum genießt, hängt von den persönlichen Vorlieben und Reiseplänen ab. Gemeinsam ist allen Varianten, dass sie das Reiseerlebnis auf ein äußerst komfortables Niveau heben – mit dem selbstbewussten Auftritt eines echten Luxusliners.
Bilder: Hersteller
