Auf der Adventure Southside haben wir Nele von „This is Vantastic“ kennengelernt und bereits über ihren selbst ausgebauten Sprinter kurz berichtet. Nun hat sie uns einen Bericht über das Leben und Arbeiten im Mercedes-Sprinter-Campervan geschickt. Denn sie hat ihre Erlebnisse in der Zeit vor der Southside 2024 für uns aufgeschrieben. Vielen lieben Dank Nele!
Von Süddeutschland nach Spanien
Ende Februar 2024 startete ich in Süddeutschland und kam nach einer Woche in Barcelona an. Die Fahrt dorthin – in kurzer Zeit, mit Hund, Fernstudium, Remote-Arbeit, Festfahren und Unwetter – war sehr anstrengend. In der letzten Nacht auf dem Festland wurde im Camper neben mir eingebrochen. Ein Schock gleich am Anfang der Reise, aber mein Fahrzeug war für die Einbrecher scheinbar uninteressant. Am nächsten Abend nahm ich die Nachtfähre nach Menorca.
Auf Menorca angekommen – es war Anfang März – begrüßte mich die Insel mit einem wunderschönen Sonnenaufgang. Ich bereiste Menorca fast einen Monat lang, hatte dabei durchgehend sommerliche Temperaturen und genoss die leere Insel.
Denn die Saison startet auf Menorca erst im Mai. Gefühlt war ich daher die einzige Touristin, denn ich traf in der gesamten Zeit keine anderen Camper und hatte alle beliebten Strände und Buchten für mich allein.
Leider wurde meine Hündin am ersten Abend auf Menorca gebissen, aber zum Glück konnten die Wunden in einer Tierklink versorgt werden. Glücklicherweise arbeitete dort eine deutsche Tierärztin. Bis auf diesen Vorfall war meine Zeit auf Menorca jedoch traumhaft schön.
Von Menorca weiter nach Mallorca
Mit der Fähre ging es für mich weiter nach Mallorca. Hier blieb ich den gesamten April und Mai, denn Mallorca hat viel zu bieten und besteht zum Glück nicht nur aus S´Arenal mit Mega-Park, Bierkönig & Co.
Ich bereiste die ganze Insel. Besonders gefallen haben mir der Westen und der Norden der Insel, wo es landschaftlich bergiger ist. Das Cap Formentor zum Beispiel ist zwar sehr beliebt, aber lohnt sich dennoch – allein die Fahrt dorthin ist eine Reise wert. Der Westen mit seinen Serpentinen und kleinen Dörfern ist mit größeren Campern schwerer zu bereisen, generell empfehle ich die Balearen im Camper oder Wohnmobil daher nur in der Nebensaison.
Mallorca und Menorca liegen zwar nebeneinander, sind aber ganz verschieden. Menorca ist deutlich kleiner, viel ruhiger, sauberer und auch Kriminalität gibt es dort kaum. Diese Insel hat sich für mich so gar nicht spanisch angefühlt, denn sie ist mit dem spanischen Festland in keinster Weise vergleichbar. Dahingegen ist Mallorca landschaftlich und von den Aktivitäten deutlich vielseitiger, und hier gibt es ganzjährig Touristen. Auf Menorca wird oft gutes Englisch gesprochen, auf Mallorca besonders viel Deutsch.
Ab in die Berge auf dem Festland
Mallorca habe ich verlassen, da die Hitze im Mercedes-Sprinter-Campervan kaum aushaltbar wurde. Zum Leben zu heiß und an Arbeiten war auch nicht zu denken. In Andorra, dem kleinen, unabhängigen Fürstentum in den Pyrenäen zwischen Frankreich und Spanien, war es deutlich besser. Hier stand ich teilweise auf über 2.000 Metern Höhe und bin bis zur Schneegrenze gewandert. Andorra ist zum Skifahren, Wandern und Biken sehr lohnenswert und auch mit dem Camper zu empfehlen. Dort habe ich natürlich auch den 200-Liter-Dieseltank des Sprinters randvoll gemacht – für nur 1,27 Euro pro Liter. Wer dorthin reisen möchte, sollte sich jedoch im Vorhinein um einen Internet-Zugang kümmern, da Andorra nicht Teil der EU ist. Denn hier fallen Roaming-Gebühren an.
Ich habe auch die Pyrenäen weiter westlich bereist, gerade der französische Teil hat mich sehr beeindruckt. Leider gab es auch hier einen Bissvorfall. Mal wieder ging der Angriff vom anderen Hund aus und mal wieder mussten wir in die Tierklinik. Eine Klinik zu finden, die an einem Sonntag geöffnet hat, war gar nicht so einfach, auch weil ich die französischen Bandansagen am Telefon nicht verstehen konnte. Die südeuropäischen Hundebesitzer gehen mit ihren Hunden anders um und erziehen sie anders, als wir das kennen. Meinem Eindruck nach passiert sowas dort häufiger als in Deutschland, wo die Hunde meist angeleint und eher besser erzogen sind. Das ist aber natürlich nur meine subjektive Wahrnehmung.
Zurück nach Deutschland
Der Rückweg nach Deutschland führte mich durch Frankreich, wo ich noch einige Zeit in den schattigen Pinienwäldern an der südlichen Westküste verbrachte. Natürlich schaute ich mir auch die Dune du Pilat nochmal an. Diese Wanderdüne hat mich schon auf meiner ersten Langzeitreise 2018-2019 sehr beeindruckt. Ich verbrachte danach noch eine Woche im Schwarzwald, eine meiner liebsten Regionen Deutschlands.
Im Anschluss ging es auf die Adventure Southside. Wenige Tage später zog auch mein Freund in den Camper, da er nun nicht mehr beruflich an Deutschland gebunden ist. Damit ist meine sechsmonatige Soloreise beendet und wir starten ein neues Kapitel. Aktuell sind wir in der Schweiz und danach geht es mit einem Umweg über Deutschland in den Balkan, nach Griechenland und die Türkei. Dort möchten wir den Winter verbringen und danach eventuell auf einen anderen Kontinent.
Zusätzliche Infos zu Neles Arbeiten im Campervan
Wir haben die Wohnkabine innerhalb von zwei Jahren fürs Vollzeit-Reisen ausgebaut und wollten eigentlich Ende 2023 starten. Doch dann kam eine interessante berufliche Chance für Jakob dazwischen. Für mich stand seit meiner großen Europareise nach meinem Abi (2018/2019) fest, dass ich definitiv noch lange so leben und reisen möchte. Deshalb wollte ich nicht länger warten und bin alleine losgefahren. Dafür habe ich vor drei Jahren auch meine Online-Selbstständigkeit im Bereich Social Media aufgebaut. Meine Kunden sind verschiedene Unternehmen, die ihre Präsenz auf Social Media optimieren möchten. Seit Anfang Dezember 2023 leben wir im neuen Fahrzeug. Auch bei Minus zehn Grad in Deutschland war das kein Problem. Anfang Februar startete meine Reise zunächst alleine. Seit Ende Juli leben, arbeiten und reisen wir nun gemeinsam im Camper.
In ihrem Vantastic-Podcast gibt Nele noch weitere Einblicke in ihre Reiseerfahrungen und den Vanlife-Alltag.
Fotos: Nele von This is Vantastic – Text: Nele, Michael Scheler