Max und Deborah sind mit ihren Kindern in ihrem Campervan unterwegs. Als Familie erkunden sie die Welt und zeigen ihren Kindern alle Seiten des Lebens. Die schönen – aber auch die unschönen. Wahrer Reichtum Campervan bedeutet Bildung für die Knirpse als Vorbereitung auf das Leben. Dabei entsteht ein Film, der zeigen soll, was Reichtum fernab von Geld eigentlich bedeutet. Vanlifemag.de hat mit den Max und Deborah gesprochen. Für uns war dieses Gespräch eines der intensivsten zum Thema, was Vanlife neben Freizeit und Urlaub bedeuten kann.
Vanlifemag.de: Hallo ihr beiden. Naja, ihr seid ja nicht zu zweit, sondern ihr reist in eurem Van mit euren Kindern. Wie heißt ihr eigentlich alle?
Antwort: Wir sind Max, Deborah, Tochter Isabella, Sohn Noah und unsere Hunde Kolja, Rebecca und Carlos. Wir reisen also zu siebt im sechs Meter langen Kastenwagen durch die Welt.
Vanlifemag.de: Schön euch kennenzulernen. In unserem Vorgespräch habt ihr mir erzählt, dass ihr mit euren Kindern durch die Welt reist, aber etwas anders als manch andere Familie. Was meint ihr damit?
Antwort: Ich glaube unsere Aufgabe als Eltern ist es, aus unseren Kindern anständige Menschen zu machen. Wir wollen ihnen zeigen, dass all das, was wir besitzen nicht selbstverständlich ist und wir es schätzen müssen. Wollen ihnen zeigen, wie andere Menschen leben, dass die Welt bunt ist und häufig gar nicht so gefährlich, wie man uns oft versucht zu erzählen. Wir wollen auch Vorurteile ablegen und gemeinsam mit unseren Erlebnissen wachsen, auch zeigen, dass nicht alles im Leben immer schön und perfekt ist.
Vanlifemag.de: Das klingt sehr spannend, aber auch durchaus herausfordernd, da man den Knirpsen vieles auch erklären muss. Gerade die Seiten, die nicht so schön sind, muss man Kindern erklären. Wie stellt ihr das an und wie reagieren eure Kids darauf?
Antwort: Als wir 2021 das erste Mal nach Albanien sind und uns dort auf die Suche nach wahrem Reichtum gemacht haben, sind wir gleich in einem sehr armen Roma-Viertel gelandet. Das war das erste Mal, dass absolute Ruhe im Van herrschte. Keiner hat mehr was gesagt. Du weißt, dass es arme Menschen gibt, aber es ist noch einmal eine ganz andere Sache, wenn du das vor Augen siehst. Wir haben Kinder gesehen, die in Mülltonnen nach Essen suchen und in Häusern leben die sichtlich einsturzgefährdet sind, aber diese Menschen sind nicht weniger zufrieden und glücklich als wir, also mussten wir uns alle die Fragen stellen, wie viel man wirklich zum Leben braucht. Man bekommt einen anderen Blick auf die Dinge. Es gab häufig nicht viel zu erklären, weil Situationen und Dinge so häufig selbsterklärend sind. Wenn dich jemand, der wenig besitzt, zum Essen, Trinken und zum Übernachten in sein Haus einlädt und dir zu verstehen gibt, dass gemeinsame Zeit viel wichtiger ist als Geld, gibt es da kaum noch etwas zu erklären. Unser Sohn geht auf jedes Kind, egal welche Hautfarbe oder Sprache es spricht, ganz selbstverständlich zu und spielt. Wir mussten ihm nicht erklären, dass alle Menschen gleich sind, wir haben es ihm einfach vorgelebt und gezeigt.
Vanlifemag.de: Ihr habt einen YouTube-Trailer mit dem Namen „Auf der Suche nach dem wahren Reichtum“ veröffentlicht. Dabei merkt man, dass ihr andere Werte als wichtig erachtet, als der Mainstream. Was ist für euch der wahre Reichtum?
Antwort: Ich glaube das wir häufig den Blick auf das Wesentliche verlieren. Meine Mutter hatte 2019 einen Schlaganfall und obwohl alles gut verlaufen ist, was an ein Wunder grenzt, bin ich, Deborah, in ein Loch gefallen. All diese Erlebnisse dieser Wochen sind nicht spurlos an mir vorbei gegangen. Schnell musste ich feststellen, dass in unserer Gesellschaft für meine Probleme kein Platz ist. Jeder ist mit sich selbst beschäftigt und muss sich um seine eigenen Dinge kümmern. Viel zu oft handeln wir egoistisch und wenn wir es nicht tun, verlangen wir sehr häufig eine Gegenleistung. Die meisten Depressionsraten kommen in Ländern mit hohem Durchschnittseinkommen vor und das kann man sehr deutlich beim Reisen sehen. In Ländern mit geringer Infrastruktur herrscht ein so warmes und herzliches Miteinander, dass wir uns häufig gefragt haben wo der Haken ist. Den gab es nicht. Du bekommst auch selbst einen anderen Blick auf die Dinge, wenn jemand der sichtlich arm ist, dich einlädt und du nicht bezahlen darfst. Weil diese Menschen wissen, dass Gemeinsame Zeit so viel wichtiger ist als Geld. Das verändert dich. Das ist etwas, was wir in unserer Konsumwelt sehr häufig vergessen. Letzen Endes war auch dies der Grund, wieso wir uns für eine Veröffentlichung auf freiwilliger Spendenbasis für unseren Film entschieden haben- So machen wir ihn zugänglich für jeden, unabhängig von seinem finanziellen Einkommen.
Vanlifemag.de: Ihr seid unterwegs und erkundet die Welt. Wo ist es am schönsten für euch und die Kids und warum?
Antwort: Bisher ist uns bleibt es Albanien, weil die Herzlichkeit einfach unbeschreiblich ist. Das muss man erleben, um es zu verstehen und wenn man breit ist dieses Land mit dem Herzen zu sehen, das zweifellos auch seine unschönen Seiten hat, wie Müllberge und Straßenhunde. Dieses Jahr haben wir ein paar Tage einer albanischen Organisation bei der Arbeit mit den Hunden geholfen. Das war großartig, weil du nicht einfach nur machtlos zusehen musst, sondern aktiv helfen kannst. Auch die Türkei hat uns gut gefallen, aber unser Herz gehört Albanien.
Vanlifemag.de: Mit Kindern zu reisen bedeutet auch insbesondere sie zu beschäftigen. Was sind eure Tipps für Eltern, die mit ihren Kindern lange Reisen machen wollen?
Antwort: Wir Eltern machen uns häufig viel zu viele Gedanken darüber, wie wir unsere Kinder beschäftigen sollen, doch viel braucht es dazu gar nicht. Gemeinsame Zeit, Natur und andere Kinder, die man automatisch auf solchen Reisen trifft, reichen völlig aus. Kinder müssen auch mal lernen nichts zu tun. Wir sollten uns als Eltern gar nicht so viele Gedanken darüber machen, wie wir unsere Kinder beschäftigen, das lernen sie von ganz alleine. Sie fangen an kreativ zu werden und sich selbst Dinge auszudenken. Das ist so viel schöner mit anzusehen, als Kinder dauernd beschäftigen zu wollen.
Vanlifemag.de: Eurer Instaaccount ist voll, wirklich voll mit tollen Bildern. Wo ist zum Beispiel dieses wahnsinnig schöne Foto mit den Heißluftballons entstanden und wie habt ihr diesen Spot gefunden?
Antwort: Das ist auf der asiatischen Seite der Türkei aufgenommen worden. Es war für mich als Fotografin schon seit Jahren ein Traumziel. Nachdem wir über Ungarn, Bosnien, Montenegro, Albanien und Griechenland gereist sind, haben wir uns ganz spontan für die Türkei entschieden. Mit Pferden haben wir die Umgebung erkundet und dabei unseren Spot gefunden. Unser Auto wurde 7,5cm höher gelegt und ist wohl einer der wenigen Ducatos, die ins Gelände dürfen. Teilweise hing uns ein Reifen in der Luft, das war schon recht spektakulär. Die Einheimischen waren echt überrascht, dass wir mit einem Camper an diesen Ort gekommen sind, aufgesetzt sind wir aber zum Glück nicht.
Vanlifemag.de: Wie wir alle wissen verändert sich unsere Welt derzeit. Man kann nicht mehr in alle Länder reisen, die früher toll waren. Syrien und Libyen zum Beispiel. Was würdet ihr euch wünschen, wenn euer Wunsch die Reisewelt verändern könnte?
Antwort: Zwei unserer Traumziele sind die Mongolei und der Iran. Beide Länder fallen aktuell raus und das ist schade. Wir wünschten uns, dass wieder mehr Frieden einkehrt, dass wir alle wieder respektvoller und empathischer mit einander umgehen. Wir werden sicher nicht die Welt verändern, aber wir hoffen, dass wir mit unserem Film den ein oder anderen erreichen, denn wenn man nur ein Schicksal ändert, hat man schon etwas erreicht
Name: Constantins Diary (Deborah)
Alter: 33
Beruf: Fotografin und Filmemacherin
Fahrzeug: Fiat Ducato
Wichtige eigene Umbauten am Fahrzeug: Die ORC Höherlegung ist wohl unsere wichtigste Umbaumaßnahme, denn sonst könnten wir unseren Ducato niemals so durch die Pampa jagen, wie wir es aktuell tun :-D. Wahrer Reichtum Campervan.