Der Land Cruiser als Basis für ein Allrad-Reisemobil ist immer eine gute Wahl. Seine Zuverlässigkeit und die nahezu weltweite Verfügbarkeit von Ersatzteilen machen ihn zu einem idealen Reisegefährt, das vor allem abseits befestigter Straßen punktet. Mit Klappdach und passendem Ausbau geht der Toyota Land Cruiser aber auch als kleiner Campervan durch. Wir haben uns den Reise-Toyo von Bierbrauer Benno Wieser und seiner Frau Julia aus Wiesmühl an der Alz näher angesehen.
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Benno der (ehemalige) Bierbrauer
Benno kennt sich mit Bier aus. Das mit dem Bierbrauer stimmt allerdings nicht mehr so ganz. Als er als vorletzter Nachfahre von Joseph Wieser, der 1824 begann in Wiesmühl Bier zu brauen, die die Aufgabe antrat, die Brauerei fortzuführen, erkannte er sehr schnell, dass er einen guten siebenstelligen Betrag investieren müsste, um die alten Anlagen zu modernisieren. Nach reiflichen Überlegungen entschied er sich dagegen, wandelte die Brauereigebäude in Wohnraum um und bot einem jungen Bierbrauer und ehemaligem Lehrling der Brauerei, die Möglichkeit in einem Teil der alten Räumlichkeiten eine kleine Privatbrauerei zu eröffnen. Die alte Brauereistube beherbergt jetzt ein Hotel und Restaurant mit gehobener Küche, der Inhaber hat bei Sterneköchen gelernt und gearbeitet.
Nachdem somit die weitere Verfügbarkeit des kostbaren Gerstensaftes und gutes Essen gesichert waren, fing Benno an, sich Gedanken über seine eigene Zukunft zu machen. Da Reisen, neben dem Gitarre spielen, schon immer eine Leidenschaft war, war der Schritt zum eigenen Reisemobil nicht weit. Raus, die Welt erkunden und die Klampfe klingen lassen ist definitiv kein schlechter Lebensentwurf. Mit seiner Lebensgefährtin Julia hat er zudem jemanden gefunden, der diese Begeisterung teilt.
Der Toyota Land Cruiser als kleiner Campervan
Dass das Reisemobil ein geländegängiges Fahrzeug sein soll, war schnell klar. Da der Wagen nicht allzu groß, wendig und zuverlässig sein sollte sowie darüber hinaus noch eine Portion Kultigkeit mitbringen durfte, fiel die Wahl letztlich auf den Toyota-Klassiker. Der Land Cruiser genießt seinen weltweiten Ruf der Unverwüstlichkeit schließlich nicht zu Unrecht. So führte der Weg zu Tom´s Fahrzeugtechnik. Auf Bennos Wunschliste standen unter anderem Möbel, ein Klappdach, eine Markise und vor allen eine Halterung für die Gitarre. Kein Problem für Tom Ramming und sein Team. Sie sind spezialisiert auf weltreisetaugliche Umbauten für den bulligen Japaner.
Als wir Julia und Benno auf einer Polen-Tour kennenlernen, sind wir ziemlich schnell von ihrem Toyota und dessen Fähigkeiten im Gelände begeistert. Trotz seiner für ein Reisemobil recht kompakten Abmessungen, ist er gegenüber den sonst mitfahrenden G-Modellen, Defendern und natürlich unserem Jimny doch ein ziemlicher Brocken. Gerade in den polnischen Wäldern schlägt sich der wuchtige Land Cruiser dennoch erstaunlich gut und passt nahezu überall durch. Von seinen Fähigkeiten im tiefen Schlamm brauchen wir an dieser Stelle nicht zu reden. Und an der Stelle, an der, bis auf zwei Fahrzeuge, jeder steckenblieb, half die montierte Winde zuverlässig, den Karren aus dem tiefen Schlamm zu ziehen.
Der Ausbau des Land Cruisers
So war schnell klar, dass wir nach der Tour mit Benno einen Termin für eine Fotostunde ausmachen. Im Spätherbst treffen wir uns also mit ihm in seiner Heimat in Wiemühl an der Alz. Der Tag ist sonnig und die Sonne zeigt noch einmal, was sie so draufhat. Ideale Bedingungen also. Der gelungene Ausbau besticht durch viele durchdachte Details. Da ist zum Beispiel der Zweiflamm-Gaskocher, der sich gleich an drei unterschiedlichen Stellen nutzen lässt. Seinen Standardplatz hat er auf der rechten Fahrzeugseite im Ausbau. Er lässt sich aber auch auf der ausklappbaren Tischplatte, die an der Hecktür montiert ist, oder auf dem abgeklappten Sandblech auf der Beifahrerseite platzieren. Dazu wird er einfach durch das aufgeschobene Heckfenster nach draußen gestellt. Der angeschlossene Gasschlauch muss dabei nicht demontiert werden. Einzig die an einer Kederschiene angebrachten Taschen für Kleidung und sonstiges Gepäck müssen dafür nach vorne geschoben werden. Üblicherweise hängen sie direkt vor dem letzten Fenster und bieten somit gleichzeitig Sichtschutz.
Unter dem Kocher sind die Gasflaschen untergebracht und ein 200-Liter-Wassertank montiert. Die Spüle befindet sich neben dem Kocher. An einen Schlauchanschluss hinten am Küchenblock kann einen Duschschlauch aufgesteckt werden, der nach draußen geführt werden kann. Damit Julia und Benno vor neugierigen Blicken abgeschirmt duschen können, haben sie ein kleines Wurfzelt dabei, das gleichzeitig als Toilettenzelt dient. Ein Klapphocker mit Toilettensitz und Tüte drunter dient als königlicher Thron.
Ein Platz für die Gitarre im Land-Cruiser-Campervan
Natürlich hat auch eine von Bennos Gitarren ihren festen Platz. Er verrät uns mit einem Augenzwinkern, dass er etwa 20 Stück besitzt. Das jeweilige Instrument der Wahl ist während der Fahrt unter dem Bett im Klappdach sicher befestigt.
Apropos Bett und Klappdach: geschlafen wird im Obergeschoss. Die Polster auf den Staukisten gegenüber der Küche dienen als Sitzgelegenheit, wenn es draußen oder zu kalt ist oder der Regen von der Seite kommt. Zur Not lässt sich hier aber auch eine Schlafmöglichkeit schaffen. Bei weniger starken Regenfällen kann man übrigens problemlos auch draußen sitzen. Eine 270-Grad-Markise macht es möglich, Campingtisch und -Stühle sind in einer Alukiste an der Hecktür untergebracht.
Kommen wir zum Schluss noch einmal zurück aufs Bier. Damit unterwegs der Vorrat des Hopfengetränks auch ausreichend gekühlt werden kann, ist mittig hinter den Fahrersitzen eine Engel-Kühlbox montiert. Eine gute Idee, da Julia und Benno mit dem Toyota mittlerweile nicht nur in verschiedenen Ländern Europas unterwegs waren, sondern auch in der Wüste in Tunesien. Da ist ein kühles Bier am Abend mehr als willkommen.
Die Webseite zu den Reisen
Auf der Webseite Exiting World Tracks berichten die beiden über ihre spannenden Touren durch die Welt. Schaut rein!
Fotos: Michael Scheler, Julia Wieser – Text: Michael Scheler