Der alte „Landy“ ist bei vielen nach wie vor ein beliebter Offroad-Camper. Geländegängigkeit und Kantigkeit sind genauso legendär wie sein Kultstatus. Doch seit fast 10 Jahren ist Schluss mit eckig. Der neue Defender hat viel von dem eingebüßt, was die alte Ofroad-Ikone ausmachte. Doch taugt der Land Rover New-Defender ebenfalls als Basis für einen 4×4-Camper? Wir haben uns einen Umbau der Firma Matzker aus Köln angesehen. Und die eignet sich durchaus als Reise-Offroader.
Defender – alt gegen neu
Viele vermissen ihn, den guten alten Landy. 1948 als zweiter, echter Geländewagen nach dem Urvater aller Offroader, dem Jeep, entstanden, wurde er bis 2016 gebaut. Kantig, eckig, mit Macken und beengte Sitzverhältnissen für den Fahrer. Und dennoch hat er weltweit seine Fangemeinde gefunden. Nicht nur Militärs, Hilfsorganisationen oder NGOs haben ihn eingesetzt, er wurde auch zum Inbegriff des hoch geländegängigen Reisemobils. Ebenfalls unvergessen: die Camel Trophy. Ohne den Landy wäre sie wohl kaum das geworden, was sie geworden ist.

Mit dem neuen Defender erlebt Land Rover, was man bei Jeep schon spätestens seit der Vorstellung des Wrangler YJ kennt. Die einen finden ihn grauenvoll, die anderen mögen ihn. Ja sicher, auch früher gab es schon Modifikationen am Landy, aber die fielen meist mehr oder weniger moderat aus. Diesmal ist das jedoch anders. Der Neue polarisiert, und das recht heftig. Eine Sache war jedoch definitiv zu erwarten: Über kurz oder lang bietet der Markt einiges an Zubehör für An- und Umbauten. Und dass die Land-Rover-Spezialisten von Matzker dabei eine Rolle spielen würden, verwundert wohl auch kaum jemanden. Sehen wir uns also an, was am New-Defender so alles geht. Und schauen wir, ob man aus dem Neuen auch einen akzeptablen 4×4-Camper machen kann.

Der New-Defender – ein Termin im Gelände
Wir haben uns mit Daniel Pfeiffer, Verkaufsleiter bei Matzker, auf dem Land-Rover-Gelände in Wülfrath verabredet. Perfekte Location, um den umgebauten New-Landy nicht nur abzulichten, sondern den Umbau auch gleich auf Herz und Nieren zu testen. Von der heftigen Steigung über verworfene Tracks bis hin zur Wasserdurchfahrt ist hier schließlich alles vorhanden. Und eine perfekte Fotokulisse für Geländewagen gibt das Gelände obendrein ab.

Doch schauen wir erst einmal, was die Matzker-Mechaniker so alles umgebaut und an das edle Blech drangeschraubt haben. Als erstes fällt natürlich der Außenkäfig auf, der gleichzeitig als Dachträger und Lampenhalter fungiert. Die an der A-Säule nach unten laufenden Stützen sorgen nicht nur für ausreichend Stabilität, sondern taugen auch gleich noch als Astabweiser. Lediglich das Rohr vom Schnorchel ragt noch weiter nach vorne. Doch das ist ausreichend massiv, dass auch größere Äste mühelos zur Seite gedrückt werden dürften.


Seitlich am Überrollkäfig sind Halteplatten für das Anbringen von Ausrüstung oder Benzinkanistern montiert. Obendrauf hätte weiteres Equipment oder ein Dachzelt Platz. Bergezubehör wie die hier montierten Sandboards können oben an den Seiten befestigt werden und sind dort nicht nur gut aufgehoben, sondern auch schnell im Zugriff. Zusätzliche Sicherheit gibt´s auch noch für die Scheinwerfer. Dafür sorgt ein passgegenau geformtes Gitter, das im Scheinwerferrahmen montiert wird. Zum Fototermin an unserem Testwagen übrigens aus diversen Gründen nur auf der rechten Seite.

Mehr Geländegängigkeit für den New-Defender
Schutz und Platz für Gepäck ist obenrum also vorhanden. Schauen wir nach unten. An den Seiten sind massive Rockslider montiert, der Unterboden komplett mit Schutzplatten beplankt. Hervorstehede Baumstümpfe oder größere Felsbrocken dürften dem Defender also wenig ausmachen. Statt auf den serienmäßigen Reifen mit der Größe 255/70 R18 rollt der Land Rover jetzt auf dem grobstolligen Cooper-Discoverer. Der hat dann auch gleich noch rund drei Zentimeter mehr Durchmesser. Die 8×18-Zoll-Felgen hören auf dem Namen Braid Winrace.

Ein höheres Fahrwerk gibt es nicht, dafür hat Matzker zusätzlich ein elektronisches Handling- und Offroad-Kit eingebaut. „Noch mehr Elektronik“, werden die Puristen jetzt stöhnen. Aber Hand aufs Herz, bei einem Fahrzeug, das ohnehin schon bis obenhin voll damit ist, spielt das auch keine Rolle mehr. Zumal sich das Ergebnis sehen lassen kann. Ist der Neue ohnehin schon richtig gut im Gelände, wird er damit noch besser. Nur eben nicht durch mechanische Teile, sondern durch fließenden Strom.

Und wo wir beim Thema Strom sind: Der wird nicht nur für das Fahren im Gelände verwendet, sondern auch für zusätzliches Licht. Eine LED-Bar und zwei LED-Scheinwerfer am Überrollkäfig bringen ausreichend Extra-Licht ins Dunkel. Die Lightbar stammt von Osram, die beiden LED-Scheinwerfer, die als Zusatz-Fernscheinwerfer dienen, von Nolden. Und gegen beides dürften dann auch die Puristen wohl wenig Einwände haben. Zusätzliche Scheinwerfer wurden schließlich schon am alten Landy montiert.

Unser Fazit nach einem Tag im Gelände: Der Umbau ist stimmig und gelungen. Gerade die zusätzlichen Schutzplatten machen Sinn, wenn man mit einem Fahrzeug voller elektrischer Helferlein ins Gelände will. Der Überrollbügel steht dem Defender nicht nur optisch gut und der Schnorchel mit Zyklonfilter sorgt für mehr Wattiefe. Damit wird auch der New-Defender zu dem, was man gemeinhin einen echten Offroader nennt.

Der Land Rover New-Defender als Basis für einen 4×4-Camper
Mit diesen Umbauten ist dann die Basis gelegt, um einen 4×4-Camper aus dem New-Defender zu machen. Auf das Dach noch ein Dachzelt, ins Heck ein Küchenauszug und eine Kühlbox, wie zum Beispiel die Icebox, die zusätzlich mit Solarmodul und Akkubox lange autark läuft, und man wäre fast schon ausgestattet. Klar, seitlich wird man noch eine Markise montieren, die vor Sonne und Regen schützt und natürlich Campingstühle und Tisch einpacken. Außerdem noch ein paar Wasserkanister, wie zum Beispiel die superkompakten Kanister von Koma.Land oder die Dromedary Bags, die robusten Wassersäcke für Camper. Fehlt noch was? Eigentlich nicht, oder?



Und ja, es bleibt die Frage, ob der neue Defender fernab der Zivilisation genauso zu reparieren sein wird, wie der alte Defender. Bei dem musste und muss man zwar durchaus öfter mal ran und sollte den Werkzeugkasten und ein paar Ersatzteile im Gepäck haben, aber mit ein wenig technischem Verständnis war und ist das zu machen. Beim neuen Landy ist dagegen das Diagnose-Tool angesagt. Und ob das in der Buschwerkstatt vorhanden ist, ist die Frage. Aber dafür gibt es ja Land Rover Assist. Und mal ganz ehrlich: In die ganz abgelegenen Gegenden fahren doch die wenigsten von uns – oder?
















