KNaus Tabbert Werk

Bei Knaus Tabbert beginnt das Großreinemachen

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Zuletzt gab es durchweg schlechte Schlagzeilen für die Knaus Tabbert AG. vanlifemag.de fasst die Vorgänge zusammen und berichtet, wie sich Knaus Tabbert die Transformation in eine bessere Zukunft vorstellt. Seitens der Presseabteilung gibt es neue Verlautbarungen zur strafrechtlichen und wirtschaftlichen Situation.

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Was bisher geschah im Knaus Tabbert Krimi

In gewisser Weise begann alles vergleichsweise unspektakulär. Knaus Tabbert musste – wie andere Hersteller auch – verschiedene betriebsbedingte Maßnahmen ergreifen, um der Krise in der Mobilitätsbranche zu begegnen. Das meint insbesondere die Ausrufung von Kurzarbeit und teilweisem Produktions-Stopp, um das Überangebot bei Händlern und eigenen Marken von den Höfen zu bekommen.

Im Zuge der Sättigung des Camping-Marktes und des Rückgangs der Nachfrage musste die Aktiengesellschaft Knaus Tabbert zweimal ihre Umsatzziele – und damit auch die Gewinnerwartung – korrigieren. Dies führte zum Einbruch des Aktienwertes seit Mai diesen Jahres. Stand heute (5.12.24) hat die Aktie seit dem Börsengang im November 2021 einen Kursverlust von rund 75 Prozent erlitten. Davon alleine in den letzten sechs Monaten 72,5% (Quelle: boerse.de). Soweit so gut, doch bis hierher ist das noch kein Krimi. Es sind betriebswirtschaftliche Vorgänge, die in ähnlicher Form als Reaktion auf den Wandel im Markt auch bei anderen Herstellern wie Hobby oder Dethleffs stattfinden.

Die Polizei durchsucht und verhaftet

Dann kam unerwartet eine umfangreiche Durchsuchung von Geschäftsräumen der Knaus Tabbert AG am Hauptsitz in Jandelsbrunn sowie bei einem Partner im Saarland. Auch die Privatwohnungen von Vorständen wurden durchsucht, um Beweismaterial zu sichern. Folge war die Verhaftung der Vorstände Adamietzki und Vaterl sowie deren fristlose Entlassung durch den Aufsichtsrat. Der Vorwurf: Bestechung. Die Vorstände sollen gegen Zuwendungen von vier Lieferanten deren Produkte bevorzugt haben (wir berichteten). Dabei sollen die Zahlungen die Grenze von 50.000 Euro laut Oberstaatsanwalt “sehr, sehr deutlich” überschritten haben (Quelle: pnp.de). Ein Umstand, der gesetzlich die sofortige Inhaftierung rechtfertigt.

Bereits zuvor gab es Unruhe in hochrangigen Personalfragen. Der Sessel des Chief Financial Officer (CFO) wurde zweimal verlassen und der Pressechef musste gehen. Aber auch der Chief Executive Officer (CEO) quittierte zuletzt “aus persönlichen Gründen” seinen Dienst, wie es von Unternehmensseite hieß. Das führte zum Wechsel von Wim de Pundert vom Aufsichtsrat an die Vorstandsspitze, wobei er in Personalunion die Aufgaben des CEO und CFO übernahm. Wim de Pundert ist dem Unternehmen seit Übernahme durch die HTP Investments, die Knaus Tabbert nach der Insolvenz 2009 wieder in die Erfolgsspur brachte, als Aktionär verbunden. Zuletzt ist er der einzige Vorstand im Amt.

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Knaus Tabbert mit neuem CFO und transparenter Compliance-Offensive

Knaus Tabbert stellt wiederholt fest, dass nicht gegen das Unternehmen ermittelt wird. Aus dem Vorstand wird betont, dass “die Knaus Tabbert AG aktuell nicht Gegenstand der Untersuchung, sondern Geschädigte ist”. Zugleich werden Maßnahmen zur Umstrukturierung bekannt gegeben. Insbesondere die Zusammenarbeit mit den namentlich noch immer nicht öffentlich bekannten und beschuldigten Lieferanten wird beendet.

Eine hausintern installierte Task Force hat die Aufgabe, die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft und eigene Untersuchungen mit externen Kräften zu unterstützen. Laut der entsprechenden Pressemitteilung will Knaus Tabbert “Schadenersatzklagen und Strafantrag” einreichen. Zur Unterstützung des Transformationsprozesses wurde ein Krisenmanagement-Unternehmen beauftragt. Ziele einer Analyse sollen nicht nur die Aufklärung, sondern auch die Prävention sein.

Am 5.12.24 verkündet Knaus Tabbert die nächste Personalie, wonach das Unternehmen den bisherigen Interims-Finanzdirektor Radim Ševčík, zum CFO der Knaus Tabbert AG bestellt. Wim de Pundert will sich unterdessen verstärkt um die CEO- und CSO-Aufgaben im Vertrieb kümmern. De Punderts Statement dazu: “Herr Ševčík und ich werden uns mit aller Kraft dafür einsetzen, eine nachhaltige Strategie der Festigung unserer Marktposition mit einem besonderen Fokus auf gesunde Profitabilität einzuführen.”

Update 6.12.24: Wie die FAZ berichtet, schlägt de Pundert Im Zuge der von ihm genannten “Restrukturierung” einen strikten Streichungskurs ein. Das bedeutet: Verlängerung des Produktionsstopps bis Ende Januar, 2025 gibt es keine Dividende, das Marketingbudget wird halbiert, Leiharbeiter wurden bereits gekündigt und es werden mutmaßlich betriebsbedingte Kündigungen kommen. Das damit verbundene Ziel ist die Erhaltung der Liquidität, was ja nichts anderes bedeutet als Erhaltung des Unternehmens (Quelle: faz.net). Eine Insolvenz wäre die Maximierung des Desasters. Die Börse quittiert es freundlich. Der Kurs zum Wochenschluss liegt am Nikolaustag mit 14,05 Euro knapp 2% über dem Tagestief.

Kommentar: Schnelles Handeln beweist Stärke, doch Skepsis bleibt vorerst

Alleine die Schnelligkeit von Wim de Pundert verdient Beachtung. Der komplette Wechsel in der operativen Unternehmensleitung, die Kooperation mit der Justiz, die selbst initiierte externe Kontrolle und die Vertrauensmaßnahmen in Marktperspektiven scheinen probate Mittel, um Knaus Tabbert wieder in ruhigere Fahrwasser zu bekommen. Ob das gelingt, bleibt offen, denn die hausinternen Probleme kollidieren zeitgleich mit der Krise der gesamten Mobilitätsbranche und dem gesamtgesellschaftlichen Wandel.

Insbesondere die aktuell noch unklare Identifikation und Rolle der beschuldigten Lieferanten lässt keine seriöse Einschätzung der Wirkung auf das Unternehmen oder gar die Branche zu. Wirtschaftlich dürfte das gleichzeitig prognostizierte schwache Wachstum unter ein Prozent nach den aktuellen Gepflogenheiten den Optimismus in Grenzen halten. Zugleich schaffen die Entscheidungen von Wim de Pundert – erhält selbst große Anteile des Unternehmens – neue Glaubwürdigkeit und Vertrauen in die Zukunft. Für die Investoren ist das ein positives Signal, dennoch ist Geduld gefragt.

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