Wird die Wohnmobil-Zukunft elektrisch?

Wird die Wohnmobil-Zukunft elektrisch?

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Die EU plant derzeit ein Verbrenner-Aus für Firmenflotten und Mietautos. Im PKW-Bereich scheint der Umstieg durchaus möglich, vor allem, da bis zum geplanten Datum 2030 noch rund fünf Jahre vergehen werden. Fünf Jahre, in denen die Entwicklung massive Fortschritte machen wird. Doch wie sieht es bei den Campern aus? Wird auch die Wohnmobil-Zukunft elektrisch? Wir haben uns den e.home Eco, eine Studie von Dethleffs, angesehen und nachgefragt.

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Wohnmobil-Basisfahrzeuge mit Elektroantrieb

Mittagspause mit Laden des E-Campers – bald Normalität?

Die Auswahl bei PKWs mit E-Antrieb ist mittlerweile recht groß. Doch auch bei den Vans und Transportern, die als Basis für Camper und Wohnmobile dienen, hat sich einiges getan. Citroën, Fiat, Ford, Mercedes, Nissan, Opel, Peugeot oder Volkswagen, aber auch Marken, die hierzulande noch als Exoten gelten, wie Ari, BYD oder Maxus, haben Fahrzeuge im Programm, die – ob klein, mittel oder groß – zum Camper werden können. Campervans und Wohnmobile mit reinem E-Antrieb zu bauen wäre also grundsätzlich schon heute möglich.

Doch ganz so einfach ist es in der Praxis dann doch nicht. Kann man einen E-Minicamper oder einen E-Campervan durchaus noch realisieren, ohne bei Material und Einrichtung im ganz großen Stil umdenken zu müssen, klappt das bei größeren Fahrzeugen mit eigenem Wohnaufbau nicht unbedingt. Auf- und Einbauten müssen leichter werden, der CW-Wert wird noch einmal wichtiger und die Qualität der Arbeit spielt auch eine ganz andere Rolle.

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Die Dethleffs-Studie e.home Eco – ein Besuch in Isny

Wir sind zu Besuch bei Dethleffs in Isny und informieren uns unter anderem über die Studie e.home Eco, ein vollelektrisches Wohnmobil, das von außen zunächst aussieht wie andere Fahrzeuge dieser Kategorie. Doch es sind die Kleinigkeiten, die auffallen. So sucht man Seitenspiegel zum Beispiel vergebens. Zu viel Luftwiderstand. Den Job erledigen hier nach hinten gerichtete Digi-Cams. Auch Markise und Dachaufbauten sind dem besseren CW-Wert zum Opfer gefallen, und die Radläufe sind komplett glatt gestaltet.

In der Dethleffs-Studie kommen ganz neue Plattenwerkstoffe zum Einsatz. Das Innenleben besteht aus recycelten PET-Flaschen, Papp-Wabenkern oder Popcorn.

Die anderen großen Unterschiede zu den Wohnmobilen mit Verbrenner sieht man dagegen nur bedingt oder gar nicht. Die Dämmung des Aufbaus besteht zum Beispiel aus einen PET-Plattenmaterial aus recycelten Kunststoff-Flaschen. Hintergrund der Wahl ist der Wunsch nach einem Material mit möglichst geringem CO2-Fußabdruck. Daher wird innen auch mit Naturwoll-Filz gearbeitet, was für zusätzliche Schalldämmung sorgen soll. Der Boden besteht aus Linoleum, ein in Vergessenheit geratener Bodenbelag, der aus Leinöl und Kork besteht.

Damit die Möbel nicht zu schwer werden, verfügen die Eiche-furnierten Platten über eine Wabenkern aus Pappe. Ganz spannend wird es bei der Küchenplatte. Deren Inneres besteht nämlich aus Popcorn – ja, richtig gehört. Ob es sich bei dem dafür verwendeten Mais jedoch um Ausschussware, die sich anderweitig nicht verwenden lässt, handelt, konnte man uns leider nicht sagen.

Der Grundriss hingegen offenbart keine neuen Überraschungen. Einzelbetten hinten, Bad mittig links, Küchenblock gegenüber und die Sitzgruppe vorne mit Fahrerhaus-Drehsitzen. Ungewöhnlich ist eher das Material. Schafwoll-Stoffe, die leicht zu reinigen sind, und ein Waschbecken aus Bambus. Das hatte übrigens ursprünglich eine andere Bestimmung und sollte Salatschüssel werden. Passt aber auf der einen Seite prima, auf der anderen Seite zeigt es, dass man im Prototypenbau oft ähnlich unkonventionelle Wege geht, wie manch Selbstausbauer. Das macht die Sache doch sehr sympathisch.

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Ford E-Transit, die Basis für den e.home Eco

Basisfahrzeug für die Dethleffs-Studie ist das Fahrgestell des Ford Transit als reines Elektrofahrzeug. Konfiguriert man das E-Fahrgestell, kann man zwischen zwei Batteriegrößen wählen. Eine mit guten 300 und einen mit rund 400 Kilometern Reichweite. Die mögliche Zuladung macht den Unterschied. Sind es bei dem Fahrgestell mit der geringeren Reichweite gute zwei Tonnen, lässt die größere und damit schwerere Batterie der zweiten Variante nur eine Nutzlast von wenig mehr als 1.800 Kilo zu. Runde 200 Kilo weniger also und damit noch ein Grund leicht zu bauen.

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Denn bei der Dethleffs-Studie hat man sich für die 400 Kilometer Reichweite entschieden. Der Ford leistet 184 PS und soll an der passenden Ladesäule in knapp einer halben Stunde zu 80 Prozent voll sein. Heißt, das Reisen ändert sich, was jedoch kein Nachteil sein muss, wie Lotte Paul und ihr Mann Dirk Müller-Paul auf ihrer Reise mit dem E-Campervan nach Schweden bewiesen haben.

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Wie reist es sich mit einem E-Campervan?
Im E-Campervan nach Schweden? Geht, aber der Weg ist ebenfalls das Ziel.

Wird die Wohnmobil-Zukunft elektrisch?

Wird die Wohnmobil-Zukunft also elektrisch? Wahrscheinlich irgendwann ja, aber ganz so schnell geht es dann doch nicht. Im Gespräch erfahren wir, dass es noch einige Hürden gibt. Zwar ist der e.home Eco komplett gasfrei konzipiert und verfügt über Solarmodule mit insgesamt sagenhaften 1.700 Watt Gesamtleistung, doch der Saft fließt nicht in die Fahrzeug-, sondern die Aufbaubatterie. Ein Plus an Reichweite gibt es dadurch also nicht.

Der Strom aus der Solaranlage fließt nicht in die Fahrzeug-, sondern in die Aufbau-Batterrie.

Doch die Probleme liegen an anderer Stelle. Was man beim Verbrenner aufgrund der Motorengeräusche nicht hört, macht sich beim nahezu lautlos dahingleitenden Wohnmobil mehr als unangenehm bemerkbar: die Geräusche, die aus dem Aufbau kommen. Denn klar, da verwindet sich je nach Fahrsituation die Kabine, hinten drin klappert irgendeine Schublade oder Tür. Kurz: Es quietscht, knarzt und macht alle möglichen Geräusche, die beim Verbrenner einfach untergehen. Die maßgebliche Erkenntnis – zumindest bei Dethleffs – aus der Studie ist daher: Die Konstruktion des Aufbaus muss unter die Lupe. Erst wenn das erfolgreich erledigt ist, kann man an eine Serienfertigung denken. Die elektrische Wohnmobil-Zukunft muss also wohl noch ein bisschen warten.

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