Dieses Fahrzeug spielt in einer ganz eigenen Liga. Es ist weniger klassischer Campervan, sondern eher rollende Expeditionsbasis für alle, die Vanlife nicht nur auf Schotterstraßen, sondern auch jenseits ausgebauter Wege leben wollen. Entwickelt wurde der 2026 GXV Epic für den US-Markt, basierend auf einem umgebauten Kenworth-4×4-Lkw. Damit ist er in Deutschland offiziell nicht erhältlich, und der Import wäre kompliziert und kostspielig. Trotzdem lohnt sich ein genauer Blick, denn der Wagen zeigt, wie weit sich das Konzept „mobiles Zuhause“ treiben lässt.
US-Expeditionsfahrzeug mit Lkw-Basis statt klassischem Van
Der 2026 GXV Epic baut auf einem Kenworth-4×4-Chassis auf – also einem schweren Lkw mit Allradantrieb. Technische Eckdaten wie ein zulässiges Gesamtgewicht (GVWR) von 33.000 lbs, also rund 14.969 Kilogramm, und eine Länge von etwa 9,19 Metern (30’2”) verdeutlichen, dass es hier nicht um einen kompakten Kastenwagen geht, sondern um ein echtes Expeditionsmobil. Die Breite des Aufbaus liegt bei rund 2,44 Metern, von Spiegel zu Spiegel bei etwa 3,10 Metern. Die Höhe von rund 3,78 Metern (12’5”) macht deutlich, dass Fährbuchungen, Brückendurchfahrten und enge Altstadtgassen keine natürliche Umgebung für diesen Koloss sind.
Der Allradantrieb mit Untersetzungsgetriebe (High-/Low-Range-Transfer Case), sperrbaren Differenzialen an Vorder- und Hinterachse sowie ein beeindruckendes Crawl-Ratio von 50:1 machen ihn geländegängig auf einem Niveau, das herkömmliche Camper weit hinter sich lässt. 44-Zoll-Bridgestone-L315-Offroadreifen und King-Offroad-Stoßdämpfer unterstreichen diesen Anspruch. Die Bodenfreiheit von rund 29 Zentimetern (11,5”) hilft bei tiefen Spurrillen, Felsstufen und ausgefahrenen Pisten. Für Vanlife eignet er sich daher eher als Basislager für lange Reisen in abgelegene Regionen als für den Stadtverkehr.
6,7-Liter-Cummins-Diesel und Notfall-Winde für ernsthafte Offroad-Touren
Angetrieben wird der 2026 GXV Epic von einem 6,7-Liter-Cummins-Turbodiesel. Ein überarbeiteter Engine-Performance-Tuner soll zusätzlich für mehr Leistung und Drehmoment sorgen – Angaben zu genauen Werten fehlen, doch der Charakter des Antriebs ist klar: viel Kraft bei niedrigen Drehzahlen, ideal zum Klettern im Gelände und für lange Etappen mit schwerem Gewicht. Unterstützt wird das Ganze von einer 20.000-lbs-Winde, also rund 9.072 Kilogramm Zugkraft. Für ernsthafte Offroad-Reisen ist diese Selbstbergungsoption ein entscheidender Faktor.
Zur Offroad-Tauglichkeit gehören auch ein robuster, mit Bedliner beschichteter Außenlack sowie geschmiedete Aluminiumräder, die Gewicht sparen und Stabilität bringen. Das Fahrwerk mit King-Offroad-Dämpfern zielt auf lange Wellblechpisten und harte Schläge ab. Dazu passt ein Kraftstofftank von rund 757 Litern (200 gal), der enorme Reichweiten ermöglicht – ein wichtiger Punkt für Fernreisen durch Regionen mit dünnem Tankstellennetz. Für klassische Vanlife-Touren durch Mitteleuropa ist dieser Vorrat überdimensioniert, für Expeditionen nach Nordafrika oder in abgelegene Regionen Nordamerikas dagegen ein echter Bonus.
Autarke Stromversorgung und Power-Management für lange Standzeiten
Einer der faszinierendsten Aspekte des 2026 GXV Epic ist das elektrische System. Eine Mastervolt-Anlage mit marinetauglicher Verkabelung bietet 18 kWh Batteriekapazität, einen 4.500-Watt-Wechselrichter und 1.980 Watt Solarleistung. In metrische Größen umgerechnet entspricht das etwa der Solaranlage eines kleinen Hauses. Die neuen bifazialen Solarpaneele können Licht von beiden Seiten nutzen und steigern so die Effizienz – spannend gerade für lange Standzeiten in sonnigen Regionen.
Besonders interessant für Langzeitreisende ist das neue Power-Share-System. Es hält die Fahrzeugbatterien über einen Erhaltungsladestrom aus dem „Haus“-System fit und kann im Notfall Energie zwischen den Systemen verschieben. Das reduziert das Risiko, mit leeren Starterbatterien irgendwo abseits der Zivilisation festzusitzen. Ergänzend lässt sich Starlink integrieren, um nahezu überall Internetzugang zu bekommen – vor allem für digitale Nomaden ein wichtiges Argument.
Wohnkomfort auf Lkw-Niveau: Bad, Betten und Küche
Der Wohnaufbau des 2026 GXV Epic ist vollständig isoliert, mit doppelverglasten Fenstern und vakuumversiegelten, wasserdichten 60-Millimeter-Wandpaneelen. Eine leistungsstarke Klima- und Heizungsanlage sorgt für Temperaturkomfort in extremen Klimazonen. Damit wird der GXV Epic zu einem echten Ganzjahresfahrzeug – ob Polarregionen, Hochgebirge oder Wüstenhitze.
Im Innenraum wartet ein vollwertiges Badezimmer mit Dusche und Kassettentoilette (Fassungsvermögen rund 18 Liter) sowie ein Frischwassertank mit 454 Litern (120 gal). Dazu kommen ein 151-Liter-Grauwassertank (40 gal) und ein Durchlauferhitzer („Continuous“), der praktisch unbegrenzt warmes Wasser liefert, solange ausreichend Energie und Frischwasser vorhanden sind. Für Vanlife bedeutet das: mehrere Tage bis Wochen autarkes Duschen und Kochen, ohne ständig nachfüllen zu müssen – ein großer Unterschied zu kleineren Kastenwagen mit 80-Liter-Tanks.
Luxuriöser Innenraum mit zwei Betten und Waschmaschine
Der Ausbau setzt auf eine luxuriöse, aber robuste Anmutung. Neue Innenfarbwelten, hochwertige Oberflächen und Ledersitze treffen auf ein funktionales Layout. Im Heck befindet sich ein RV-Queen-Size-Bett (circa 152 x 203 cm) mit großem Armor-Vision-Dachfenster darüber. Seitlich angeordnete Schränke bieten Stauraum sowie integrierte kabellose Ladeflächen, 230-Volt-Steckdosen (im Original 110V) und Leselampen. Zusätzlich lässt sich die vordere Dinette zum vollwertigen RV-Doppelbett umbauen – ideal für zwei Reisende mit gelegentlichen Gästen.
Die Sitzgruppe bietet Platz für bis zu vier Erwachsene, die Innenstehhöhe liegt bei rund 1,98 Metern (6’6”). Damit dürfte selbst für große Personen ausreichend Kopffreiheit vorhanden sein. Ein besonderes Detail für Langzeitreisen ist die integrierte Splendide-Kombi-Waschmaschine/-Trockner. Für Vanlife jenseits klassischer Campingplätze reduziert das die Abhängigkeit von Waschsalons und erhöht den Wohnkomfort erheblich. Stauraum findet sich in Schubladen im Küchenbereich, in Oberschränken und beidseitig rund um das Heckbett.
Küche wie zu Hause und moderne Bordtechnik
Die Küche des 2026 GXV Epic ist auf ernsthafte Selbstversorgung ausgelegt. Ein Vitrifrigo-Marine-Kühlschrank mit Gefrierfach, eine Kenyon-SilKEN-Induktions-Doppelkochplatte und ein Contoure-Konvektions-Mikrowellenofen decken alle Kochgewohnheiten vom schnellen Snack bis zum mehrgängigen Menü ab. Die Arbeitsfläche aus Corian bietet reichlich Platz zum Zubereiten. Neu hinzugekommen sind Induktionsladeflächen in der Küche und neben dem Bett, die das Kabelchaos reduzieren.
Die Steuerung der Bordtechnik erfolgt über ein CZone-Touchscreen-System; dimmbare, programmierbare Beleuchtung passt sich Stimmung und Tageszeit an. Ein 32-Zoll-Fernseher und eine Bluetooth-Soundbar bringen Unterhaltung ins Fahrzeug, etwa an Schlechtwettertagen oder während langer Standphasen. Zehn 110-Volt-Steckdosen (in Europa vergleichbar mit 230 V) und vier 12-Volt-Anschlüsse sorgen dafür, dass Laptops, Kameras und andere Geräte problemlos betrieben werden können. Zwei USB-C-Ports mit je 75 Watt am Bett unterstreichen, dass hier mobile Arbeit und Multimedia von Anfang an mitgedacht wurden.
Sicherheit, Fahrerplatz und Alltagstauglichkeit im XXL-Format
Mit seinem 360-Grad-Kamerasystem, permanenter Rückfahrkameraansicht und einem maßgeschneiderten Mittelkonsolen-Setup versucht der GXV Epic, seine Dimensionen fahrbar zu halten. Das Kenwood-Display mit kabellosem Apple CarPlay, Android Auto, Navigation, Hertz-Lautsprechern, Freisprechmikrofon und integrierten USB-Ladern macht lange Etappen komfortabler. Dazu kommen Front-/Heckkamera-Wahl und ein erweiterter Fahrerhausbereich mit einer speziellen Kabinenverlängerung, die zusätzlichen Raum hinter den Sitzen schafft.
Trotz aller Größe gibt es mit nur zwei Gurtplätzen eine klare Ausrichtung: Der 2026 GXV Epic ist vor allem für zwei Personen konzipiert, die dauerhaft oder über längere Zeiträume unterwegs sind. Eine durchgängige Verbindung vom Fahrerhaus in den Wohnraum über eine verschließbare Tür erhöht Sicherheit und Komfort, besonders bei Reisen in abgelegenen oder unsicheren Regionen. Ein neuer nVader-Heckträger bietet zusätzliche Möglichkeiten zum Anbringen von Zubehör wie Reserverädern, Boxen oder Sportequipment.
Verfügbarkeit in Deutschland und Preis des 2026 GXV Epic
Der 2026 GXV Epic wird auf einem US-Kenworth-Chassis aufgebaut und ist primär für den nordamerikanischen Markt gedacht. Für Interessierte in Deutschland bedeutet das: Eine direkte Bestellung und Zulassung hierzulande ist nicht vorgesehen und dürfte über Importeure, Einzelabnahmen und Umrüstungen sehr aufwendig und teuer werden. Auch das Thema Führerschein und Gewicht (fast 15 Tonnen zulässiges Gesamtgewicht) wäre genau zu prüfen. Wer sich dennoch ernsthaft mit einem solchen Fahrzeug beschäftigt, bewegt sich in einer Nische weit jenseits klassischer Vanlife-Fahrzeuge auf Sprinter-, Ducato- oder Crafter-Basis.
Zum Schluss ein Blick auf den Preis: Der 2026 GXV Epic liegt bei 799.785 US-Dollar. Bei einem groben Umrechnungsfaktor, zuzüglich Steuern, Importkosten und möglicher Umbauten für Europa, würde ein solches Expeditionsmobil auch in Deutschland klar im hochpreisigen Luxus-Segment liegen. Der 2026 GXV Epic zeigt damit eindrucksvoll, wie weit sich das Konzept autarkes Reisen technisch treiben lässt – bleibt für den europäischen Markt aber eher Traum und Inspiration als realistische Kaufoption.
Bilder: Hersteller
