Stell dir vor, dein Camper rollt nicht nur an Land zu idyllischen Seen, sondern gleitet auch gleich auf das Wasser hinaus. Genau dieses Kunststück vollbringen die CaraCat 66 und 86 – zwei amphibische Camper, die Caravan und Katamaran vereinen. Was nach einem verrückten Vanlife-Tagtraum klingt, ist Realität. Ein schwimmender Wohnwagen für Abenteurer, die sich nicht zwischen Straßenroadtrip und Bootstour entscheiden wollen. Hinter der CaraCat steht das deutsche Unternehmen Schneider Caravaning, das seit 1959 Campingfahrzeuge baut, nun aber gemeinsam mit Partnern eine neue Kategorie geschaffen hat: den Caravan, der zum Hausboot wird.
Wohnwagen trifft Katamaran – Camping ohne Uferbegrenzung
Optisch sieht man der CaraCat sofort an, dass hier ein Katamaran Pate stand: Zwei ausklappbare Rümpfe (Pontons) bilden die Basis des schwimmenden Wohnwagens. Für die Straße werden die Pontons eingefahren – so bleibt das Gefährt schmale 2,50 m breit und passt in jede Fahrspur. Kaum schwimmt es, vergrößert sich die Breite auf rund 3,6 m. Das sorgt für Stabilität auf dem Wasser, auch wenn mal Wind oder Wellen aufkommen. Das Wechselspiel gelingt erstaunlich einfach. Mit einer integrierten Elektroseilwinde zieht man den Caravan in etwa 15 Minuten zurück auf den mitgelieferten Anhänger. Sprich, morgens vom Campingplatz direkt ins Wasser rollen – und abends wieder zurück. Die CaraCat macht’s möglich, ganz ohne James-Bond-Gadgets.
Luxus auf kleinem Raum: Innenraum und Ausstattung
Betritt man die CaraCat, fühlt man sich wie in einem edlen Mini-Yacht-Appartement. Alles an Bord ist durchdacht und hochwertig verarbeitet. Teakholz-Möbel und Granitoberflächen im Bad sorgen für maritimes Flair und Luxus. In der Mitte des Fahrzeugs findet sich eine Nasszelle mit Dusche und – ungewöhnlich genug – einer Verbrennungstoilette, die sämtliche Ausscheidungen umweltfreundlich zu Asche pulverisiert.
Zwei gemütliche Sofa-Sitzgruppen – eine im Bug, eine im Heck – dienen tagsüber als Wohnbereiche und lassen sich abends mit ein paar Handgriffen in Schlafplätze für vier Personen verwandeln. Für zusätzliche Schlafgäste lässt sich optional ein Hubdach ausfahren, sodass insgesamt bis zu sechs Personen an Bord übernachten können. Im Bug genießt man morgens vom kleinen Balkon den Sonnenaufgang über dem Wasser, während achtern ein Sonnendeck zum Chillen einlädt. Kurzum: Der CaraCat-Innenraum bietet alles, was das Vanlife-Herz begehrt, nur eben verpackt in ein amphibisches Tiny House.
Voll ausgestattete Bord-Küche und Wohlfühl-Technik
Auch kulinarisch muss im schwimmenden Camper niemand darben. In der Heckküche findet sich eine Ausstattung, die so mancher herkömmliche Wohnwagen nicht bieten kann. Kochfelder für Gas und Strom, ein großer Kühlschrank, Mikrowelle und sogar ein eingebauter Weinkühlschrank stehen bereit. In der größten Variante, der CaraCat 86, passt laut Hersteller sogar ein kleiner Geschirrspüler noch ins Küchenmodul – so viel Luxus findet man wirklich selten im Camper.
Für Unterhaltung an regnerischen Tagen ist dank integriertem Multimedia-System ebenfalls gesorgt. Ein ausfahrbarer Smart-TV und eine Bluetooth-Soundanlage gehören zur Bordtechnik, genau wie eine kräftige Klimaanlage für heiße Sommernächte. Apropos Nächte: Eine Kombi-Heizung von Truma (Gas/Elektro) sorgt dafür, dass auch auf dem Wasser keiner frieren muss. Thermalverglasung in Fenstern und Türen hält dabei die Wärme drinnen und den Lärm draußen. Man merkt: Die CaraCat ist kein spartanisches Expeditionsgefährt, sondern ein schwimmendes Glamping-Domizil, das Komfort großschreibt.
CaraCat 66 und 86: Zwei Größen, ein Konzept
Die CaraCat gibt es in drei Längen – 6,60 m (Modell 66), 7,60 m (76) und 8,60 m (86) –, wobei in diesem Artikel besonders 66 und 86 im Fokus stehen. Technisch und vom Grundriss her sind alle Versionen nahezu identisch aufgebaut: vorn im Bug und hinten im Heck jeweils eine wandelbare Sitz-/Schlaflounge, dazwischen Bad und Küche. Doch wie macht sich der Größenunterschied bemerkbar? CaraCat 66 ist mit 6,60 m Länge und rund 2,3 Tonnen Gewicht das kompakteste und leichteste Modell – ideal für Zwei-Personen-Abenteuer, spontane Trips und engere Trailer-Slips. Trotz der kleineren Abmessungen braucht man auf nichts Wesentliches zu verzichten: Cleveres Design bringt vom Kleiderschrank bis zur Miniveranda alles unter.
Die CaraCat 86 dagegen spielt in der Liga „Luxus und Raumfülle“. Mit 8,60 m Länge hat man deutlich mehr Bewegungsfreiheit und Stauraum, was längere Aufenthalte an Bord noch angenehmer macht. Sie bietet Sicherheits- und Komfort-Features auf höchstem Niveau – hier kann man wirklich von einem kleinen Hausboot de Luxe sprechen. Natürlich verlangt die Größe auch nach einem entsprechend kräftigen Zugfahrzeug an Land und etwas Übung beim Manövrieren auf dem Wasser. Aber wer den Dreh raus hat, wird die Großzügigkeit der 86 schnell lieben. Kurzum: Die 66 punktet mit Mobilität und einfacher Handhabung, während die 86 mit mehr Platz und Ausstattung für längere Vanlife-afloat überzeugt.
Vanlife zwischen Straßenrand und Ankerplatz
Wie lebt es sich nun im Alltag mit einem Camper, der sowohl Asphalt unter den Rädern als auch Wellen unter dem Rumpf kennt? Überraschend normal – und doch ganz besonders. An Land hängt man die CaraCat wie einen gewöhnlichen Wohnwagen ans Zugfahrzeug und steuert dem nächsten Reiseziel entgegen. Auf dem Campingplatz bleibt der Trailer einfach drunter. Die schwimmende Ferienhütte steht etwas erhöht, was dafür sorgte, dass die Nachbarn im Vorzelt nicht direkt durchs Fenster spähen können. Am Wasser kommt der große Auftritt: Trailer rückwärts die Sliprampe hinunter, die Pontons ausklappen und schon schaukelt das Wohnzimmer sanft im See. Binnen Minuten wechselt man vom Camper zum Hausboot-Modus – ein Gefühl, das zugleich euphorisch und entspannt macht.
Wichtig zu wissen: Ein Bootsführerschein ist nicht nötig! Die CaraCat wird standardmäßig von einem elektrischen Außenborder mit ca. 15 PS angetrieben, der unterhalb der in Deutschland führerscheinfreien Grenze liegt. Den „Steuerstand“ bildet eine Art kleines Cockpit mit Lenkrad, Navigationsdisplay und Schaltung für den E-Motor, den man gemütlich mit dem PKW-Führerschein bedienen darf. Allerdings ersetzt die CaraCat natürlich kein Speedboot – mit dem Elektromotor gleitet man gemächlich dahin (perfekt, um die Landschaft zu genießen). Wer es eiliger oder vorhat, auch mal an der Küste mit Strömung zu fahren, kann optional einen kräftigeren Motor (bis ~100 PS) ordern – dann ist allerdings ein Bootsführerschein fällig und die idyllische Ruhe dahin. Für die meisten Vanlifer dürfte der leise E-Antrieb vollkommen genügen, um neue Ufer zu erkunden.
Apropos: Hohe See und Sturm sollte man mit der CaraCat meiden – auf Binnengewässern und in Küstennähe fühlt sie sich am wohlsten, aber eine Atlantiküberquerung gehört lieber nicht ins Reiseprogramm. Dafür genießt man einzigartige Stellplätze. Morgens vom Wasser aus angeln, mittags ans Ufer fahren zum Wandern, abends unterm Sternenhimmel auf dem Deck liegen, während der Camper sanft schaukelt. So sieht Vanlife 2.0 aus.
Energieversorgung und Autarkie: Landstrom ade?
Ein spannender Aspekt bei einem amphibischen Camper ist die Strom- und Energieversorgung. Schließlich kann man nicht einfach an jeder Ecke an den Landstrom, besonders wenn man auf einem abgelegenen See vor Anker geht. Die CaraCat ist dafür mit einem durchdachten Bord-Energiesystem gerüstet. In der 8,60-m-Version etwa ist eine 220-Ah-Batterie verbaut, gespeist von einem 200-Watt-Solarmodul auf dem Dach. Sonnige Tage füllen also die Akkus, während man sich im Wasser treiben lässt. Zusätzlich gibt es einen Anschluss für 32-Ampere-Landstrom – praktisch, wenn man im Jachthafen oder am Campingplatz mal kräftig durchladen oder die Klimaanlage längere Zeit betreiben will.
Intelligente Ladetechnik (Victron-Komponenten sorgen hier für das Energie-Management) stellt sicher, dass Batterien und Verbraucher optimal zusammenarbeiten. Apropos Verbraucher: Die Truma Kombi-Heizung kann nicht nur mit Gas aus dem Bordtank, sondern auch elektrisch betrieben werden, was Gas spart, wenn man am Strom hängt. Auch das Solarpanel selbst ist clever: Es lässt sich flach für die Fahrt arretieren und bei Bedarf aufstellen bzw. anheben, um die Sonneneinstrahlung zu optimieren.
Wasser und Wärme sind ebenfalls autark gelöst – rund 400 Liter Frisch- und Abwasser fasst die CaraCat in ihren Tanks, genug für einige Tage wildes Campen auf dem Wasser. Und die bereits erwähnte Verbrennungstoilette spart den lästigen Gang zur Entsorgungsstation. Unterm Strich ist man mit diesem Camper auch ohne Daueranschluss an Land erstaunlich unabhängig unterwegs, was perfekt zum Freiheitsgefühl des Vanlife passt.
Fazit: Für wen lohnt sich die CaraCat?
Die CaraCat 66 und 86 zeigen eindrucksvoll, was möglich ist, wenn man beim Thema Vanlife quer denkt. Sie bieten eine Mischung aus Wohnmobil und Hausboot, die derzeit einzigartig ist – und damit vor allem diejenigen anspricht, die sowohl das Campen in der Natur als auch das Bootfahren lieben. Natürlich hat das Abenteuer auf zwei Elementen seinen Preis. Unter 130.000 € geht bei der kleinen 66 gar nichts los, und die große 86 dürfte – je nach Ausstattung – noch deutlich darüber liegen. Dafür erspart man sich aber theoretisch die Anschaffung eines separaten Bootes und Wohnwagens.
Die Praxis zeigt: Die CaraCat ist kein Marketing-Gag, sondern ein überraschend alltagstaugliches Gefährt. Auf dem Wasser überzeugt sie als gemütliches Mini-Hausboot, und an Land steht sie einem klassischen Wohnwagen in kaum etwas nach. Sicher, man muss bereit sein, Kompromisse einzugehen – etwa beim Tempo oder bei der Routenplanung (nicht jeder Campingplatz liegt an einem See mit Slipstelle). Doch wer diese Einschränkungen mit einem Augenzwinkern hinnimmt, wird mit unvergleichlichen Erlebnissen belohnt. Morgens vor Anker gehen, abends am Lagerfeuer sitzen, ohne das „Wohnzimmer“ verlassen zu müssen – die CaraCat 66 und 86 machen’s möglich.
Dieser amphibische Camper ist mehr als ein Fahrzeug. Er ist ein Lebensgefühl für Freigeister, die Camping ohne Grenzen suchen. In diesem Sinne: Leinen los und gute Fahrt – ob auf Rädern oder Wellen!
Bilder: Hersteller