Einen Geländewagen zum 4×4-Camper umzubauen, ist eine gute Idee. Kommt man damit doch oft dahin, wo andere nicht hinkommen und muss nicht zwingend auf Camping- oder Stellplätzen übernachten. Doch was braucht es dafür, dass man im Fahrzeug übernachten kann? Wir zeigen die besten Camping-Ausbauten für Offroadcamper.
Camping-Ausbau im Offroadcamper – was mus rein?
Den eigenen Offroader zum 4×4-Camper ausbauen? Obwohl es im Fahrzeug in der Regel weniger Platz gibt als zum Beispiel in einem VW-Bus, ist das kein Problem. Hinzu kommt der Vorteil, dass sich einem mit dem Geländewagen andere Möglichkeiten der Art zu reisen eröffnen. Daher ist es kaum verwunderlich, dass viele ihren 4×4 zum 4×4-Reisemobil ausbauen. Doch wie sollte man so einen Ausbau eigentlich planen und was muss alles rein? Außerdem stellt sich die Frage, ob man den Ausbau selbst macht oder ihn machen lässt. Letzteres hat vor allem den Vorteil, dass die Betriebe, die solche Ausbauten anbieten, über fertige Konzepte und vor allem Erfahrung beim Einbau verfügen.
Am Anfang steht immer die Frage, ob der Geländewagen als Wohnmobil zugelassen werden soll. Denn danach richtet sich, welche Komponenten unbedingt eingebaut werden müssen, damit man die Zulassung erhält. Benötigt oder will man diese Zulassung nicht, ist man relativ frei in seinen Entscheidungen. Was für die Zulassung zum Wohnmobil notwendig ist, ist im „Merkblatt 740 Anforderungen an − Sonstiges Kraftfahrzeug − Wohnmobil des VdTÜV“ aufgeführt. By the way, das „SoKFZ“ im Fahrzeugschein steht – entgegen der landläufigen Meinung – für „Sonstiges Kraftfahrzeug“ und nicht für „Sonder Kraftfahrzeug“.
Wie auch immer man sich entscheidet, klar ist, wer im Auto schlafen will, der benötigt ein Bett im Fahrzeug. Ein paar Klappen oder Schränke, um Kleidung, Ausrüstung, Lebensmittel und Kochutensilien unterzubringen, wären natürlich auch schön und sinnvoll. Und wo wir schon bei Lebensmitteln und Kochutensilien sind – Kühlbox und Kochgelegenheit sollten ebenfalls nicht fehlen. Wasservorrat und Spüle können ebenfalls, müssen aber nicht zwingend. Denn Kanister und ein Faltwaschbecken tun es ebenfalls.
Im folgenden stellen wir sechs Unternehmen vor, die Camping-Ausbauten für Geländewagen anbieten. Vom Klassiker, dem kantigen Land Rover Defender, über den Urahn aller Offroader, dem Jeep, dem Toyota Land Cruiser mit dem Nymbus der Unzerstörbarkeit bis hin zum „Neuen“ in der Szene, dem Ineos Grenadier, ist alles dabei. Und wem das nicht reicht, einer der vorgestellten Spezialisten hat auch Ausbauten für den Bulli von VW im Programm.
Schlafausbau von Sleepn4x4 by Abenteuer4x4
Der Ausbau von Sleepn4x4, der auch über Abenteuer4x4 geordert werden kann, ist für den Grenadier von Ineos gedacht und verfügt über einen klappbaren Schlafeinbau. Heißt, man kann das Bett komplett nach hinten klappen und die Rücksitze auch als solche nutzen. Außerdem ist der Grenadier mit einem Schubladenauszug im Heck ausgestattet. Der Ausbau nennt sich „Traveller“ und beherbergt eine Engel-Kompressor-Kühlschublade mit 30 Litern Fassungsvermögen sowie eine Küchenbox – ebenfalls von Sleepn4x4.
Die Box ist mit einem Geschirr- und Besteck-Set für vier Personen (Teller, Schüssel, Becher und Gabel, Messer, Löffel), zwei 0ptimus-Vega-Gas-Kochern inklusive Kartusche, dem Terra-Camp-Kochtopfset von Optimus, Kochlöffeln, Schneidbrett und natürlich Küchenmessern bestückt.
An der Hecktür ist ein Klapptisch montiert, auf dem man kochen, Zutaten schnippeln oder einfach seinen Kaffeebecher abstellen kann. Will man draußen sitzen, holt man den Klapp-Campingtisch und die Falt-Campingstühle von Helinox heraus und entspannt einfach – am einsamen See, in den Bergen oder am Waldrand mit Blick in die weitläufige Landschaft.
Wer sich nicht auf Anhieb für den Ausbau entscheiden kann, der kann einen komplett damit ausgebauten Grenadier bei Abenteuer4x4 mieten und damit auf Tour gehen. Und die, die noch nicht sicher sind, ob der Ineos überhaupt das richtige FAhrzeug für sie ist, haben somit gleich die Möglichkeit den Briten, der in Frankreich gebaut wird, zu testen.
Ex-Tec-Ausbau für den Land Rover Defender
Landy-Fans ist das Unternehmen Ex-Tec aus dem bayerischen Schwarzenfeld seit vielen Jahren ein Begriff. Denn die Defender-Ausbau-Profis gehören zur festen Größe in der Szene, wenn es darum geht den kantigen Klassiker aus England zum Camper umzubauen.
Klassiker für die Umbauten ist natürilch der 110er, der genug Länge bietet um entweder darin oder in einem nachgerüsteten Klappdach zu schlafen. Doch auch für den Kurzen, den Ninety, gibt es eine Lösung von Ex-Tec. Sie nennt sich Slide-Out-Tent, und verfügt über 210 Zentimeter Länge. Erreicht wird das, indem das Zelt durch einen nach hinten ausklappbaren Boden einfach verlängert wird. Der Einstieg kann sowohl von außen, von beiden Seiten als auch von innen erfolgen.
Die Liegefläche ist mit einer Breite von 130 Zentimetern für zwei Personen ausreichend dimensioniert. Geschlafen wird mit den Füßen nach vorne und mit dem Kopf im Slide-Out. Damit man beim Schlafen auch garantiert nicht nass wird, wenn es mal regnen sollte, wurde auf ein Heckfenster verzichtet. So wird der wasserdichte Stoff nicht durch eine Naht perforiert, die irgendwann durch Verschleiß undicht werden könnte. “Wo nichts ist, kann auch nichts undicht werden”, so Stephan Titye, Inhaber von Ex-Tec. Außerdem sind da ja noch die beiden großen Seitenfenster, die auch als Einstieg dienen. Rollt man sie nach oben, kann man morgens den Sonnenaufgang vom Bett aus mitverfolgen. Damit man dabei nicht von stechenden Insekten belästigt wird, lassen sich feinmaschige Moskitonetze einhängen, die im Lieferumfang dabei sind.
Beim längeren 110er ist es dagegen nicht notwendig eine Verlängerung anzubringen, denn er verfügt von Haus aus über genug Platz im ersten Stock, um schlafen zu können. Klappdach auf, nach oben klettern und Gute Nacht. Beide Ausbauten sind im unteren Bereich mit Schränken und Sitzmöglichkeiten ausgestattet, damit dem Offroad-Camping-Abenteuer nichts im Wege steht.
Camping-Ausbauten von Landy-Ausbau – Offroad Interiors
Hubert Lütke Dreimann aus Georgsmarienhütte hat sich mit seinem Unternehmen Landy-Ausbau – Offroad Interiors ursprünglich ebenfalls mit Ausbauten für den Land Rover Defender beschäftigt. Mittlerweile bietet er seine Einbaumöbel aber auch für viele andere Fahrzeuge an. Darunter den VW-Bus T5 und T6, den Ford Custom, den Sprinter von Mercedes, aber natürlich auch für den inoffiziellen Nachfolger des Defender, den Ineos Grenadier. Kein Wunder, denn Defender und Grenadier sehen sich nicht ganz zufällig ziemlich ähnlich.
Bei seinen Möbeln für Camper setzt er auf Schichtholz, das in seinen Augen das beste Verhältnis zwischen geringem Gewicht und ausreichend Stabilität bietet. Die Möbel liefert er fertig montiert und lackiert, aber auch mit unbehandelten Oberflächen. Wer hier also noch selbst Hand anlegen will, kann das tun – oder es einfach so lassen. Wer selbst nicht mehr zu Wachs, Öl oder Lack und Pinsel greifen will und nicht auf schlichte Optik steht, kann die Einbauten ein- oder zweifarbig lackiert ordern. Und wem die Standard-Module nicht individuell genug sind, der findet bei Hubert ein offenes Ohr.
Den Einbau der Möbel in den Offroader übernimmt er in seiner Werkstatt natürlich auch. Dafür veranschlagt er in der Regel zwei bis drei Stunden – je nach Größe und Umfang des Ausbaus. Die Modulkomponenten kann aber auch jeder selbst in seinen Geländewagen einbauen. Dafür sind ein wenig handwerkliches Geschick oder gute Freunde mit ebendiesem eine gute Voraussetzung. Den Einbau selbst erledigen zu können bedeutet aber auch: Nach dem Urlaub oder dem Wochenendtrip zurück am eigenen Wohnort kann der Innenausbau mit wenigen Handgriffen demontiert werden.
Ineos-Grenadier-Ausbau von Matzker
Matzker aus Köln ist in der Landy-Szene ebenfalls eine feste Größe. Doch mit Marktstart des Ineos haben sie sich auch auf den – zumindest optisch – legitimen Defender-Nachfolger spezialisiert. Und für den bieten sie nun auch einen Camping-Ausbau an, der aus Leichtbau-Sperrholz besteht und alles beinhaltet, um Köche, die unter Sternen kochen, glücklich zu machen. Der Ausbau soll zudem komplett klapperfrei sein.
Ein Küchenauszug sorgt dafür, dass man unterwegs entspannt auch größere Outdoor-Menüs zubereiten kann. Eine Kühlbox und ausreichend Platz, um seinen Wein stilgerecht abstellen zu können, sind ebenfalls vorhanden. Geschlafen wird dann oben auf den Einbauten.
Toyota-Ausbau von One Off
Um es vorweg zu nehmen: One Off bietet nicht nur Ausbauten für den Land Cruiser von Toyota an, sondern hat sich auf individuelle Camper-Ausbauten spezialisiert. Es darf also auch ein anderes und auch ein größeres Fahrzeug sein. Was direkt auffällt ist, dass die Ausbauten vor allem eins sind: so richtig schön. Aber eben auch sehr gelungen konstruiert. Staufächer und -klappen, Kühlschublade und Liegefläche – alles da. Ganz besonders gelungen ist bei diesem Toyo-Ausbau das Thema Liegefläche. Rechts, links und vorne ist der Einbau als Sitzgelegenheit nutzbar.
Will man am Abend dann ins Bett, dient ein Brett als Einsatz zwischen der rechten und der linken Staubox. Und damit das nicht irgendwo störend herumliegt, wenn es nicht gebraucht wird, ist es tagsüber perfekt auf dem rechten Staukasten eingepasst. Und das sieht richtig edel aus.
Der Kocher findet auf einer Ablage an der rechten Hecktür Platz, an der linken ein Faltwaschbecken. Wasser wird in der linken Staubox untergebracht. Zusätzlich gibt es einen 20-Liter-Wasserkanister, der in einer Halterung außen an der linken Hecktür untergebracht ist.
Camping-Ausbauten von Red Rock Adventures
Red Rock Adventures bietet nicht nur Offroad-Tranings und -touren an und ist Erfinder und Anbieter der mobilen Küchenbox „Mokubo“, sondern hat sich auch auf Camping-Ausbauten für Geländewagen spezialisiert. Den Anfang bildeten Einbaumodule für den Jeep Wrangler. Das bot sich an, da Daniela und Jörn, Inhaber von Red Rock, auf ihren Touren selbst in einem Wrangler unterwegs sind.
Mittlerweile sind aber auch Ausbauten für den Ineos Grenadier und den Land Cruiser hinzugekommen. Geschlafen wir bei allen im Fahrzeug, die Liegefläche wird dazu ausgeklappt. Beim Fahren bleiben hinten daher noch Sitzplätze erhalten – je nach Ausbau alle drei oder nur zwei. Bei den Schubladen setzen die Beiden auf Euroboxen, die auf Auszügen untergebracht sind. Alternativ können die Mokubo oder eine Kühlschublade untergebracht werden.
Je nach Ausbau findet aber auch eine Kühlbox Platz, die einen der Rückbankplätze beansprucht. Im Heck können dann zum Beispiel Mokubo und Eurobox ihren Platz finden. Außerdem kann auch ein Wassertank untergebracht werden. Der Red-Rock-Ausbau besteht aus Bootsbau-Holz. Das hat sich seit über zehn Jahren bewährt.
Fotos: Michael Scheler, Red Rock Adventures, Ex-Tec, Franz Giel, Matzker