Wer einen Wohnwagen zum Camping benutzt und regelmäßig damit unterwegs ist weiß, dass angekommen am Stellplatz eine große Aufgabe wartet: den Wohnwagen richtig ausgerichtet aufzustellen. Ohne Rangierhilfe kann das richtig anstrengend werden, weswegen sich viele Wohnwagenbesitzer schnell eine solche anschaffen. Worauf muss man dabei achten? Wir haben zu dem Thema mit einem Experten gesprochen. Unsere Kaufberatung zum Rangierantrieb für den Wohnwagen beantwortet die wichtigsten Fragen.
Inhaltsverzeichnis
- Rangierhilfe oder Mover – wo liegt der Unterschied?
- Die Frage aller Fragen: Passt eine Rangierhilfe an meinen Wohnwagen?
- Wie funktioniert eine Rangierhilfe und welche unterschiedlichen Arten gibt es?
- Sind voll-automatische Systeme besser als halb-automatische?
- Welchen Platzbedarf verlangen Rangierhilfen am Wohnwagen?
- Wie finde ich die richtige Leistungsklasse der Rangierantriebe für meinen Wohnwagen und schaffen sie jede Steigung?
- Wie beeinflussen Rangierantriebe die Bodenfreiheit des Wohnwagens?
- Wie müssen Rangierantriebe gewartet und gepflegt werden?
- Welche Batterie ist für Rangierantriebe geeignet?
- Soll man günstige Modelle oder Markenprodukte kaufen?
- So triffst du die richtige Auswahl – 4 Schritte bis zum Kauf – Kaufberatung Rangierantrieb Wohnwagen
- Kaufberatung Rangierantrieb Wohnwagen ist einfacher als gedacht
Rangierhilfe oder Mover – wo liegt der Unterschied?
Wer im Netz nach Rangierhilfen, Rangierantrieben oder Movern sucht stellt fest, dass diese Begriffe nebeneinander genutzt werden. Sie alle meinen Geräte, die den Wohnwagen motorisieren, also antreiben, um ihn zentimetergenau auf allen Stellplätzen dieser Welt auszurichten. Zu den bekannten Markenherstellern gehört die Reich GmbH, die mit ihrem Rangierantrieb unter dem Namen “Easydriver” auch auf dem deutschen Markt aktiv und erfolgreich ist. Mark Liska arbeitet im technischen Kundendienst der Reich GmbH und kennt sich bestens mit den Rangierhilfen und den damit verbundenen Notwendigkeiten aus.
Gleichzeitig kann das Unternehmen, für das Liska arbeitet, auf einen großen Erfahrungsschatz zu Rangierantrieben zurückgreifen. Liska dazu: “Im Jahre 2000 hat Reich den ersten Rangierantrieb auf den Markt gebracht. Der damalige “Move-Control Standard” (später “Move-Control Comfort”) war aufgrund seiner konstruktiven Bauart sehr innovativ. Die Antriebsmotoren wurden bei diesem Antrieb – gut geschützt vor Spritzwasser und Beschädigungen – im Bereich hinter den Rahmenlängsträgern verbaut, zudem verfügte der Move-Control über sehr breite Antriebsrollen, die eine gute Traktion boten.”
Die Frage aller Fragen: Passt eine Rangierhilfe an meinen Wohnwagen?
Die Grundfrage kann sicher mit “Ja” beantwortet werden. Allerdings gibt es eine notwendige Vorab-Frage, die leider nicht sicher mit “Ja” zu beantworten ist. Denn: Rangierhilfen sind recht schwer und man muss sich vor dem Einbau sicher sein, dass für dieses Zusatzgewicht ausreichend Reserve im Wohnwagen verfügbar ist. Dabei muss beachtet werden, dass typische Rangierantriebe wie die Easydriver-Varianten von Reich knapp 30 Kilogramm wiegen. Hinzu kommt eine notwendige Batterie, die je nach Bauart ab 10 Kilogramm (LiFePo-Batterie) bis zu 25 Kilogramm (AGM-Batterie) zusätzliches Gewicht bedeuten kann. Hat man diese Reserven, dann findet sich für Rangierantriebe der passende Einbausatz für eigentlich jeden Wohnwagen. Mark Liska von Reich sagt dazu: “Im Grunde kann jeder Wohnwagen mit einer Rangierhilfe ausgestattet werden. Die halbautomatischen Easydriver (Basic und Active) sowie die vollautomatischen Antriebe (Pro und Infinity) können wahlweise an fast alle gängigen Caravans montiert werden. Für einige Anbausituationen und Fahrgestellvarianten bieten wir spezielle Rahmenadapter und Befestigungsteile an, die selbstverständlich auch vom TÜV freigegeben und Bestandteil der Allgemeinen Betriebserlaubnis sind.”
Wie funktioniert eine Rangierhilfe und welche unterschiedlichen Arten gibt es?
Im Grunde sind zwei unterschiedliche Rangierantriebe auf dem Markt erhältlich. Technologisch kann man zwischen fest verbauten Produkten und temporär im Bereich der Anhängerkupplung auf Seite des Wohnwagens eingesetzten Produkten wählen. Sie werden quasi als externer Antrieb an der Deichsel betrieben und ziehen bzw. schieben den Wohnwagen an die richtige Stelle. Die fest am Wohnwagen montierten Rangierantriebe sind wiederum als voll-automatische und halb-automatische Systeme erhältlich, wobei der Unterschied darin liegt, dass die halb-automatischen Antriebe per Hand an den Reifen gekurbelt werden müssen. Voll-automatische Rangierantriebe setzen diesen Schritt motorisiert um und die Antriebseinheiten fahren elektrisch in Richtung der Reifen. Beide Systeme besitzen meist zwei Antriebseinheiten, eine für jedes Rad, die per Walzen über eine Fernbedienung durch den Wohnwagenbesitzer angesteuert werden und zentimetergenaue Manöver zulassen.
Sind voll-automatische Systeme besser als halb-automatische?
Mark Liska von Reich sagt dazu: “In erste Linie ist es die komfortablere Bedienung [die den Unterschied ausmacht]. Das An- und Abschwenken erfolgt per Knopfdruck auf der Fernbedienung und ist so sehr einfach und auch bei körperlichen Beeinträchtigungen problemlos zu bewerkstelligen.” In diesem Sinne sind die Leistungsdaten der verschiedenen erhältlichen Systeme, z.B. bei Reich, auch in der Unterscheidung “voll-automatisch / halb-automatisch” sehr identisch. Aber: Gerade bei Reich haben die voll-automatischen Systeme “Pro” und “Infinity” den Vorteil, dass Hersteller wie Hobby, Adria und die Erwin-Hymer-Group serienmäßig Vorbereitungen am Chassis der Wohnwagen montieren, die eine sehr einfache Installation der genannten Rangierantriebe ermöglichen. Liska dazu: “Die Auswahl, ob das Anschwenken der Antriebsrollen zum Reifen per Kurbel oder auf Knopfdruck über die Fernbedienung erfolgen soll, resultiert eher aus dem Komfortanspruch des Nutzers.”
Welchen Platzbedarf verlangen Rangierhilfen am Wohnwagen?
Wer über die Installation eines Rangierantriebs nachdenkt, muss zwei Grundüberlegungen in Bezug auf den Platz bzw. Bauraum bedenken: Passt die Rangierhilfe unter den Wohnwagen und wo installiere ich die elektrischen Komponenten des Systems? Die erste Frage ist dank vieler Zubehörteile schnell mit “Ja” beantwortet, siehe auch oben. Der Grund für die zweite genannte Überlegung ist aber, dass im Wohnwagen die Elektronik installiert werden muss, inklusive einer recht großen Batterie. Hier sollte man genau prüfen, wo ausreichend Platz vorhanden ist und bedenken, dass dadurch Stauraum wegfällt.
Wie finde ich die richtige Leistungsklasse der Rangierantriebe für meinen Wohnwagen und schaffen sie jede Steigung?
Bei Produkten wie dem Easydriver ist es sehr einfach, den richtigen Antrieb zu finden. Die Zahl hinter der Produktbezeichnung gibt das maximal zulässige Gesamtgewicht des Anhängers an, für den der Antrieb geeignet ist. Zum Beispiel kann der Easydriver Active 2.0 für einachsige Anhänger bis maximal 2 Tonnen zulässiger Gesamtmasse genutzt werden, der Active 2.3 bis 2,3 Tonnen zulässiger Masse. Beide Antriebe haben bei voller Auslastung immer noch eine Steigfähigkeit von 15 %, kurzzeitig sogar bis 25 %, z.B. beim Befahren von Keilen. Viele andere Hersteller nutzen ähnliche Systeme. Ein Blick in die Leistungsblätter der Anlagen hilft bei der Auswahl. Und welche Gründe gibt es, eine höhere Leistungsklasse zu wählen? Mark Liska dazu: “Natürlich haben alle […] Rangierantriebe entsprechende Leistungsreserven, z.B. um linear ansteigende Ausgleichkeile mit einer maximalen Steigung bis 25 % nutzen zu können. Prinzipiell würde ich empfehlen, einen stärkeren Easydriver zu wählen, wenn der Antrieb im Hinblick auf das Fahrzeuggewicht ausgelastet ist und/oder mit einer Überladung des Caravans zu rechnen ist.”
Wie beeinflussen Rangierantriebe die Bodenfreiheit des Wohnwagens?
Wer den Einbau eines Rangierantriebes plant muss wissen, dass die Bodenfreiheit des Wohnwagens je nach System mal mehr, mal weniger reduziert wird. Gerade bei anspruchsvollen Stellplätzen muss man hier genau prüfen, ob der Verzicht der Bodenfreiheit ohne Probleme möglich ist. Einige Markenprodukte verursachen nur eine sehr geringe Reduzierung. Die Easydriver-Systeme beispielsweise verursachen nur knapp 55 Millimeter Reduzierung.
Wie müssen Rangierantriebe gewartet und gepflegt werden?
Der Einbauort der Rangierantriebe ist ziemlich anspruchsvoll, da er unmittelbar über der Straße und damit voll im Weg des aufgewirbelten Drecks liegt. Allein deswegen stellten wir Mark Liska die Frage, wie man Rangierantriebe eigentlich wartet. Seine Antwort: “Die Easydriver Rangierantriebe sind recht pflegeleicht und bedürfen durch ihre wartungsfreie Konstruktion keiner aufwändigen Pflege. Die Reinigung kann mit der normalen Wohnwagenwäsche per Gartenschlauch und Bürste erfolgen, lediglich nach dem Wintereinsatz mit Streusalzeinfluss empfehlen wir ein gründliches Abspülen aller Bauteile mit fließendem Wasser. Wichtig ist die Pflege der Stromversorgung. Ein regelmäßiges Nachladen der Versorgungsbatterie – zumindest alle 4-6 Wochen – während der Standzeit des Caravans sollte gewährleistet sein, um einen frühzeitigen Ausfall des Akkus zu verhindern.” In der Realität sollte man also regelmäßig darauf achten, ob sich grober Dreck angesammelt hat und diesen entfernen.
Welche Batterie ist für Rangierantriebe geeignet?
Jeder Rangierantrieb benötigt eine Batterie im Wohnwagen. Am (preislich) günstigsten sind AGM-Batterien, die um die 100 Ah Kapazität aufbringen. Damit ist man bei fast jedem Rangierantrieb auf der sicheren Seite. Explizit sollte man die maximale Leistungsaufnahme des Rangierantriebs prüfen und im Datenblatt der Batterie nachschauen, ob die gewünschte Variante dafür geeignet ist. Allerdings haben diese Batterien einen großen Nachteil, auch wenn sie günstig sind: sie sind oft sehr schwer. Eine 100 Ah große AGM-Batterie wiegt locker 20 Kilogramm. Deutlich leichter sind LiFePo-4 Batterien. Diese Lithium-Varianten wiegen knapp halb so viel wie gleich große AGM-Batterien und haben den zusätzlichen Vorteil, dass sie die volle Kapazität abgeben können. AGM-Batterien können oft nur die Hälfte der angegeben Kapazität bereitstellen. Bei Lithium-Batterien muss aber deutlich genauer aufgepasst werden, ob sie die maximale Leistungsaufnahme der Rangierantriebe verkraften. Wir setzen übrigens beim vanlifemag.de-Wohnwagen auf eine Lithium-Batterie von PowerQueen. Genauer: Die Power Queen LiFePO4 12V 100Ah Niedertemperatur Trolling Motor Batterie, die für den Betrieb von Bootsmotoren entwickelt wurde. Hier kann ein kurzfristiger Entladestrom von 300 Ah keinen Schaden anrichten, und auch die mögliche Ausgangsdauerleistung ist mit 1280 Watt extrem hoch. Der Anteil der Batterie am problemlosen Betrieb des Movers ist nicht zu unterschätzen. Unsere Kaufberatung für Rangierantrieb am Wohnwagen gibt daher ganz klar den Tipp hier nicht zu sparen.
Soll man günstige Modelle oder Markenprodukte kaufen?
Ganz ehrlich: Bekannte Markenprodukte sind vielleicht 500 Euro teurer, als die günstigsten Modelle auf dem Markt. Hier sollte man nicht sparen, da ein Defekt schnell unangenehm und dann umso teurer werden kann. Bei der Reich GmbH sind alle Easydriver Made in Germany. Die Konstruktion und der Zusammenbau erfolgen zum Beispiel im Betrieb in Eschenburg-Wissenbach. Alle Kunststoffteile fertigt das Unternehmen im Werk im Spritzgussverfahren, viele Anbauteile kommen von regionalen Zulieferern oder Spezialisten. Somit ist auch die Versorgung mit Ersatzteilen über einen langen Zeitraum gesichert. Spannend: Noch heute können gängige Ersatzteile für den alten „Move-Control Standard“ geliefert werden.
So triffst du die richtige Auswahl – 4 Schritte bis zum Kauf – Kaufberatung Rangierantrieb Wohnwagen
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Kaufberatung Rangierantrieb Wohnwagen – so geht es:
- Gewicht des eigenen Wohnwagens herausfinden
Grundbedingung für den Einbau eines Rangierantriebes ist, dass die notwendige Gewichtsreserve am Wohnwagen für das Zusatzgewicht von Rangierantrieb und Batterie vorhanden ist. Daher muss der Wohnwagen in Schritt 1 reise-fertig gewogen werden um festzustellen, ob das Zusatzgewicht des Wohnwagens noch passt. Heißt: ab auf die Waage. Mit einem Blick in die Fahrzeugpapiere des Wohnwagens kann dann schnell in Bezug auf das technisch zulässige Gesamtgewicht festgestellt werden, wie viel der Rangierantrieb plus Batterie wiegen darf. Für die Batterie kann man fiktiv knapp 20 Kilogramm annehmen. Mit dem Wissen über das zulässige Gesamtgewicht des Wohnwagens ist auch die benötigte Leistungsklasse des Rangierantriebes klar.
- Recherche der auf dem Markt verfügbaren Rangierantriebe
In Schritt 2 muss recherchiert werden, welche Produkte in den im ersten Schritt festgestellten Limits in Bezug auf das Eigengewicht des Antriebes und der Leistungsklasse verfügbar sind. Dazu sollte man sich eine Tabelle anlegen. Hier kann nach Recherche zu Preisen und Verfügbarkeit eine erste Entscheidung getroffen werden. Wir empfehlen auch, die typischen Vanlife- und Wohnwagen-Foren zu besuchen und dort die Qualität der Antriebe zu prüfen. Bei Markenherstellern wie Reich mit ihrem Easydriver muss man aber keine bösen Überraschungen befürchten.
- Recherche zur Batterie
In Schritt 3 muss geprüft werden, welche Batterie verwendet werden soll. In zweierlei Bereichen ist dabei Planung wichtig: Einerseits muss man prüfen, wie viel Bauraum zur Verfügung steht, um die mögliche Baugröße der Batterie zu bestimmen. Andererseits muss der Energiebedarf in Bezug auf Leistung und Entladestrom von der Batterie bewältigt werden können.
- Sich kritisch fragen, ob man den Rangierantrieb selber einbauen kann
In Schritt 4 muss man sich fragen, wer den Einbau des Rangierantriebes umsetzen soll. Ist man handwerklich begabt, traut man sich die Elektrik zu? Die Elektrik ist übrigens recht einfach, da die Hersteller wie Reich bei ihrem Easydriver ein Plug-and-Play-System anbieten. Aber: Andere Schritte, wie die Durchführung der Kabel durch den Boden in das Innere des Wohnwagens, benötigen schon ein wenig Geschick.
Kaufberatung Rangierantrieb Wohnwagen ist einfacher als gedacht
Wer unserer Kaufberatung für Rangierantrieb an Wohnwagen folgt, findet ganz sicher den richtigen Rangierantrieb. Dabei sind die Preise recht unterschiedlich. Sehr günstige Modelle, die nicht schlecht sein müssen, kann man für knapp 900 Euro kaufen. Markenprodukte wie die Easydriver kosten aber nicht deutlich mehr und sind um die 1350 Euro erhältlich.