Ein kompakter Campervan für große Träume: Der Pössl H-Line Compact (Modell „Concorde Compact“) ist ein Kastenwagen-Ausbau, der speziell Vanlife-Einsteigern viel Komfort auf kleinem Raum bieten soll. Trotz seiner handlichen Abmessungen bietet er vollwertige Technik und ein durchdachtes Design. Dieser Artikel nimmt die technischen Aspekte des Compact unter die Lupe – von Maßen über Ausstattung bis zum Fahrverhalten – und bewertet, wie einsteigerfreundlich dieses Fahrzeug wirklich ist.
Maße und Gewicht
Mit einer Länge von 5,41 m und einer Breite von 2,05 m gehört der Concorde Compact zu den kleineren Campervans. Diese kompakten Maße erleichtern Einsteigern das Handling enorm – der Wagen passt auf viele normale Parkplätze und lässt sich auch auf kurvigen Landstraßen gut manövrieren. Zum Vergleich: Er ist nur wenig länger als ein großer Kombi-Pkw. Die Höhe von 3,12 m ist deutlich größer als bei Standard-Transportern, was auf das aufgesetzte Hochdach zurückzuführen ist. Das Hochdach bringt innen viel Stehhöhe (2,45 m) und ein großes Raumgefühl, hat aber zur Folge, dass man Tiefgaragen und manche Durchfahrten meiden muss.
Das zulässige Gesamtgewicht liegt bei 3.500 kg, sodass der Compact mit normalem Pkw-Führerschein (Klasse B) gefahren werden darf – ein wichtiger Punkt für Einsteiger ohne Lkw-Führerschein. In fahrbereitem Zustand bringt der Van etwa 2,8 t auf die Waage (inklusive Fahrer, etwas Sprit und Basisausstattung). Daraus ergibt sich eine Zuladung von ca. 600–700 kg. Das ist für zwei Personen und Gepäck absolut ausreichend und bietet sogar Reserve für Campingausrüstung oder optionale Extras. Allerdings sollte man bedenken, dass jedes Zusatz-Feature (von der Markise bis zur Solaranlage) das Gewicht erhöht – die Zuladung schrumpft also mit zunehmender Ausstattung.
Aufbau und Innenraum
Der H-Line Compact beeindruckt durch ein cleveres Raumkonzept. Anstelle eines festen Heckbetts hat er ein aufgesetztes Hochdach mit integriertem Hubbett. Dieses großzügige Bett misst etwa 2,15 × 1,70 m und wird bei Bedarf einfach von der Decke heruntergeschwenkt. Für zwei Personen bietet das Hubbett sehr viel Platz und eine bequeme Liegefläche. Ein großer Vorteil für Einsteiger: Tagsüber verschwindet das Bett unter dem Dach, wodurch der Wohnraum voll nutzbar bleibt.
Die Sitzgruppe darunter besteht aus einer Dinette mit zwei Bänken und Tisch. So entsteht eine gemütliche Sitzgruppe für bis zu vier Personen – ideal für Mahlzeiten oder Spieleabende im Camper. Durch die enorme Innenhöhe kann man sogar noch relativ bequem sitzen, selbst wenn das Hubbett abgesenkt ist (dann bleiben ca. 1,67 m Höhe im Sitzbereich). Das macht den Compact sehr wohnlich und flexibel nutzbar. Außerdem sind Fahrer- und Beifahrersitz drehbar.
Die Küche ist auf der Beifahrerseite untergebracht und überraschend geräumig für einen 5,4-m-Van. Es gibt ein zweiflammiges Gaskochfeld mit Piezo-Zündung und ein Spülbecken, dazu ausreichend Arbeitsfläche durch klappbare Erweiterungen. Zahlreiche Schubladen und Fächer mit kratzfesten Oberflächen bieten genug Stauraum für Geschirr und Vorräte. Auch im Wohnbereich sorgen Hängeschränke und Staufächer (etwa über der Sitzgruppe) dafür, dass Einsteiger all ihre wichtigen Dinge unterbringen können.
Der Aus- und Aufbau wirkt hochwertig verarbeitet: Robuste Möbel mit Echtholz-Applikationen, solide Scharniere und verriegelnde Schubladen verhindern Klappergeräusche während der Fahrt. Zudem setzt Pössl auf einen holzfreien Aufbau, was Langzeitschäden durch Feuchtigkeit vorbeugt – ein beruhigendes Merkmal gerade für Neulinge, die sich um Wartung noch nicht viele Gedanken machen wollen.
Bad im Pössl H-Line Compact
Eine besondere Lösung ist das Bad im Heck. Statt eines kleinen Kombibads in der Mitte nutzt der Compact die komplette Fahrzeugbreite hinten für eine geräumige Nasszelle. Dadurch erhält man eine separate Duschkabine und Toilette, die mit einer Schiebetür vom Wohnraum abgetrennt sind. Für Einsteiger bedeutet das mehr Komfort und Privatsphäre beim Duschen im Vergleich zu beengten Badlösungen anderer Kastenwagen. Die Toilette ist eine Kassettentoilette, die man praktischerweise von hinten außen entleeren kann. Im Bad ist auch der Gaskasten untergebracht (zugelassen und belüftet natürlich), was den Flaschenwechsel etwas umständlicher macht als bei einer seitlichen Serviceklappe – ein kleiner Nachteil, mit dem man aber leben kann.
Insgesamt beeindruckt der Innenraum des Compact als Raumwunder: Wo andere kompakte Camper Abstriche machen müssen, bietet er dank Hochdach und guter Planung ausreichend Bewegungsfreiheit und Stauraum. Einziger Kompromiss ist die Nutzung der Leiter ins Hochbett – das Erklimmen erfordert etwas Gewöhnung, geht für die meisten Einsteiger aber schnell in Fleisch und Blut über.
Ausstattung und Bordtechnik
Trotz der geringen Fahrzeuggröße muss man technisch auf nichts verzichten. Der Pössl H-Line Compact bringt alle wesentlichen Bord-Systeme mit, die man für autarkes Camping und komfortables Reisen braucht.
- Heizung & Warmwasser:
Verbaut ist eine Truma Combi 4 Gasheizung (4 kW) mit integriertem 10-Liter-Boiler für Warmwasser. Diese Kombination sorgt für wohlige Wärme im Innenraum und heißes Duschwasser, selbst an kühlen Tagen. Die Bedienung erfolgt über ein einfaches Panel – auch für Einsteiger schnell verständlich. Wer Gas sparen will, kann optional statt der Gasheizung eine Dieselheizung wählen, die den Dieselkraftstoff des Motors nutzt. Das ist praktisch für lange Winterreisen, aber für den Durchschnitts-Camper ist die serienmäßige Lösung vollkommen ausreichend. - Wasserversorgung:
Der Frischwassertank fasst 75 Liter, was für mehrere Tage Autarkie genügt, bevor man nachfüllen muss. Interessant für die Fahrt: Aus Gewichts- und Sicherheitsgründen lässt sich der Wasserinhalt während der Fahrt auf 20 Liter begrenzen (ein Ablaufventil oder Zwischenstopp erlaubt es, den Tank teilweise zu entleeren, damit nicht die volle Wassermenge mitgeschleppt wird). Der Abwassertank ist mit 80 Litern sogar etwas größer dimensioniert, sodass man bei sorgsamem Wasserverbrauch nicht ständig zur Entsorgung fahren muss.
Wichtig für Anfänger: Im Winter besteht bei äußeren Minusgraden Frostgefahr, da der Frischwassertank beim Compact unterflur montiert ist. Für Wintercamping sollte man also Heizelemente oder eine Tankisolierung in Betracht ziehen. - Kühlschrank & Küche:
Ein 100-Liter-Kompressorkühlschrank mit 8-Liter-Gefrierfach gehört zur Serienausstattung. Er arbeitet wie ein Haushaltskühlschrank mit Strom (12V-Batterie unterwegs oder 230V am Netz) und kühlt auch bei hoher Außentemperatur zuverlässig. Für Einsteiger positiv: Man muss sich nicht ums Niveau des Fahrzeugs kümmern wie bei manch einem Absorber-Kühlschrank, der nur gerade ausgerichtet richtig funktioniert. Allerdings zieht ein Kompressorkühlschrank ständig Strom, weshalb man bei längeren Standzeiten ohne Stromanschluss auf die Batterie achten sollte.
Gekocht wird im Compact auf dem zweiflammigen Gasherd. Gas und Kühlschrank arbeiten hier unabhängig, sodass der Kühlschrank auch während der Fahrt und nachts ohne Gas funktioniert. Die Küchenausstattung wird durch das Spülbecken und sinnvolle Details (z.B. Zündautomatik, Abtropffläche und Abdeckung als erweiterte Arbeitsfläche) abgerundet.
- Strom & Batterie:
Die Bordelektrik des Compact arbeitet mit 12 V Gleichstrom, gespeist von einer 95 Ah Versorgungsbatterie. Diese reicht je nach Nutzung für etwa 1–2 Tage autarkes Stehen (bei moderatem Kühlschrankbetrieb und sparsamer Beleuchtung). Ein Ladegerät (16 A) gehört zur Serienausstattung. Das heißt, am Landstrom (externe 230-V-Steckdose) wird die Batterie zügig wieder aufgeladen und man kann gleichzeitig alle Verbraucher nutzen. Im Wohnraum gibt es ab Werk eine 230-V-Steckdose sowie eine USB-Ladebuchse für Handy & Co. Das ist für den Start ausreichend. Wer allerdings öfter frei steht, sollte über eine zweite Aufbaubatterie oder ein Solarpanel nachdenken, um länger ohne Netzstrom auszukommen. - Bad:
Die eingebaute Nasszelle enthält selbstverständlich eine Dusche und ein Waschbecken, sodass man unterwegs vollwertig hygienisch versorgt ist.
- Gasversorgung:
Der Compact führt 2 × 11-kg-Gasflaschen mit, die die Heizung (bei Gasbetrieb) und den Kocher speisen. Mit zwei vollen Flaschen kommt man auch bei ausgiebigem Kochen und Heizen viele Tage aus – das gibt Neulingen Sicherheit, nicht unerwartet im Kalten zu sitzen. Der Flaschentausch erfordert zwar etwas Muskelkraft, ist aber unkompliziert und nahezu europaweit möglich (ggf. sind Adapter für ausländische Flaschensysteme erforderlich).
Fahrverhalten
Durch seine kompakten Abmessungen bietet der Pössl Compact ein fahrdynamisch angenehmes Erlebnis. Der Wagen basiert auf dem gängigen Fiat Ducato bzw. Citroën Jumper Transporter-Chassis mit Frontantrieb. Einsteiger werden sich schnell mit dem Fahrgefühl anfreunden: Man sitzt erhöht und hat eine gute Übersicht über die Straße. Die Lenkung ist leichtgängig, und trotz des hohen Aufbaus liegt der Camper ruhig auf der Straße. In Kurven neigt er nur minimal zum Wanken, was Vertrauen in das Fahrzeug gibt.
Auch bei Autobahntempo fährt der Compact stabil. Selbst Geschwindigkeiten um 130 km/h sind entspannt machbar, ohne dass das Fahrzeug schwimmt oder übermäßig laut wird. Die spezielle Form des Hochdachs scheint aerodynamisch gut abgestimmt zu sein – Windgeräusche bleiben moderat und Seitenwindempfindlichkeit hält sich in Grenzen.
Serienmäßig ist ab Werk ein 140-PS-Dieselmotor verfügbar, der den Compact ausreichend flott beschleunigt. Auch Bergstrecken lassen sich damit meistern, zumal das Fahrzeug vergleichsweise leicht ist. Für Einsteiger heißt das: Man kann ohne Angst vor Leistungsdefiziten auf Tour gehen. Wer allerdings vorhat, oft mit vier Personen und voller Beladung oder sogar einem Anhänger zu reisen, kann optional einen stärkeren Motor (bis ~165 PS) wählen oder das Maxi-Fahrgestell mit höherer Achslast bestellen, um mehr Reserven zu haben.
Im Alltag ist der Compact zwar immer noch kein Kleinwagen – enge Altstadtgassen und Tiefgaragen bleiben seine Schwachpunkte –, doch verglichen mit großen Wohnmobilen lässt er sich deutlich einfacher rangieren. Überhänge vorne und hinten sind kurz, der Radstand von 3,45 m sorgt für einen relativ kleinen Wendekreis.
Nützlich für Neulinge: Die großen Außenspiegel mit Weitwinkel erlauben gute Sicht nach hinten. Eine Rückfahrkamera (falls nicht schon vom Händler eingebaut) ist eine sinnvolle Investition, um das Einparken noch weiter zu erleichtern.
Fazit
Der Pössl H-Line Concorde Compact erweist sich als einsteigerfreundlicher Campervan, der trotz kompakter Größe keine großen Abstriche bei Technik und Komfort macht. Für Vanlife-Einsteiger bietet er ein ausgereiftes Konzept: ein einfach zu fahrendes Fahrzeug, das innen erstaunlich viel Platz und clevere Lösungen wie das Hubbett und das große Bad bietet. Die technischen Komponenten (Heizung, Wasser, Strom) sind auf dem Stand moderner Wohnmobile und relativ intuitiv zu bedienen, sodass auch Unerfahrene schnell damit zurechtkommen.
Besonders positiv fällt die hochwertige Verarbeitung und das durchdachte Stauraumkonzept auf – man merkt, dass dieses Modell über Jahre verbessert wurde. Kleine Schwächen wie der etwas umständliche Gasflaschentausch oder die Leiter zum Bett sind im Alltag verkraftbar und werden durch die spürbaren Vorteile ausgeglichen.
Unterm Strich ist der Pössl Compact ein gelungener Allrounder für Einsteiger, der Vanlife-Träume wahr macht, ohne den Neuling mit übermäßiger Größe oder komplizierter Technik zu überfordern. Wer einen wendigen Camper mit viel Komfort sucht, findet hier einen vertrauenswürdigen Begleiter für die ersten Abenteuer auf vier Rädern.
Bilder: Hersteller