Nach der Anschaffung eines Wohnwagens und den ersten Ausflügen stellt man schnell fest, dass das Rangieren der oft schweren Anhänger durchaus herausfordernd sein kann. Entweder ist der Platz so eng, dass man extrem genau mit dem Zugfahrzeug manövrieren müsste, oder es ist derart eng, dass man schiebt. Leichter geht das Positionieren auf dem Campingplatz mit einem Mover bzw. einem Rangierantrieb. Diese Rangierantriebe sind Motoren, die die Räder des Wohnwagens antreiben, wodurch man bei guten Produkten wie dem Easydriver pro 2.0 von Reich millimetergenau positionieren kann. Ist es möglich, eine solche Rangierhilfe selber einzubauen? Wir haben es getan und berichten Schritt für Schritt wie der Einbau abläuft. Damit kann jede Leserin und jeder Leser selber entscheiden, ob er diese Schritte selbst unternimmt – oder eine Fachwerkstatt beauftragt.
Keine Spezialwerkzeuge nötig um eine Rangierhilfe selber einbauen zu können
Nach unserer Erfahrung beim Einbau des Easydriver pro 2.0 werden keinerlei Spezialwerkzeuge benötigt. In diesem Sinne ist allein ein Quetschwerkzeug für das Anbringen von Kabelschuhen im Arbeitsschritt zur Verkürzung von Leitungen als vielleicht ungewöhnliches Werkzeug zu betrachten. Neben einem Schraubendreher Kreuzschlitz werden benötigt: Kneifzange, Ratschen-/Steckschlüsselkasten, Maulschlüsselset, Drehmomentschlüssel, Inbusschlüsselsatz, eine Metallsäge, eine Pfeile, eine Kartuschenpresse (z.B. manuell für Sikaflex), ein scharfes Messer, ein Bohrer (Größe entsprechend der zusätzlich benötigten Holzschrauben für den Arbeitsschritt zum Befestigen der Batterie). Mehr benötigt man nicht, und unserer Meinung nach sind all diese Werkzeuge in einem Haushalt, der manche Probleme technisch selber löst, vorhanden.
Welche Detaillösungen müssen individuell für den eigenen Wohnwagen erarbeitet werden?
Tatsächlich ist der Einbau einer Rangierhilfe in Bezug auf das Anbringen der Motoren fast überall identisch. Nicht identisch sind aber einige zu erbringende Details. Dazu gehört die Positionierung und Befestigung (!) der notwendigen Batterie, die dazu passende Kabelführung inklusive Durchbohren des Fahrzeugbodens sowie der Anbringeort eines Hauptschalters. Zu diesen Details folgt weiter unten ein umfangreicher Textabsatz.
Zusätzlich benötigte technische Komponenten
Es sind alle für den Einbau bzw. die Befestigung des Easydrivers pro 2.0 benötigten Bauteile im Lieferumfang enthalten. Trotzdem werden zwei Bauteile noch zusätzlich benötigt. Dies ist eine Batterie zur Versorgung des Easydrivers und ein passendes Ladegerät. Generell braucht es auch noch einige Kabelschuhe, um das Ladegerät dauerhaft an der Batterie anschließen zu können. Passend muss auch ein Schrumpfschlauch vorgehalten werden. Unten findet ihr eine komplette Liste aller benötigten Bauteile.
Zusätzlich benötigte Bauteile für den Einbau
Bei dem von Reich gelieferten Easydriver pro 2.0 sind alle für den eigentlichen Einbau benötigten Bauteile im Lieferumfang enthalten.
Außerdem sind zusätzlich noch einige Materialien, die zum Beispiel für die Befestigung der Batterie und den Verschluss des zu erstellenden Bodendurchbruchs benötigt werden, notwendig. Diese Teile sind: individuelle Batteriebefestigung (bei uns: Siebdruckplatte, vier Holzschrauben samt Unterlegscheiben passend zur Dicke der Platte, 2x Titan-Strap 72 cm, Sikaflex 522 zum Verkleben der Befestigung am Boden des Wohnwagens, 2x Holzschrauben zur Befestigung des Ladegerätes). Um den Durchbruch durch den Fahrzeugboden abdichten zu können, kann man ein Gewebegitter nutzen. Weiterhin sind einige zusätzliche Kabelbinder zu besorgen. Unten findet sich eine komplette Liste aller benötigten zusätzlichen Bauteile.
Braucht man einen Helfer beim Einbau eines Rangierantriebes?
Nach unserer Erfahrung braucht es einen Helfer, wenn man den Einbau eines Rangierantriebs umsetzen will. Einerseits sind die Motoreinheiten echt schwer, andererseits braucht man deutlich mehr Zeit, wenn man beispielsweise immer wieder neues Werkzeug selbst holen muss und nicht zugereicht bekommt. Wir haben deshalb zu zweit eingebaut.
Liste der noch benötigten Dinge zum Einbau
– Versorgungsbatterie (bei uns: Power Queen LiFePO4 12V 100Ah Niedertemperatur Trolling Motor Batterie)
– Ladegerät Versorgungsbatterie (bei uns: Victron Energy Blue Smart, 4 Ah)
– Kabelschuhe (bei uns: für das Ladegerät)
– Schrumpfschlauch schwarz
– Siebdruckplatte (oder Multiplex) für die Befestigung der Batterie (bei uns: Siebdruckplatte 4 mm)
– 1 x Kartusche Sikaflex 522
– 2 x Titan-Straps 72 cm
– 4 x Holzschrauben zur Befestigung der Titan-Stripes (passend zur Dicke der verwendeten Siebdruckplatte)
– 2 x Holzschrauben zur Befestigung des Ladegerätes
– Gittergewebe (zum Verschluss des Bodendurchbruchs)
– 20 x Kabelbinder
Schritt-für-Schritt-Einbauanleitung Rangierantrieb
Benötigte Zeit: 5 Stunden
Einbauanleitung Easydriver pro 2.0 Rangierhilfe von Reich
- Bedienungsanleitung genau prüfen
Als wirklich erster Schritt vor dem Beginn des Einbaus des Rangierantriebes sollte die beiliegende Bedienungsanleitung sehr genau studiert werden. Außerdem empfehlen wir, das Netz nach Videos zum Einbau der konkreten Rangierhilfe abzusuchen. Für den Reich Easydriver pro 2.0 habt ihr hier auf vanlifemag.de die wohl genaueste Anleitung überhaupt gefunden. Die Anleitung der Reich GmbH könnt ihr auch hier herunterladen.
- Vorabplanung zur Positionierung der Batterie, der Elektronikeinheit, des Hauptschalters, des Ladegerätes und des Durchbruchs für Kabeldurchführungen im Fahrzeugboden umsetzen
Zu Beginn der Arbeiten muss genau geplant werden, wo im Detail die Batterie für den Rangierantrieb eingebaut werden soll. Dabei ist zu beachten, dass der Schwerpunkt des Wohnwagens möglichst in die Überlegungen einbezogen wird, um die Gewichtsverteilung nicht großartig zu verändern. Es bietet sich daher oft an, direkt an der Achse, zum Beispiel im Stauraum der Sitzecke, zu planen. Zu dieser Planung gehört auch, wie die Kabel des Rangierantriebes in den Wohnwagen geführt werden. Wir haben dazu eine Öffnung genutzt, die bereits vorhanden war. Dabei handelt es sich um eine Zwangsbelüftung, die genau unter der Sitzecke vorn liegt. Wer diese nicht hat oder ein anderes Loch benötigt, sollte genau prüfen, ob etwaige Verstrebungen, z.B. aus Metall, ein Durchbohren verhindern. Wir empfehlen ganz klar, alle Bauteile zur Probe in die jeweils geplante Position zu stellen. Wichtig: Auch die Position des Hauptschalters in Abhängigkeit des zur Verfügung stehenden Raumes beachten!
- Genaue Planung der Detaillösungen, wie zum Beispiel die Befestigung der Batterie
Der Rangierantrieb wird durch eine Batterie versorgt. Diese muss gut befestigt sein. Daher ist eine individuell für den eigenen Wohnwagen zu entwerfende Lösung zu planen. Wir setzen konkret auf die Befestigung mit Titan-Straps, wobei eine Multiplexplatte als Grundlage dient. Dazu später mehr. Ebenso genau geplant werden muss die Befestigung der Elektronikeinheit des Rangierantriebes sowie die konkrete Befestigung des Hauptschalters. Dabei kommt es darauf an, dass er einerseits sicher befestigt ist, andererseits die zu ihm hinführenden Kabel gut verlegt werden können. Keine zu großen Biegung, kein Überkreuzen usw.
- Werkzeuge bereit legen
Beim Durchdenken der Installation mit Hilfe der Bedienungsanleitung wird klar, welche Werkzeuge benötigt werden. Diese sollten vorab bereitgelegt werden und gleich zur Verfügung stehen.
- Wohnwagen sichern, aufbocken
Um sicher arbeiten zu können, mus der Wohnwagen sinnvoll abgestellt werden. Wir empfehlen, die vorderen Stützen so weit wie möglich auszufahren, zusätzliche Unterlegkeile zu nutzen und hinten so kurz wie möglich auszufahren. Stützrad ausfahren, Handbremse anziehen und am besten die Räder mit Unterlegkeilen zusätzlich sichern. In diesem Setting ergibt sich etwas mehr Freiraum unter dem Wohnwagen, wodurch man bequemer darunter arbeiten kann.
- Montage der Halterungen der Motoreinheiten
Als ersten echten Bauschritt müssen wir die Halterungen für die Motoreinheiten montieren. Dies ist sehr einfach, zumindest bei neueren Hobby-Wohnwagen, da konkrete Vorbereitungen vorhanden sind. Die T-Stücke, von Reich mitgeliefert, werden im Grunde mit zwei Schrauben, jeweils mit Unterlegscheiben befestigt. Dies setzt man nacheinander auf beiden Seiten um.
- Festschrauben der Halterungen.
- Rangiereinheiten einsetzen
Wenn die Halterungen fest montiert sind, bringen wir die Motoreinheiten an. Hier muss man auf die korrekte Richtung achten. Bei unserem Hobby-Wohnwagen war dies unkompliziert, da sie nur auf einer Seite, vor den Reifen, angebracht werden können. Das Anzugsdrehmoment der mitgelieferten M10x14 Schrauben soll 60 Nm betragen.
- Abstand der Rangierantriebe zu den Reifen einstellen
In der Bedienungsanleitung ist der maximale Abstand der Rangierantriebe zu den Reifen angegeben. Es handelt sich dabei um 15 bis 20 Millimeter. Diese werden im nächsten Arbeitsschritt eingestellt. Dazu liegen kleine Holzkeile bei, die exakt die benötigte Größe aufweisen. Wichtig: Dazu muss der Wohnwagen heruntergelassen werden, die Reifen also voll belastet sein! Mit einem Helfer gemeinsam werden dann die Antriebe grob festgeschraubt.
- Stabilisierung montieren
Die Antriebsmotoren sind über eine Stange miteinander verbunden. Diese muss im nächsten Schritt angebracht werden, wobei zwei Schrauben zur korrekten Ausrichtung verwendet werden. Je nach Breite des Wohnwagens wird die Stabilisierungsstange ausgerichtet und festgeschraubt. Mit diesem Arbeitsschritt ist das Anbringen der Motoreinheiten schon erledigt. Man sollte den weiterhin korrekten Abstand der Einheiten zum Reifen prüfen.
- Stabilisierungsstange festschrauben
Die benötigten Schrauben sind im Lieferumfang enthalten. Sie werden mit 30 Nm Drehmoment festgeschraubt.
- Batterie sicher befestigen
Je nach individueller Idee muss die Batterie im Wohnwagen befestigt werden. Wir lösten diese Herausforderung wie folgt: Eine Siebdruck- oder Multiplex-Platte dient als Basis. Darauf werden auf allen vier Seiten Multiplexstücke eingesetzt, um das seitliche Verschieben der Batterie zu verhindern. Diese kleinen Plättchen schraubten wir auf der Siebdruckplatte fest und entfernten die überstehenden Schraubenlängen nach unten. Ein Herausspringen der Batterie verhindern wir durch zwei Titan-Straps, die wir links- wie rechtsseitig der Batterie mit Holzschrauben auf der Siebdruckplatte befestigt haben und somit ein Herausnehmen der Batterie bei Bedarf ermöglichen, sie sonst aber super fest an ihrem Platz halten.
- Festkleben der Siebdruckplatte auf dem Boden des Wohnwagens
Die gesamte Holzplatte mit der Batterie haben wir mit Sikaflex 522 auf den Boden des Wohnwagens geklebt, um keine zusätzlichen Bohrungen in dem Boden durchführen zu müssen.
- Elektronikeinheit befestigen
Im nächsten Bauschritt befestigten wir die Elektronikeinheit des Rangierantriebes Easydriver pro 2.0. Das ist ziemlich leicht, da wir sie mit zwei Schrauben (sie waren im Lieferumfang des Easydrivers enthalten) am Rahmen der Sitzecke von innen festschraubten. Wir empfehlen, diese Verschraubung noch nicht final umzusetzen, sondern das Herausnehmen der Einheit weiter zu ermöglichen. Dies vereinfacht die spätere Verkabelung.
- Individuelle Hauptschalterlösung erstellen
Die Bedienungsanleitung des Easydrivers beinhaltet die Installation eines beiliegenden Hauptschalters. Wir lösten diesen Arbeitsschritt, indem wir einen Stahlwinkel nutzten, einen passenden Ausschnitt per Metallsäge nach Anzeichnen der Kanten ausschnitten, die Kanten abfeilten und den Hauptschalter per schon beiliegenden Schrauben an der so erstellten Halterung befestigten. Die Halterung selbst hatten wir, mit genügend Abstand zum Sitzkissen des genutzten Bauraumes unter der Sitzecke, am Holzrahmen der Sitzecke befestigt. Weil hier durchaus einiges an Kraft beim Bedienen des Hauptschalters eingesetzt wird, befestigten wir die Halterung mit Hilfe lastverteilender Unterlegscheiben. Die notwendigen Löcher bohrten wir im Holz vor. Es ist nicht empfehlenswert Holzschrauben für diesen Schritt zu nutzen. Besser ist es, die Schrauben mit Muttern und Unterlegscheiben zur Lastverteilung zu sichern.
- Hauptschalter anbringen
In unserem Fall haben wir den Hauptschalter im Stauraumkasten unter dem Sitzbereich angebracht. Dabei bohrten wir die Löcher dazu vor.
- Bodenbohrung umsetzen
Wie schon beschrieben, nutzten wir eine bestehende Zwangsbelüftung, um die Kabel des Rangierantriebes in den Wohnwagen zu führen. Wer nicht auf eine solche zurückgreifen kann, kann auch die bekannten Dachdurchführungen, eben nur am Boden, einsetzen. Diese stellen wasserdicht sicher, dass die Kabel durchgeführt werden können. Diese Dachdurchführung sollte mit Sikaflex 522 verklebt werden, um einen Wassereintritt an der notwendigen Bohrkante sicher zu verhindern. Wir konnten auf diesen Schritt verzichten und führten die Kabel durch eine Zwangsentlüftung in den Wohnwagen.
- Kabel tatsächlich in den Wohnwagen legen
Ist die Durchführung erstellt, müssen die Kabel in dem Wohnwagen verlegt werden. Hier empfehlen wir klar, die Kabel erst einmal ohne Befestigung am Fahrzeugunterboden durch Kabelbinder zu verlegen. So erkennt man, ob die bestehenden Längen ausreichen. Dies dürfte aber regelmäßig der Fall sein, weil Reich den Easydriver pro 2.0 mit wirklich langen Kabeln ausliefert. Nachdem wir die Kabel sicher in dem Wohnwagen verlegt hatten, die Länge also passt, müssen wir sie am Unterboden des Wohnwagens sicher befestigen. Dazu gilt: Ohne Gefahr eines Aufscheuerns können die Kabel ohne Schutz verlegt werden. Überall dort, wo sie beispielsweise über eine Metallkante geführt werden müssen, sollte ein Kabelschutzrohr eingesetzt werden. Wir empfehlen Kabelbinder in Automobilqualität, diese sind dauerhaft haltbar.
- Bodendurchführung abdichten – gegen Wasser und Schädlinge
Nachdem wir die Kabel verlegt und befestigt hatten, mussten wir den Bodendurchbruch abdichten. Bei der wie bei uns genutzten bestehenden Zwangsentlüftung dichtet man gegen Schädlinge ab. Bei extra gebohrten Löchern zusätzlich auch gegen eindringendes Wasser. Wir nutzten ein Plastikgewebenetz. Dieses führten wir von innen auf die Zwangsentlüftung und verschlossen es mit Kabelbindern. So können keinerlei Tiere oder Schädlinge eindringen.
- Anschließen der Kabel an die Elektronikeinheit und den Hauptschalter
In der Bedienungsanleitung ist ein Schaltplan enthalten. Dieser wird nun umgesetzt. Dabei ist peinlich genau auf die korrekte Verdrahtung zu achten. Wichtig: Im Schaltplan ist eine Sicherung vorgesehen! Diese liegt dem Easydriver bereits bei. Sie muss nah am Batteriepol positioniert werden.
- Optional: Kabel kürzen
In unserem Anwendungsfall waren die Kabel des Easydriver pro 2.0 nach Installation zu lang, sodass wir sie gekürzt haben. Deswegen mussten wir auch neue Kabelschuhe anbringen.
- Befestigung und Anschluss des Ladegerätes
Nachdem die Elektronik des Rangierantriebs komplett angeschlossen wurde, muss auch das Ladegerät angeschlossen werden. Hier nutzen wir eine Steckdose in Bezug auf die Versorgung des Ladegerätes selbst, welche schon unter der Sitzecke vorhanden und installiert war. Das Ladegerät haben wir per Kabelschuhen an der Batterie befestigt.
- Batterie laden
Bevor der Rangierantrieb das erste mal genutzt werden kann, muss die Batterie vollständig aufgeladen werden.
Unser Fazit, nachdem wir den Rangierantrieb selber einbauen konnten
Wir können es ganz klar bestätigen: Wer einen Rangierantrieb selber einbauen möchte, kann es mit derart durchdachten Produkten wie dem Easydriver 2.0 pro definitiv. Die Arbeitsschritte sind bei genauer Planung und bedachtem Vorgehen problemlos umsetzbar. Die größte Herausforderung, weil individuell umzusetzen, war die Befestigung der Batterie im Wohnwagen selbst. Alle anderen Schritte sind handwerklich gut umsetzbar. Die originale Einbauanleitung von Reich findet sich hier.