Dass sich die japanische Gelände-Ikone auch hervorragend als Offroad-Reisefahrzeug oder als geländegängiger Minicamper eignet, darüber haben wir schon mehrfach berichtet. Seit Mitte des Jahres ist nun ein neues Modell erhältlich, das wir im Atlasgebirge in Marokko testen durften. Wir klären daher die Frage: Wie fährt sich der neue Toyota Land Cruiser 250?
Der neue Toyota Land Cruiser 250
Keine Frage, der Land Cruiser ist legendär. Nicht umsonst wird er zum Beispiel von der UN-Friedenstruppe oder zahlreichen NGOs eingesetzt. Kein Wunder, denn das Offroad-Rauhbein aus Japan umgibt der Nymbus des Unzerstörbaren. Klar also, dass er auch beliebte Basis für einen echten Offroad-Camper ist.
In diesem Jahr präsentierte Toyota nun den neuen Land Cruiser 250, einen – nach wie vor – echten Geländewagen, der aber auch auf der Straße punktet – und das ohne Abstriche auf heftigen Pisten und verworfenen Offroad-Tracks.
Angetrieben wird der 250er von einem Vierzylinder-Commonrail-Diesel mit 205 Pferdestärken. Ein alter Bekannter aus der Toyota-Welt übrigens. Und Garant für viele, viele Kilometer Laufleistung. Gekoppelt ist das Antriebsaggregat mit einer Achtgang-Automatik, die sich auch von Hand schalten lässt.
Hinzu kommen eine ganze Menge elektronische Helferlein, die vor allem das Fahren im Gelände einfacher machen. Bergabfahrhilfe? Sowieso, hier aber mit der Möglichkeit die Geschwindigkeit zwischen einem und fünf km/h zu wählen. Elektronisch entkoppelbare Stabilisatoren vorne, was im unebenen Gelände für mehr Verschränkung sorgt. Kameras mit jeder Menge Einstellungen für Rundumblick und einiges mehr.
Die Länge des Land Cruiser 250 beträgt 4,92 Meter, die Höhe 1,66 und die Breite – inklusive Spiegeln – 2,11 Meter. Für die linke Spur in deutschen Autobahnbaustellen mit Begrenzung auf 2,1 Meter reicht es also ganz knapp nicht. Gut, bei dem einen Zentimeter könnte man aber wohl ein Auge zudrücken. Und für uns das Wichtigste: Für Camping-Einbauten ist hinter den Vordersitzen jede Menge Platz. Zur Not fliegen die hinteren Sitze raus, dann passen Dinge wie Küchenauszug, Schubladen sowie Kühlbox & Co. spielend rein.
Wie fährt sich der neue Toyota Land Cruiser 250?
Wir befinden uns irgendwo in über 2.000 Metern Höhe mitten im Atlasgebirge in Marokko. Oder anders: Irgendwo dort, wo laut der griechischen Mythologie der Titan Atlas das Himmelsgewölbe der – damals bekannten – Welt stützte. Menschliche Behausungen kann man hier an einer Hand abzählen. Das gängige Fortbewegungsmittel ist der Esel. Vierbein-Antrieb sozusagen. Denn asphaltierte Straßen gibt es hier nicht und so richtige Wege eigentlich auch kaum. Die wenigen Pfade schlängeln sich über steile Kuppen und an schroffen Felsen entlang. Die karge Landschaft wird von Ockertönen dominiert, das wenige Grün wird von Schafen, Ziegen und den Eseln immer wieder weggeknabbert. Ackerbau ist auf den harten, steinigen Böden gar nicht erst möglich.
Genau die richtige Umgebung also, um einen der robustesten Geländewagen der Welt auf Herz und Nieren zu testen. Ist der neue 250er so gut wie seine Vorgänger? Um diese Frage zu beantworten sind wie hier. Und um die Antwort gleich vorwegzunehmen. Nein, er ist nicht genauso gut. Er ist besser! Die Toyota-Ingenieure haben hier wirklich ganze Arbeit geleistet und – entgegen manchem Trend bei den Herstellern – die Offroad-Ikone Land Cruiser mit noch mehr „Offroad Capability“ ausgestattet, wie es im Toyota-Pressetext so schön heißt.
Toyota Land Cruiser 250 – nach wie vor ein kerniger Offroader
Dass das keine leeren Worte sind, stellen wir schon nach den ersten Metern im Gelände fest. Ein verworfener Feldweg in Richtung Berge: geht auch mit etwas Speed. Kein Rumpeln, keine harten Schläge, das Fahrwerk steckt das weg. Lediglich bei einer etwas tieferen Pfütze beschwert sich einer der Stoßdämpfer mit einem leichten Durchschlagen, verrichtet aber anschließend klaglos seine Arbeit unbeeindruckt weiter. Dafür haben wir den Land Cruiser schon zu Beginn richtig schön eingesaut. „Das muss so“, sagen wir etwas später beim Coffee-Stopp zu den Toyota-Guides. Die grinsen nur und erwidern augenzwinkernd: „Sure, have fun.“
Dann dürfen die diversen Offroad-Einstellungen und -Programme zeigen, was sie drauf haben. Untersetzung einlegen – per Schalter und nicht per Hebel aber immer noch in Neutral-Stellung des Getriebes. Sperre mittig und hinten – ebenfalls per Knopfdruck. Genauso wie das Trennen der vorderen Stabilisatoren, das für ein gutes Plus an Verschränkung sorgt. Vergisst man sie wieder zu koppeln, erledigt das die Elektronik bei 30 km/h eben selber.
Auch die automatisch gehaltene Geschwindigkeit wird per Knopfdruck und zusätzlich per Drehregler eingestellt. Denn man kann von ein bis fünf km/h wählen. Fuß vom Gas, der Land Cruiser kraxelt allein durch die unebenen Tracks. Ein Tempomat fürs Gelände. Abgefahren. Aber ganz praktisch. Zum Beispiel bergab oder über extrem verworfene Hindernisse, bei denen man mit dem Fuß schnell mal zu wippen beginnt.
Egal ob Off- oder Onroad, der Land Cruiser 250 fährt sich traumhaft
Doch eigentlich braucht es das alles nur, wenn es wirklich heftig zur Sache geht, also wirklich heftig. Die meisten Abschnitte, seien sie noch so verworfen oder noch so steil, macht der Toyo auch ohne Druck auf irgendwelche Knöpfe. Auch die Sandpassagen am Strand eines Sees in den Bergen sind kein Problem, nach ein paar Metern sperren wir dennoch das Mittendifferential. Sicher ist sicher. Nach Steckenbleiben und Sand-Schaufeln steht uns heute nicht der Sinn.
Zurück zum Hotel geht es dann über asphaltierte Straßen, die um das Gebirgsmassiv herumführen. Und auch hier ist der neuen Land Cruiser 250 in seinem Element. Selbst bei schnellerer Fahrt hat man nicht das Gefühl in einem Geländewagen zu sitzen, der abseits der Straßen ziemlich weit kommt. Das kennt man von früher anders. Grade beim alten Land Rover Defender galt auf der Straße: Das muss man wollen – besonders auf langen Strecken.
Anders der Toyota. Waren die Land Cruiser schon früher auf der Straße recht angenehm zu fahren, gilt das für den 250er noch viel mehr. Auch wenn wir den Toyo mit dem „bösen“ Begriff „SUV“ nicht beleidigen wollen, hier auf dem Asphalt fährt er sich so. Dem schnellen und vor allem bequemen Kilometer-Abreißen zum Urlaubsort steht also nichts im Wege. Dem anschließenden Spaß im Gelände ohnehin nicht. Unser Fazit lautet daher: Ein Auto, aus dem man eigentlich nie wieder aussteigen will.
Fotos: Toyota