Eine Seilwinde am Fahrzeug zu montieren, kann vor allem dann einen sinnvolle Investition sein, wenn man abseits der asphaltierten Straßen unterwegs ist. In unserem Seilwinden-Special erläutern wir am Beispiel der neuen Seilwindenmarke Antwinch daher alles zum Thema Seilwinden – von der Montage über wichtiges Zubehör bis zum richtigen Einsatz. Eine Seilwinde im Camper, kann in vielen Situationen helfen.
Inhaltsverzeichnis
- Warum eine Seilwinde am Camper sinnvoll ist
- Wie funktioniert eine Seilwinde am Camper?
- Welche Seilarten werden für Seilwinden verwendet?
- Vor- und Nachteile von Stahl- und Kunststoffseilen
- Wichtiges Zubehör für den Seilwinden-Einsatz
- Die Montage einer Seilwinde
- Infos und Tipps für die Montage einer Winde
- Schritt für Schritt – Montage einer Antwinch Torqx 13 am Beispiel eines VW-Bus T3
- Schritt 1 – Vorbereiten der Seilwinde
- Schritt 2 – Vorbereiten des Fahrzeugs
- Schritt 3 – Montage der Seilwinde im Camper
- Schritt 4 – Anschließen und testen der Seilwinde im Camper
- Schritt 5 – Test im Gelände
- Richtiges Verhalten bei Einsatz mit der Seilwinde im Camper
Warum eine Seilwinde am Camper sinnvoll ist
Ist man mit einem Wohnmobil, einem Campervan oder Pickup-Camper abseits der Straße unterwegs, kommt irgendwann unweigerlich der Moment, an dem es nicht weitergeht. Egal wie gut man fahren kann, egal was man jetzt tut, das Fahrzeug steckt fest – im Schlamm, im Sand, im Wasserloch, an einer steilen Auffahrt oder auf irgendwelchen großen Steinbrocken oder Felsen. Aus eigenem Antrieb geht es nicht mehr weiter, das Fahrzeug muss geborgen werden. Jetzt kommt der Moment, an dem es sich bezahlt macht, dass man die Kiste mit dem Bergematerial mitschleppt, dass man eine Schaufel im Fahrzeug hat, oder dass man sich für die Montage einer Seilwinde entschieden hat.
Doch welche Arten von Seilwinden gibt es eigentlich und auf was muss man bei Kauf und Anbau achten? Bei den klassischen Seilwinden unterscheidet man zwischen elektrischen und hydraulischen Winden. Grundsätzlich können an den meisten Fahrzeugen beide Systeme zum Einsatz kommen, wobei die hydraulischen Winden eher selten an Campern oder Geländewagen und häufiger bei Abschleppfahrzeugen oder beim THW und der Feuerwehr zu finden sind. Außerdem ist die Auswahl nicht wirklich groß, und die meisten Fahrzeuge verfügen standardmäßig nicht über die benötigten Anschlüsse für die Hydraulik. In der Regel sind es daher die elektrischen Seilwinden, wie zum Beispiel die neuen Winden der Marke Antwinch, die an Camper oder Offroader geschraubt werden.
Wie funktioniert eine Seilwinde am Camper?
Bei beiden Seilwindentypen wird das Seil auf einer Trommel aufgespult. Diese Trommel wird von einem Motor angetrieben, der bei den meisten Winden seitlich direkt an der Trommel angebracht ist und die Kraft direkt überträgt. Das Zuggewicht einer Seilwinde wird meist in englischen Pfund (lb oder lbs) angegeben. Die Umrechnungsformel lautet: 1 kg = 2,20462 lb. Eine Winde mit der Angabe 9.5 kann also gut 4,3 Tonnen ziehen, eine Winde mit der Angabe 12.000 also etwas mehr als 5.400 Kilo, also 5,4 Tonnen. Bei der hier vorgestellten Seilwinde, der Antwinch Torqx 13,steht die 13 für 13.000 lb, also knapp 5,9 Tonnen. Eine derartige Seilwinde am Camper ermöglicht jede Menge Optionen, wenn es mal schwierig wird mit dem Weiterkommen.
Diese Angabe gilt jedoch nur für die erste, also die unterste Lage auf der Seiltrommel. Bei jeder weiteren Lage verringert sich die Zugkraft zum Teil erheblich. Von der ersten auf die zweite Lage ist der Verlust am höchsten, die Differenz zur vorherigen Seillage nimmt aber bei jeder weiteren Lage ab. Auf der fünften Seillage hat sich die Zugkraft je nach Winde schon nahezu halbiert. Diesem Effekt kann man mit Umlenkrollen jedoch entgegenwirken.
Seilwinden verfügen außerdem über eine Kupplung. Sie wird über einen Hebel oder einen Drehschalter freigegeben, damit sich die Trommel frei drehen und man das Seil von Hand abziehen kann. Das geht bei fast allen Winden schneller, als es über die Windensteuerung mit Motorkraft abzurollen. Um das Seil einzuziehen, wird die Kupplung über den Schalter wieder eingerückt.
Welche Seilarten werden für Seilwinden verwendet?
Auf Seilwinden kommen Stahl- oder seit längerem auch wesentlich leichtere Kunststoffseile zum Einsatz. Eine Glaubensfrage übrigens, die immer wieder gern heiß diskutiert wird. Die einen schwören auf Metall, die anderen geben der wesentlich leichteren Kunstfaser den Vorzug. Beides hat jedoch seine Vor- und Nachteile. Das Kunststoffseil punktet vor allem beim Gewicht. Und da kommen schnell 30, 40 oder mehr Kilo zusammen – bei ungefähr gleicher Arbeits- und Bruchlast. Dafür sind Seile aus Kunststoff bei mechanischer Beanspruchung nicht so widerstandsfähig wie ein Stahlseil. Scheuert es zum Beispiel über den Boden oder über felsige Kanten, wird es dabei schneller und stärker beschädigt als ein Stahlseil.
Doch egal für welche Option man sich bei einer Seilwinde für den Camper auch entscheidet, die an der Bergung beteiligten Personen sollten beim Windeneinsatz unbedingt Sicherungsmaßnahmen ergreifen. Dazu gehört unter anderem Handschuhe zu tragen, eine Seilbeschwerung über das Seil zu legen, nicht in der unmittelbaren Flugrichtung des reißenden Seils zu stehen und die Motorhaube des bergenden Fahrzeugs zu öffnen, wenn nach vorne geborgen wird. Wird das Seil beim zu bergenden Fahrzeug an der Front angeschlagen, öffnet man auch hier die Motorhaube. Denn es ist immer noch besser, wenn ein gebrochener Stahlschäkel in die geöffnete Haube ein- statt die Windschutzscheibe durchschlägt.
Vor- und Nachteile von Stahl- und Kunststoffseilen
Vorteile eines Stahlseils:
- bei sachgemäßer Anwendung höhere Lebensdauer,
- widerstandsfähiger und robuster als ein Kunststoffseil,
- unempfindlich gegen UV-Strahlung, Hitze, Kraftstoffe, Öle und andere Chemikalien,
- geringerer Verschleiß beim Scheuern über den Boden oder Hindernisse als beim Kunststoffseil.
Nachteile eines Stahlseils
- deutlich höheres Gewicht als ein Kunststoffseil, schwerer auszuziehen und zu tragen,
- unhandlicher in der Handhabung, da kaum elastisch,
- kann Knickstellen oder Quetschungen bilden oder sich aufdrehen, beschädigte Adern können hervorstehen,
- Verletzungsgefahr durch kaputte, hervorstehende Adern des Seils oder durch Quetschungen beim Hantieren mit dem Seil,
- Gefahr schwerster Verletzungen oder gar Tod bei Seilriss,
- regelmäßige Pflege und Kontrolle notwendig – sind Quetschungen, Knicke oder andere beschädigte Stellen vorhanden? Müssen Rost oder Korrosion entfernt und/oder das Seil gefettet werden?
- Korrosions- oder rostanfällig,
- nach Seilriss kein Spleißen möglich,
- kann nicht durch Spleißen verlängert werden.
Vorteile eines Kunststoffseils:
- geringeres Gewicht, leichter auszuziehen und zu tragen,
- flexibler als Stahlseil, leicht handhabbar,
- bei gleicher Bruchlast passen mehr Seilmeter auf die Rolle, weil das Seil sich flach zusammendrückt,
- keine Drahthaken, reduzierte Verletzungsgefahr beim Hantieren mit dem Seil,
- bei Seilriss geringere Verletzungsgefahr als bei einem Stahlseil,
- kann nach Seilriss durch Spleißen geflickt werden,
- kann durch Spleißen verlängert werden,
- kann ausgewaschen werden,
- rostet nicht,
- bildet keine Knickstellen.
Nachteile eines Kunststoffseils:
- höherer Verschleiß beim Scheuern über den Boden oder Hindernisse als beim Stahlseil,
- regelmäßige Pflege und Kontrolle notwendig – sind Schnitte, Scheuer- oder Schadstellen im Seil vorhanden? Sind Sand oder kleine Steinchen in das Seil eingedrungen? Muss das Seil ausgewaschen werden?
- Je nach Anwendung geringere Lebensdauer als ein Stahlseil, muss gegebenenfalls öfter ausgetauscht und ersetzt werden,
- unter Umständen (je nach Material) empfindlich gegen Witterung, Nässe, Hitze, UV-Strahlung, Kraftstoffe, Öle und andere Chemikalien.
Wichtiges Zubehör für den Seilwinden-Einsatz
Leider ist es nicht ganz damit getan einfach eine Seilwinde am Camper zu montieren – zumindest nicht dann, wenn man sie auch einsetzen will. Hier eine Auflistung, was man dabeihaben sollte.
- Handschuhe – bei Seilwinden am Camper mit Stahlseil sind sie ein MUSS, bei Winden mit Kunststoffseil sinnvoll.
- Schäkel – egal ob Stahl- oder Seilschäkel, sie müssen zur Zug- und Bruchlast des Seils und der Winde passen. Merke: Die Kette bricht immer am schwächsten Glied.
- Baumankergurt – der beim Winchen wohl am meisten genutzte Ankerpunkt ist ein stabiler Baum. Dabei wird das Seil IMMER mit einem Baumankergurt angeschlagen, das Seil NIE direkt um den Baum gelegt. Das schädigt den Baum und beeinträchtigt die Bruchlast des Seils.
- Umlenkrolle – mit ihr lässt sich die Zugkraft der Winde erhöhen.
- Schutzdecke – sie wird auf das Seil gelegt, um es zu beschweren und bei einem Seilriss oder Schäkelbruch nach unten zu drücken.
Außerdem können ein zusätzlicher Bergegurt oder ein zusätzliches Seil als Verlängerung hilfreich sein. Dabei sollte man allerdings auch an die zusätzlich benötigten Schäkel denken und auch hier auf die Zug- und Bruchlasten achten.
Die Seilwinden von Antwinch sind übrigens – mit Ausnahme der Torqx Blitz 12 S, die über zwei Geschwindigkeiten verfügt – alle mit Stahl- oder mit Kunststoffseil erhältlich.
Die Montage einer Seilwinde
Um vorne eine Seilwinde am Fahrzeug zu montieren, bestehen zwei Möglichkeiten: Die eine besteht darin, eine Frontstoßstange mit integrierter Seilwindenaufnahme zu montieren. Sie verfügt mittig über eine Aufnahme für die Seilwinde, die dort sicher und fest verschraubt werden kann. Die passenden Schraubenlöcher für die gängigen Seilwinden sowie die Montagepunkte für das Seilfenster sind bereits vorhanden.
Die andere Möglichkeit ist der verdeckte Einbau. Dabei kann die Original-Stoßstange am Fahrzeug bleiben, da die Winde dahinter und meist leicht nach unten versetzt montiert wird. Eventuell müssen dabei ein paar Einschnitte an der Stoßstange vorgenommen werden. Die Montage der Windenaufnahme erfolgt über Verschraubungen. Entweder an Original-Aufnahmepunkten am Rahmen oder über Montagematerial, das die Windenplatte fest am Rahmen verklemmt. Auch dabei wird nur geschraubt. Geschweißt wird nicht, und zusätzliche Löcher werden auch keine gebohrt. Der verdeckte Einbau hat den Vorteil, dass an der Fahrzeugfront keine Kanten oder Ecken der Winde oder des Seilhakens hervorstehen, was den TÜV freut.
Infos und Tipps für die Montage einer Winde
- Die Zugkraft der Winde muss höher sein als das Gewicht des Geländewagens. Als Faustformel gilt dabei, dass die Winde ungefähr das Doppelte des Fahrzeuggewichts ziehen können sollte.
- Die Seilwinde muss ausreichend fest mit dem Fahrzeug verbunden sein. Hierzu bieten sich bei einigen Fahrzeugen Seilwinden-Stoßstangen an, bei anderen spezielle Anbausätze, die am Fahrzeugrahmen ansetzen und bei denen zum Teil Ausschnitte an der Originalstoßstange vorgenommen werden müssen. In keinem Fall darf sich beim Winchen die Seilwinde vom Fahrzeug lösen.
- Durch das zusätzliche Gewicht der Seilwinde kann es dazu kommen, dass auch das Fahrwerk angepasst werden muss. Gerade bei einer Winde mit Stahlseil kommen hier schnell 50 zusätzliche Kilo auf die Waage, die es unter Umständen auszugleichen gilt.
Schritt für Schritt – Montage einer Antwinch Torqx 13 am Beispiel eines VW-Bus T3
Um den Einbau einer Seilwinde fotografisch zu dokumentieren, haben wir uns für die Montage einer Torqx 13 von Antwinch an einen VW T3 Syncro entschieden. Denn der Bulli ist schon seit der ersten Generation ein beliebter Campervan. Auch dieser hier ist entsprechend ausgebaut und wir haben ihm im vergangenen Jahr bereits einen eigenen Beitrag gewidmet.
Da der T3 noch zur Bulli-Generation Heckmotor gehört, ist unter dem Vorderwagen ausreichend Platz für einen verdeckten Seilwindeneinbau. Passende Seilwindenträger gibt es ebenfalls von verschiedenen Anbieter. Hier muss man jedoch darauf achten, dass man den für sein T3-Modell passenden ordert, denn es gibt Unterschiede.
Schritt 1 – Vorbereiten der Seilwinde
Schritt 2 – Vorbereiten des Fahrzeugs
Schritt 3 – Montage der Seilwinde im Camper
Schritt 4 – Anschließen und testen der Seilwinde im Camper
Schritt 5 – Test im Gelände
Richtiges Verhalten bei Einsatz mit der Seilwinde im Camper
Steckt ein Fahrzeug erstmal fest, kommt es da so schnell nicht weg. Natürlich gibt es Ausnahmen. Hat man sich bei Ebbe am Strand festgefahren und kommt die Flut, oder droht das Fahrzeug einen Abhang hinunterzukippen, ist Eile geboten. In allen anderen Situationen kann man in Ruhe überlegen, wie man die Bergung am besten angeht und kann dafür sorgen, dass niemand dabei zu Schaden kommt.
Grundsätzlich gilt bei einer Bergung immer: Der Fahrzeugführer entscheidet was gemacht wird, und alle, die nicht direkt mit der Bergung beschäftigt sind, verlassen den Gefahrenbereich. Bei einer Bergung mit der Seilwinde oder dem Bergegurt ist das mindestens das 1,5-fache der verwendeten Seil- oder Gurtlänge. Sich vorab zu beraten und die verschiedenen Möglichkeiten für eine erfolgreiche Bergung abzuwägen ist sinnvoll.
Während der Bergung gibt dann von außen nur einer die Kommandos. Die anderen beobachten und stoppen die Aktion allenfalls, wenn etwas nicht läuft, wie es soll. Lautes Durcheinanderschreien und zehn verschiedene Kommandos gleichzeitig sind nicht zielführend und verursachen nur Verwirrung und Chaos. Vor jeder Bergung mit Winde oder Gurt sollte man außerdem unbedingt ausgiebig Gebrauch von der Schaufel machen. Fast immer erleichtert es die Bergung ungemein oder macht den Einsatz von Winch & Co. sogar überflüssig.
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