Nachdem wir in Teil 1 die Grundlagen zum Thema Strom im Campervan geklärt und in Teil 2 erläutert haben, wie der Strombedarf ermittelt wird, können wir an den ersten Schritt der Umsetzung gehen. Für das Thema Strom im Campervan widmen wir uns daher in Teil 3 den Kabeln und den Sicherungen. Doch Vorsicht! Nicht alle Kabel sind gleich und nicht jedes Kabel eignet sich für die verschiedenen Aufgaben.
Strom im Campervan – Kabel und Sicherungen
Kabel sind in verschiedenen Querschnitten erhältlich. Sie müssen jeweils zum erforderlichen Stromfluss dimensioniert werden. Das sollte man nicht Pi mal Daumen machen, die Gefahr für einen Kabelbrand im Campervan ist zu hoch. Auch die Sicherungen – ja sie sind unbedingt notwendig – müssen zu den Kabeln passend dimensioniert werden. Der passende Kabelquerschnitt kann errechnet oder einer Tabelle für Kabelquerschnitte entnommen werden. Wir haben unten mit der dazugehörigen Formel eine Beispielrechnung durchgeführt und außerdem eine Tabelle angehängt, an der man sich orientieren kann.
Welche Kabel sind für den Strom im Campervan geeignet?
Grundsätzlich dürfen keine Kabel mit starren Adern verwendet werden. Außerdem ist es ratsam alle Kabel so kurz wie möglich zu halten. Das gilt besonders für die Kabel, durch die die höchsten Ströme fließen. Alle Kabel müssen im passenden Verhältnis zum durchfließenden Strom ausgelegt werden. Kabel, durch die hohe Ströme fließen, müssen also dicker sein als Kabel, durch die niedrige Ströme fließen. Im Zweifel die Kabel immer eher großzügiger bemessen und den nächsthöheren Querschnitt wählen. Welche Ströme durch die Kabel fließen bestimmt zum einen das angeschlossene Endgerät. Je höher dessen Wattzahl, umso höher die Ströme.
Der zweite Faktor ist die Länge des Kabels. Je länger das Kabel, umso höher der Kabelquerschnitt. Und ganz wichtig: Plus- und Masseleitung müssen im gleichen Querschnitt ausgeführt werden. Sicherungen werden in der Stromstärke immer über der Stromstärke des Verbrauchers gewählt. Hat der Verbraucher, wie unser Kühlschrank im Beispiel unten, also 6 Ampere, würde er mit einer 7,5-Ampere Sicherung abgesichert. Die Dimensionierung der Sicherung muss jedoch außerdem an den Kabelquerschnitt angepasst werden, denn er darf maximal die zulässige Stromstärke des Kabels betragen. Sie sollte durchbrennen, bevor das Kabel anfängt zu heiß zu werden und zu schmoren, also an seine Belastungsgrenze kommt. Als Beispiel: ein Kabel mit 1,5 mm2 darf maximal mit 18 Ampere belastet werden. Eine 20-Ampere-Sicherung wäre also zu groß, das Kabel könnte Schaden nehmen bevor die Sicherung durchbrennt. Hier wäre eine 15-Ampere-Sicherung die richtige.
Die erhältlichen Kabelquerschnitte
0,75 mm2 | maximaler Strom 12 A |
1,5 mm2 | maximaler Strom 18 A |
2,5 mm2 | maximaler Strom 26 A |
4 mm2 | maximaler Strom 34 A |
6 mm2 | maximaler Strom 44 A |
10 mm2 | maximaler Strom 61 A |
16 mm2 | maximaler Strom 98 A |
25 mm2 | maximaler Strom 108 A |
35 mm2 | maximaler Strom 158 A |
50 mm2 | maximaler Strom 168 A |
70 mm2 | maximaler Strom 207 A |
Die dazu passenden Sicherungen
Sicherungen sind für folgende Amperezahlen erhältlich:
- 2 A
- 3 A
- 5 A
- 7,5 A
- 10 A
- 15 A
- 20 A
- 25 A
- 30 A
- 35 A
- 40A
Achtung: Der maximal zulässige Strom der Sicherung muss unter dem maximal zulässigen Strom des Kabels liegen!
Vanlifemag.de-Hinweis
Brennt eine Sicherung durch, hat das einen Grund. Sie sollte daher keinesfalls überbrückt werden, wenn keine neue Sicherung zur Hand ist. Das kann schnell zu Kabelbränden oder Schäden am Gerät führen. Brennt die neue Sicherung wieder (sofort) durch, muss nach dem Fehler gesucht werden. Keinesfalls den Stromfluss durch ungeeignete Maßnahmen erzwingen!
Vanlifemag.de-Tipp
Immer eine ausreichende Zahl Ersatzsicherungen dabeihaben!
Kabelquerschnitt berechnen
Wie für nahezu alles gibt es natürlich auch hierfür eine Formel. Sie lautet:
A = (I x 0,0175 x L x 2) / (fk x U)
- A (das Ergebnis) steht für den Kabelquerschnitt in Millimeter zum Quadrat
- I für die maximale Stromstärke des Verbrauchers in Ampere
- 0,0175 ist der spezifische Widerstand von Kupfer in Ohm x mm2/m
- L steht für die Kabellänge in eine Richtung und wird daher mit zwei multipliziert
- fk ist der Verlustfaktor (als Beispiel: 1% sind 0,01)
- U steht für die Spannung
Um die Amperezahl des Verbrauchers zu ermitteln teilt man die angegebene Wattzahl durch die Voltzahl des Stromnetzes. Für unsere nun folgende Beispielrechnung nehmen wir 12 Volt. Als Verbraucher wählen wir einen Kompressor-Kühlschrank mit einer maximalen Leistungsaufnahme von 70 Watt, was 5,83 Ampere ergibt, die auf sechs aufrunden. Die Kabellänge vom Sicherungsblock bis zum Gerät beträgt 4,5 Meter. Als Verlust wollen wir maximal vier Prozent haben.
Es ergeben sich also folgende Werte:
- I = 6
- L = 4,5
- fk = 0,02
- U = 12
Unsere mit Werten gefüllte Formel und das Ergebnis sehen also wie folgt aus:
(6 x 0,0175 x 4,5 x 2) / (0,04 x 12) = 1,96
Rechnen wir jedoch einen Verlust von 6 Prozent ein, ergibt sich ein Kabelquerschnitt von 1,31, bei zehn Prozent Verlust gar nur 0,78. Da ein Kabel aber grundsätzlich eher zu dünn als zu dick sein kann, arbeiten wir hier also besser mit dem höheren Querschnitt, wobei ein Kabel mit 1,5 mm2 hier ausreichend wäre. Wer für die Berechnung nicht jedes Mal zum Taschenrechner greifen will, kann sich mit einem Tabellenkalkulationsprogramm sehr schnell einen Rechner dafür erstellen. Wie das geht ist den folgenden beiden Grafiken zu entnehmen.
Achtung: Werden an einem Kabel mehrere Verbraucher angeschlossen, muss deren Stromstärke addiert und der Kabelquerschnitt dementsprechend berechnet werden!
Tabelle Kabelquerschnitte
Sucht man im Internet nach Tabellen für Kabelquerschnitte, stößt man dabei auf Tabellen mit unterschiedlichen Angaben zum Kabelquerschnitt. Wir gehen davon aus, dass das daran liegt, dass jeweils unterschiedliche Verlustfaktoren zugrunde gelegt wurden. Wir haben daher eine Tabelle mit einem moderaten Verlustfaktor verwendet, die eher höhere Kabelquerschnitte ausweist. Zu der jeweiligen Stromstärke in Ampere haben wir noch die Leistung in Watt hinzugefügt und die dazu passenden Sicherungen aufgeführt. Verwendet man hier größere Sicherungen, ist darauf zu achten, dass ihr Schmelzpunk nicht über der maximalen Stromstärke für den jeweiligen Kabelquerschnitt liegen soll.
Die anderen Artikel der Serie „Strom im Campervan“ …
… findet ihr hier:
- Teil 1 – Die Grundlagen zum Thema Strom im Campervan
- Teil 2 – Strombedarf ermitteln
- Teil 3 – Kabel und Sicherungen
- Teil 4 – Aufbau-Batterien
- Teil 5 – Solaranlage
Weitere Tipps zum Selberbauen …
… findet ihr in unserer Rubrik “DIY und Ausrüstung”.
Infos und Tricks zum Thema Ausbau von Reisefahrzeugen findet ihr übrigens im Buch “Living off the Road” aus dem Pietsch Verlag.