Im Zuge unserer Serie “Blick in die Vanlife Comunnity” sprechen wir in Teil 3 mit Kalle. Kalle ist der Organisator des Vanlife-Festivals “Vanlife Ferropolis”. Wir haben ihn auf der ersten Veranstaltung kennengelernt und waren auch bei der zweiten Ausgabe dabei. Ein Gespräch mit ihm über seine Veranstaltung, die schönen und die weniger schönen Seiten.
Vanlifemag.de: Kalle, Du organisierst das Vanlife-Treffen “Vanlife Ferropolis“. Eine tolle Location, die auch für viele viele Musik-Festivals genutzt wird. Wie bist du darauf gekommen, genau dort ein Vanlife-Festival zu veranstalten und warum eigentlich ein Vanlife-Festival?
Kalle: Die Idee trug ich schon seit einigen Jahren mit mir herum, mein jährliches Arbeitsvolumen (ich leite auf Ferropolis noch ein großes Metal Festival namens „Full Force“ und habe parallel ein Dienstleistungsunternehmen im Veranstaltungs- & TV-Produktionsbusiness) hat leider nie ein Zeitfenster gelassen, ein solches Event zu entwickeln. Corona hat uns glücklicherweise erstmals etwas Zeit gelassen, dieses Event zu entwickeln und wir waren sehr glücklich das Event unter eingeschränkten Bedingungen 2021 erstmals realisieren zu dürfen.
Kalle reist selbst als Vanlifer
Vanlifemag.de: Du hast mir erzählt, dass du regelmäßig auch gereist bist und es immer noch tust. Wie fing das an und welches Fahrzeug hast du dafür?
Kalle: Das fing eigentlich ganz basic an, wir hatten nach der Wende Anfangs nicht die Mittel für große Fahrzeuge, sind aber ab Mitte der Neunziger mit Passat Kombi und VW Bulli durch eigentlich ganz Ost- & Südosteuropa gefahren und haben oft einfach nur mit einer Decke draußen oder in leerstehenden Häusern geschlafen, bspw. kurz nach dem Jugoslawienkrieg in Slowenien, Bosnien, Serbien usw. In den 200er Jahren haben wir oft Asien bereist und waren auch dort gern mit 4×4 Mietfahrzeugen unterwegs. Auch Panama z.bsp. haben wir komplett mit Toyota Landcruiser Mietwagen bereist. Ich bin mit meiner kleinen Familie jedes Jahr mehrfach mit dem Wohnmobil in Europa unterwegs. An eigenen Fahrzeugen gab es eine recht breite Palette, von genannten Kombis über VW LT28, Renault Bus, MB Sprinter etc. Aktuell fahren wir einen seit 2020 erstmals nicht selbst ausgebauten MAN TGE 4×4 (und seit letztem Winter habe ich ein neues Bastelprojekt – einen Jeep Grand Cherokee aus 2003 den ich gerade fürs grobe Terrain umbaue – wenn die Zeit es denn mal wieder zulässt)
Die Szene trifft sich auf Vanlife Ferropolis
Vanlifemag.de: Die Vanlife-Szene ist ja riesig. Da gibt es die weißen Riesen, die selbstausgebauten Kastenwagen, kleine PKWs mit Dachzelt und die aufwendigen Offroader. Alles sind sie bei dir auf dem Vanlife Ferropolis. Warum geht diese Mischung gut?
Kalle: Ich glaube die Antwort liegt in der Kommunikationsfreude der Community. Alle wollen sich zu Ihrer großen Leidenschaft austauschen, alle eint die Freude sich die Welt da draußen auf vier Rädern zu erobern. Und der direkte Austausch zu Reisen oder individuellen Aus- & Umbau-Ideen abseits dessen, was der Markt vorgefertigt so hergibt ist meiner Meinung nach auch großer Bestandteil des small talks auf derartigen Events. Nebenbei haben ein absolut einzigartiges Gelände. Die Bagger, der große See und die ganze Infrastruktur um und auf der Insel geben ja so einiges her, so dass es sicher keinem unserer Gäste am Vanlife- Wochenende langweilig wird.
Viel Aufwand für das Treffen Vanlife Ferropolis
Vanlifemag.de: Die Organisation ist sicherlich nicht ganz einfach. Was sind die größten Herausforderungen, die du mit deinem Team bewältigen musst?
Antwort: Die größte Herausforderung ist eigentlich, dass die komplette Presse- & social media Kommunikation, die Messe-Akquise, Produktionsplanung usw. komplett auf meinem Tisch liegt und die Planung für dieses Event parallel zur Tätigkeit in meinem Unternehmen mit einer Vielzahl von Veranstaltungen sowie der Festivalleitung des Full Force passiert.
Das bringt einen ab und an wirklich an Grenzen, daher brauchen die Vorbereitungen eigentlich auch wirklich die kompletten 360 Tage nach Festival bis zum Folgejahr. Vor Ort läuft die Umsetzung eigentlich recht gelassen, mein Team und ich arbeiten im Festivalbusiness seit über 20 Jahren, da wissen alle was zu tun ist und packen mit an. Da wir zwischen 2 anderen Festivals stattfinden muss der komplette Aufbau eigentlich binnen 3 Tagen fertig sein (bislang war uns das Wetter glücklicherweise immer gnädig ?) Ohne mein fittes Team wäre das in so kurzer Zeit definitiv nicht umsetzbar, ein großes Danke geht raus.
Und was gibt es noch zu sagen?
Vanlifemag.de: Sag mal, Gerüchte besagen, dass du gar nicht Kalle heißt… ;-). Stimmt das?
Kalle: Nur meine Eltern nennen mich bei meinem Vornamen ? der Rest der Welt kennt mich einfach als Kalle ?
Vanlifemag.de: Aktuell ist unsere Welt nicht mehr so, wie sie vor drei Jahren war. Welche Entwicklungen erwartest du persönlich für die Vanlife-Szene?
Die Zukunft der Szene
Kalle: Ich sehe das Wachstum aktuell mit sehr gemischten Gefühlen. Vanlife ist tatsächlich zum ziemlichen Hype verkommen, die rasant steigenden Zulassungszahlen zeigen das. Und leider sieht man das Ergebnis europaweit mittlerweile auf und abseits der Straßen – und leider auch in der Natur. Die Reisemobil-Welt ist ein bisschen kleiner geworden, einige Mitmenschen fehlt leider jeglicher Respekt vor der Natur, vor Mitmenschen und Gepflogenheiten in anderen Regionen, sei es innerhalb oder außerhalb Deutschlands. Man merkt europaweit, dass die Infrastruktur für Reisemobile an Ihre Grenzen stößt, vor allem in der Hauptsaison. Ich wünsche mir, dass sich die Menschen mehr damit auseinandersetzen, wie sie mit Ihren Gefährten Einfluss auf die Natur nehmen und wie sie damit ggfs. dem Image der gesamten Reisemobil-Community schaden. Die Zunahme an Verbotsschildern nicht nur in Deutschland spricht heute bereits eine recht eindeutige Sprache…
Name: Thomas Kahl (Kalle)
Alter: 45
Beruf: Schweizer Taschenmesser in der Veranstaltungsbranche