Das ist ein echter Hingucker: ein historischer militärischer Land Rover in den Farben der belgischen Streitkräfte. Am Haken ein authentisch passender Anhänger. Und der hat’s in sich. Er ist in Wahrheit heute ein Wohnanhänger, selbst gemacht für’s simple Vanlife.
Eigentlich ist das Gespann ein Klassiker: Vorne ein Land Rover, am Haken der unter Offroad-Fans, Oldtimerfreunden und Liebhabern militärischer Fahrzeuge gleichermaßen beliebte Sankey-Trailer. Der wurde in den 1960er und -70er Jahren für die britische Armee gefertigt und mit zwei verschiedenen Spurweiten eingesetzt. Da die Briten Tausende von den Anhängern im Einsatz hatten, konnte die Szene bisher gut auf die ausgemusterten Exemplare zurückgreifen. Die Gebrauchtpreise sind allerdings hoch für die mittels Auflaufbremse mit Bremstrommeln und Blattfedern ausgerüsteten Fahrzeuge. Als militärisches Gerät, macht der Trailer so ziemlich alles mit, was man ihm zumuten mag. Das weiß auch Land Rover Fan Sascha aus Düren. Auch er gönnt seinem Oldie das stimmige Anhängsel.
So weit, so authentisch. Allerdings ist Sascha’s Land Rover als Zugfahrzeug schon wieder ein Unikum. Der “Landy” strahlt in den aufgefrischten Farben der Belgischen Streitkräfte und weist das Wappen der bis Ende der 1990er Jahre in Deutschland stationierten Truppenteile auf. Zusätzlich verortet die Ordnungsnummer 220 den Offroader auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Vogelsang in der Eifel, nahe Sascha’s Wohnort. Das Kuriose ist, dass die Belgier ihre Land Rover zunächst ohne Allrad-Antrieb als Verbindungsfahrzeuge geordert hatten. Eine Schnapsidee, wie sich später herausstellte und was bald eine umfangreiche Umrüstung nach sich zog. Unser hier gezeigtes Modell wurde privat auf 4×4 und somit zum “echten” Land Rover aufgebaut.
Wohnanhänger selbst gemacht
Sascha ist als leidenschaftlicher Offroader natürlich auch Camper. Stilecht zum Landy musste also ein Anhänger her. Der Sankey „narrow track“ 3/4tel-Tonner – das ist die Variante mit der geringeren Spurbreite und 750 Kilogramm Zuladung – kam ihm grade recht. Direkt vom Militär gekauft, erfolgte dessen Umrüstung. Allerdings musste das Zugfahrzeug auf die britische Dixon Bate Zugvorrichtung umgebaut werden, welche die belgische Armee nicht verwandt hatte. Nunmehr zwei echte Briten, bekamen den Segen vom TÜV und der Sankey darf auch von Sascha‘s Wolf, seinem zweiten Militär-Landy, gezogen werden.
Das ist auch gut so, denn er dient als Schlafplatz auf Treffen und im Outdoor-Urlaub. Dazu bekam der Trailer ein Planendach. Dieses ließ sein Besitzer in einer Zeltfabrik maßschneidern. Der Clou ist, dass es Ladung vor Nässe schützt, für den Camping-Aufenthalt am Stellplatz aber ebenso ausgestellt werden kann und die Liegefläche verbrietern hilft. Letztere ist variabel für bis zu zwei Personen.
Out of the Box
In praktischen Boxen aus dem Baumarkt finden sämtliche Campingartikel Platz, darunter sogar eine mobile Küche und die Gas- bzw. Wasserversorgung. Das Bordnetz des Landys sorgt für Licht und Ladung für die zusätzliche Batterie. Dem freien Leben in Unabhängigkeit steht nichts mehr im Wege.
Text: Ralf Wilke Fotos: Martin Zink