Der Coachmen Beyond 22C ist ein amerikanischer Campingvan, der europäischen Vanlife-Fans einen spannenden Einblick in die US-Campingwelt bietet. Schon auf den ersten Blick wirkt er vertraut und doch „very American“. Ein kompakter Kastenwagen, ausgebaut mit jeder Menge Komfort und Technik, den man so eher von großen Wohnmobilen kennt. Wie sieht Vanlife in den USA mit diesem Fahrzeug aus? Stellen wir uns vor, wir rollen mit dem Beyond 22C über endlose Highways, vorbei an Drive-through-Diners und hinein in einen Nationalpark.
Basis: Ford Transit mit Power und Allrad
Unter dem schmucken Blechkleid des Coachmen Beyond 22C steckt ein Ford Transit 350 HD – allerdings die US-Variante in Heavy-Duty-Ausführung mit Allradantrieb. Das heißt, dieser Campervan hat richtige Offroad-Qualitäten. Perfekt, um auch mal abseits befestigter Straßen einen Spot zu erreichen oder auf matschigen Campground-Pisten sicher zu manövrieren. Unter der Haube arbeitet ein 3,5-Liter EcoBoost V6-Benzinmotor mit rund 310 PS und 10-Gang-Automatikgetriebe. Im Vergleich zu europäischen Diesel-Vans schluckt der potente V6 zwar etwas mehr Kraftstoff, aber in den USA sind die Spritpreise bekanntlich milder – und die Leistungsreserven auf langen Bergpassagen oder beim Überholen spürt man positiv.
Fahrassistenzsysteme wie 360°-Kamera, Toter-Winkel-Assistent und Kollisionswarner gehören hier zum Paket, was das Rangieren und Fahren dieses 6,7 Meter langen Vans deutlich entspannter macht. Trotz seiner Größe und Dual-Hinterräder (zwei Zwillingsreifen hinten für extra Stabilität) lässt sich der Beyond 22C überraschend leichtfüßig bewegen – fast so, als würde man einen großen Familienvan fahren.
Wohnen auf 6,7 Metern: cleverer Grundriss 22C
Im Grundriss des 22C zeigt sich amerikanische Wohnmobil-Erfahrung: jeder Zentimeter wird smart genutzt. Fahrer- und Beifahrersitz lassen sich für den Wohnbetrieb nach hinten drehen. Dahinter befinden sich zwei kleine Seitensitze (Jump Seats), sodass insgesamt vier Personen einen Sitzplatz mit Gurt finden – ideal, wenn mal Freunde für einen Tagesausflug mitfahren.
Das Herzstück bildet die Heck-Lounge: Eine 68 Zoll (ca. 1,73 m) breite Power-Couch erstreckt sich im Heck quer zur Fahrtrichtung. Diese dreisitzige Bank zeigt nach vorne und verwandelt sich auf Knopfdruck in ein großzügiges Bett. Gemeinsam mit einem einsteckbaren Tisch zwischen den Jump Seats entsteht so fast ein Kingsize-Bett. Hier ist Platz genug, dass man sich nachts ausbreiten oder sogar ein Haustier mit ins Bett nehmen kann. Tagsüber dient der Bereich als gemütliche Sitzecke. Die gegenüberliegenden kleinen Sitze und der drehbare Lagun-Tisch in der Mitte laden zum Essen, Kartenspielen oder dem Planen der nächsten Route ein. Überall im Wohnbereich findet man Fenster mit Verdunklung und Mückenschutz. So genießt man Panorama-Ausblicke oder die Abendbrise, ohne von Insekten geplagt zu werden.
Komfort wie Zuhause: Innenraum und Ausstattung
Der Coachmen Beyond 22C präsentiert sich innen wie eine kleine Luxuswohnung auf Rädern. Edle Echtholzschränke und saubere Verarbeitungsdetails vermitteln einen hochwertigen Eindruck. Zwei moderne Farbwelten stehen zur Wahl (ein warmes „Cashmere“-Beige oder kühles „Fog“-Grau), sodass man sich seine bevorzugte Atmosphäre schaffen kann.
In der kompakten Küche findet sich alles, was man unterwegs braucht. Ein Induktionskochfeld mit einem Kochfeld ermöglicht schnelles und sicheres Kochen ohne offenes Gas. Daneben sitzt ein überraschend großer Kompressorkühlschrank mit Gefrierfach, der im Vergleich zu europäischen Campern wirklich auffällt. Hier passen nicht nur das Bier und die Milch rein, sondern auch genug Lebensmittel für eine ausgedehnte Tour. Eine runde Edelstahlspüle mit Abdeckung und ausziehbarem Wasserhahn nutzt den verfügbaren Platz optimal.
Sogar eine 24-Zoll Smart-TV ist an Bord, geschickt an einem Schwenkarm montiert, sodass man vom Bett oder der Sitzgruppe aus einen Film streamen kann. Für die Verbindung nach draußen gibt es vorbereitete Anschlüsse für WLAN-Router und LTE-Empfang. Sehr praktisch, wenn man auch im Yosemite-Nationalpark mal E-Mails checken will. Die LED-Beleuchtung innen ist in Form von dimmbaren Spots und indirektem Licht ausgeführt, und dank der zentralen Firefly-Bordsteuerung (einem digitalen Kontrollpanel mit Touchscreen) lässt sich Licht, Heizung, Lüfter und mehr einfach per Fingertipp regeln. Fast fühlt man sich wie ein Raumschiff-Kapitän, der sein Schiff über ein zentrales Panel steuert – sehr futuristisch für einen Van!
Nicht zu vergessen: Die Klimatisierung im Wohnbereich wird entweder über ein kraftvolles Dach-Klimagerät (optional) oder im Basispaket über einen großen Dachlüfter (MaxxAir Fan mit Regensensor) sichergestellt. So behält man auch in der Wüstenhitze Arizonas einen kühlen Kopf.
Bad und besondere Details im Innenraum
Trotz der kompakten Abmessungen muss man im Beyond 22C auf nichts Wesentliches verzichten – sogar ein vollwertiges Bad ist integriert. Direkt hinter dem Küchenblock befindet sich eine Nasszelle mit Toilette, Dusche und klappbarem Waschbecken. Hier zeigt sich amerikanischer Erfindergeist. Die Bad-Tür besteht aus zwei klappbaren Elementen, die man beim Duschen etwas nach außen in den Gang stellen kann. Dieses ausgeklügelte „Wet-Bath“-Design schafft mehr Ellbogenfreiheit unter der Dusche, als man in einem so kleinen Van erwarten würde. Natürlich ist es immer noch kein Wellness-Tempel – beim Duschen wird alles mal nass –, aber es erfüllt seinen Zweck. Und man kann sich morgens mit warmem Wasser abduschen, während der Kaffee auf dem Herd brüht.
Apropos warmes Wasser: Eine Truma Combi Eco Plus Heizung sorgt zugleich für Raumwärme und Warmwasser, effizient betrieben mit Gas oder elektrisch. Diese aus Europa stammende Heizung ist in den USA ein kleines Luxusdetail und macht das Leben an Bord angenehm, selbst wenn draußen Frost an die Fensterscheiben klopft. Im Bad gibt es clever verteilte Ablagen für Toilettenartikel und Handtücher, und ein kleines Dachfenster zum Lüften. Die Toilette ist an einen festen 45-Liter-Schwarzwassertank angeschlossen. In den USA fährt man an sogenannte Dumping-Stationen, um diesen zu entleeren. Dank weit verbreiteter Infrastruktur ist dies meist problemlos und sauber möglich.
Stauraum für Abenteuer-Gepäck
Camping in einem Van bedeutet immer auch Organisationstalente zu entwickeln. Der Coachmen Beyond 22C unterstützt dabei mit erstaunlich viel Stauraum auf kleinem Raum. Über der Hecksofa-Lounge ziehen sich beidseitig Hängeschränke entlang, deren Klappen mit Gasdruckdämpfern sanft aufschwenken und dank Soft-Close leise schließen. Diese Oberschränke sind sogar mit Filz ausgekleidet, damit während der Fahrt nichts klappert – eine liebevolle Detailarbeit. Ein Kleiderschrank nimmt Jacken und Hemden auf und hält sie knitterfrei, was auf langen Reisen Gold wert ist. Unter den Sitzbänken gibt es ebenfalls Fächer für größere Gegenstände.
Interessant ist auch das Stauraumangebot unter dem Bett bzw. hinter dem Sofa. Von den Hecktüren aus zugänglich, kann man hier z.B. Campingtische, Kabel oder sogar einen optionalen Fahrradträger befestigen. Coachmen bietet nämlich einen doppelten Fahrradhalter an, der am hinteren Türrahmen montiert werden kann – perfekt für Mountainbikes oder das Cityrad, um vor Ort mobil zu sein. Insgesamt findet jedes Teil seinen Platz, vom großen Reisekoffer bis zur Angelrute. Man merkt, dass dieses Fahrzeug für lange Touren konzipiert wurde, auf denen man alles Nötige dabeihaben möchte.
Autarkie durch Technik: Strom und Wasser
Was nützt der schönste Van, wenn man alle zwei Tage an den Strom muss? Der Beyond 22C punktet hier mit echter Autarkie-Ausstattung, sodass man auch abseits der RV-Parks einige Zeit komfortabel stehen kann. Serienmäßig ist ein 2,8 kW Bordgenerator an Bord (betrieben mit Benzin aus dem Fahrzeugtank), der auf Knopfdruck 110V-Strom liefert – etwa um fernab der Zivilisation die Klimaanlage oder Mikrowelle zu betreiben.
Wem das Brummen eines Generators zu „unromantisch“ ist, der freut sich über das moderne Energiepaket. Auf dem Dach liegt ein 195-Watt-Solarmodul, das bei Sonne die Batterien lädt. Dazu kommt ein kräftiger 2.000-Watt Wechselrichter, der aus den Bordbatterien 230V (bzw. in USA 110V) Wechselstrom macht, genug um Laptops, Küchengeräte oder den Föhn zu betreiben. Ab Werk verbaut sind meist AGM-Batterien, doch optional gibt es das „Li3“-Lithiumsystem. Eine echte High-Tech-Lösung mit 640 Amperestunden Lithium-Akku (erweiterbar auf über 1.200 Ah!), zweitem Lichtmaschinen-Lader und intelligenter Steuerung. Damit kann man laut Berichten tatsächlich viele Stunden die Klimaanlage oder andere Verbraucher laufen lassen, ohne Landstrom. Ideal für Wüsten-Camper oder Festivalbesucher, die abseits vom Netz stehen.
Auch in puncto Wasservorrat ist man ordentlich gerüstet. Rund 100 Liter Frischwasser passen in den Tank, dazu etwa 55 Liter Abwasser (Grauwasser). Ein besonderes Feature ist der Shower-Miser: ein Wasserspar-System in der Dusche, das kaltes Wasser beim Aufheizen der Leitung wieder zurück in den Tank leitet, statt es ungenutzt in den Abfluss zu schicken. So wird jeder Tropfen Wasser optimal genutzt – ein Segen, wenn man irgendwo frei in der Wildnis campt und nicht weiß, wann der nächste Wasserhahn kommt. Mit diesem technischen Arsenal ist der Coachmen Beyond 22C bestens für autarkes Vanlife gerüstet, sei es an einem einsamen Strand in Kalifornien oder auf einem ruhigen Stellplatz in den Rocky Mountains.
Camping-Alltag in den USA: Unterschiede erleben
Wie schlägt sich der Coachmen Beyond 22C nun im amerikanischen Camping-Alltag, und was ist für europäische Augen vielleicht anders? Zunächst einmal gilt ein derartiger Camper in den USA als recht kompakt. Während man ihn in Europa mit 6,7 Metern Länge schon zu den größeren Kastenwagen zählt, wirkt der Beyond neben den riesigen 12-Meter-Reisemobilen auf US-Campgrounds fast zierlich. Das hat Vorteile: In Nationalparks gibt es Längenbeschränkungen für Fahrzeuge, die man mit diesem Van locker einhält. Auch Parkplätze in Städten oder vor dem Supermarkt gibt es weniger Stress als mit einem ausgewachsenen RV.
In den USA sind viele Campingplätze auf große Wohnmobile ausgelegt und bieten Full Hook-up an – also Anschlüsse für Strom, Wasser und Abwasser direkt am Stellplatz. Hier spielt der Beyond 22C entspannt mit. Er hat alle nötigen Anschlüsse griffbereit am Heck gebündelt. Das Anschließen geht fix, und schon fließt Wasser aus dem Schlauch ins Fahrzeug, der Landstrom lädt automatisch die Batterien und schwere Tanks muss man nicht schleppen, weil Abwasser via Schlauch entsorgt wird. Dieser Komfort mag europäischen Campern luxuriös erscheinen, ist aber in den Staaten ganz normal.
Gleichzeitig schätzen Vanlifer in den USA auch die Boondocking-Möglichkeiten: vom Walmart-Parkplatz über spezielle „Campen auf öffentlichem Land“-Areale bis zu den berühmten Cracker Barrel Restaurant-Parkplätzen, wo man kostenlos über Nacht stehen darf. Hier zeigt sich die Stärke des Coachmen-Vans: voll autark und unauffällig stehen zu können. Man hat alles an Bord – Toilette, Dusche, Küche –, ohne auf irgendeine Infrastruktur angewiesen zu sein. Und dank dem dezenten Erscheinungsbild (ohne grelle Grafiken außen, relativ „stealthy“ grau oder weiß lackiert) fällt der Van auf einem Parkplatz kaum als Wohnmobil auf. So verbringt man die Nacht vielleicht neben Fernfahrern auf einem Truck-Stop oder vor einem Shopping-Center. Und am nächsten Morgen geht’s weiter zum nächsten Abenteuer. Dieser amerikanische Freiheitsdrang im Camping spiegelt sich im Beyond 22C perfekt wider. Er gibt dir die Wahl zwischen dem Komfort eines RV Parks und der Wildnis abseits der Route 66.
Pommes aus dem Camper: die Airfryer-Mikrowelle
Ein besonders kurioses Detail im Coachmen Beyond 22C ist die eingebaute Mikrowelle mit Airfryer-Funktion. Man stelle sich das mal auf einem deutschen Stellplatz vor. Während der Nachbar seinen Gaskocher anwirft, um Bratkartoffeln zu machen, schieben die Besitzer des Beyond gemütlich eine Portion Tiefkühl-Pommes in ihren Ofen und lassen Heißluft die Arbeit tun. Tatsächlich hat das Fahrzeug serienmäßig (je nach Ausstattungspaket) eine Kombi-Mikrowelle an Bord, die nicht nur Speisen aufwärmt, sondern auch knusprig backen bzw. „frittieren“ kann – und das ganz ohne Öl. Das klingt nach amerikanischem Überfluss, hat im Vanlife-Alltag aber durchaus Charme. Mal eben unterwegs ein paar Chicken Wings aufknuspern oder morgens Brötchen aufbacken, ohne Pfanne oder Grill, das weiß man schnell zu schätzen.
Natürlich braucht so ein Gerät auch ordentlich Strom. Genau deshalb ist der Beyond 22C so ausgelegt, dass er genug Power liefern kann – sei es über Landstrom, Generator oder die fette Lithium-Batterie. Für Europäer wirkt eine Airfryer-Mikrowelle im Camper erstmal skurril, doch spiegelt es die US-Mentalität wider. Warum auf Komfort verzichten, wenn es technisch machbar ist? Schließlich will man nach einem langen Hiking-Tag im Grand Canyon auch mal bequem den Komfort der modernen Küche genießen. Diese kleine Anekdote zeigt schön den Unterschied: Vanlife in Amerika heißt nicht zwangsläufig Verzicht, sondern oft „alles dabei haben“. Und zugegeben: Der Gedanke, unter dem sternklaren Wüstenhimmel knusprige Pommes aus der Bordmikrowelle zu naschen, hat doch was, oder?
Fazit: American Vanlife zum Anfassen
Der Coachmen Beyond 22C vereint amerikanische Camping-Tradition mit modernem Vanlife-Spirit. Für europäische Leserinnen und Leser öffnet er ein Fenster in die USA: Ein Land, in dem Campingfahrzeuge ruhig ein bisschen größer, stärker motorisiert und voller Gadgets sein dürfen. Wer das Vanlife in den Staaten erleben möchte, findet in diesem Modell einen verlässlichen Begleiter – wendig genug für City und Nationalpark, aber komfortabel genug, um sich unterwegs wie zuhause zu fühlen.
Die Vorteile als Campingvan liegen auf der Hand. Allradantrieb für entlegene Routen, eine durchdachte Innenraumaufteilung mit großem Bett und voll ausgestatteter Küche, viel Stauraum für ausgedehnte Trips und ausreichend Autarkie, um auch mal Tage abseits der Zivilisation zu verbringen. Dabei wirkt der Berichtende hier nicht wie ein Verkäufer, sondern wie ein begeisterter Roadtripper. In meinem geistigen Auge sehe ich den Beyond 22C an einem Lagerfeuer in den Rocky Mountains stehen, die Lichter innen gemütlich gedimmt, der Duft von frisch gebrühtem Kaffee zieht aus der kleinen Küche – und draußen absolute Ruhe. Genau dieses Gefühl von Freiheit und Gemütlichkeit vermittelt dieser Van.
Er ist kein günstiges Vergnügen und sicher nicht perfekt (ein etwas weiches Polster hier, ein knappes Duschplätzchen da), doch er zeigt eindrucksvoll, wie Vanlife „Made in USA“ aussehen kann: persönlich, komfortabel und ein bisschen großzügiger ausgestattet, als wir es vielleicht gewohnt sind. Für Fans des mobilen Reisens liefert der Coachmen Beyond 22C damit reichlich Inspiration. Und vielleicht die Erkenntnis, dass Camping in den USA vor allem eins ist: ein Abenteuer mit allem Drum und Dran, auf das man sich nur zu gern einlässt.
Bilder: Hersteller