Wir berichteten in der Vergangenheit, dass die EU plane, die Führerscheinregeln zu ändern und dabei die Gewichtsgrenze für das legale Fahren von z.B. Wohnmobilen und Campervans zu erhöhen. Es sei beabsichtigt, die Gewichtsgrenze auf knapp 4,25 Tonnen zu erhöhen – von ursprünglich 3,5 Tonnen. Jetzt sorgt eine Pressemitteilung des Euro Motorhome Clubs (EMHC) für Aufsehen: laut der Meldung beabsichtige die EU-Kommission nun doch nicht, die Grenze auf 4,25 Tonnen anzuheben. Jedenfalls dann nicht, wenn das gefahrene Fahrzeug mit einem reinen Verbrennermotor angetrieben wird. Fahrzeuge mit alternativen Antrieben jedoch, dürften mit bis zu 4,25 Tonnen gefahren werden. Der EMHC kritisiert dabei, dass es für die Befähigung ein Auto zu führen gleichgültig sei, welcher Antrieb dafür sorgt, dass das Fahrzeug fährt.
Umweltschutz und Legitimation Fahrzeuge zu führen
Aber warum agiert die Europäische Kommission so? Nach Angaben des EMHC würde die EU zwei Rechtskreise unzulässig vermischen – jenen der Legitimation ein Fahrzeug zu führen und weiter jenen Kreis des Umweltrechts. Die ursprüngliche Idee, die Gewichtsgrenze zu erhöhen, wurde im Voraus von unzähligen Campervereinigungen wie dem EMHC, dem niederländsichen NKC, dem österreichischen Camping Club, der Dachorganisation der europäischen Reisemobilhersteller (ECF) und anderen unterstützt.
Neue EU-Richtline Führerscheinklassen – nachlesen hilft
Vanlifemag.de hat nachgelesen(Link klicken zum offiziellen Dokument): tatsächlich findet sich in der Veröffentlichung zur Richtlinie, also jene Grundlage nach der die Mitgliedsstaaten der EU verpflichtet werden, die darin enthaltenen Regelungen in ihr nationales Recht umzusetzen, der Artikel 9. In diesem wird erklärt, dass die Besitzer der Führerscheinklasse B nach zwei Jahren Fahrerfahrung Fahrzeuge mit mehr als 3500 kg zulässiges Gesamtgewicht, aber nicht mehr als 4250 kg, fahren dürfen, wenn diese Fahrzeuge mit einem alternativen Antrieb ausgestattet sind. Das heißt also tatsächlich: reine Verbrennerfahrzeuge dürfen dann nicht mit der Klasse B gefahren werden, wenn sie mehr als 3500 kg wiegen. Neue EU-Richtline Führerscheinklassen?
Regelung wirklich ungerecht? 4,25 Tonnen nur für alternative Antriebe?
Es stellt sich die Frage, warum eine solche (ungerechte) Regelung getroffen werden soll. Soll damit wirklich ein Anreiz geschaffen werden, Fahrzeuge mit alternativen Antrieb zu kaufen? Oder soll die Möglichkeit geschaffen werden, das steigende Gewicht dieser Fahrzeuge mit den (dann) bestehenden Führerscheinregeln in Einklang zu bringen? Heißt: alternative Antriebe düften schlicht schwerer sein als Verbrennermotoren. Wenn diese Fahrzeuge trotzdem z.B. im Campingbereich nutzbar gemacht werden, steigt das Grundgewicht wegen dem Zusatzgewicht für den alternativen Antrieb – weshalb die Fahrzeuge dann mit den alten Führerscheinregeln nicht mehr gefahren werden dürften.
Andere Sichtweise auf neue EU-Richtline Führerscheinklassen möglich
Die Verbände aber sehen die Richtlinie nicht aus diesem Blickwinkel. Vielmehr wird eine Benachteiligung erkannt. Ja, so kann man das sehen. Allerdings nur dann, wenn man einfordert, dass ohne weitere Prüfung 4,25 Tonnen regulär gefahren werden dürfen. Warum sollte das so sein? Grundsätzlich bedeutet mehr zulässiges Gewicht mehr Möglichkeiten beim Bau derartiger Fahrzeuge. Man muss nicht mehr auf jedes Gramm achten. Nur: ist das wirklich gut? Ein höheres Gewicht der Fahrzeuge bringt auch mehr Gefahren und schwerere Folgen bei Unfällen mit sich. Weswegen soll das zulässige Gewicht also erhöht werden? Nur um wirtschaftliche Interesse zu erfüllen, aktuell geht der Bau doch auch bei unzählig vielen Fahrzeugen bis 3,5 Tonnen gut.
Wir kennen die Lösung nicht
Eine große Diskussion dürfte nun entbrennen. Vanlifemag.de ist unentschlossen: ja, mehr Gewicht legal ohne neue Führerscheinprüfung fahren zu dürfen, macht theoretisch Sinn. Die Gefahren und eben Folgen bei Unfällen steigen aber mit höherem Gewicht. Andererseits sind Fahrzeuge mit alternativen Antrieben schwerer als herkömmliche. Sie scheiden damit derzeit wohl eher aus als Grundfahrzeuge für Camper aus. Mit der neuen Regelung würde dieser Gewichtsnachteil ausgeglichen werden, weil man sie legal auch schwerer fahren dürfte. Aber damit ändert sich die Problematik zu den steigenden Gefahren bei Unfällen aufgrund des höheren Gewichtes nicht. Auch schwerere Fahrzeuge mit alternativen Antrieben bewirken schwerere Unfallfolgen.
Das letzte Wort über die neue EU-Richtline zu den Führerscheinklassen ist noch nicht gesprochen, denn die Diskussionen gehen weiter.