Was macht man, wenn die beste aller Ehefrauen mit dem Campen so gar nichts anfangen kann, man selbst aber gern mit dem Pickup-Camper auf Offroad-Reisen gehen will? Die Antwort hat Herbert Ott. Denn er hat – mit etwas Hilfe – seinen Ford Ranger kurzerhand zum Camper mit einer Eigenbau-Wohnkabine umgebaut, die für eine Person ausgelegt ist. Zwei mal zwei Meter Grundfläche, geschlossen nur 1,5 Meter hoch, aufgeklappt aber Stehhöhe im hinteren Bereich. Für ein Einzelbett und Schrankelemente reicht das locker aus. Und Platz zum Laufen oder im Stehen zu kochen, bleibt auch noch genug. Wir haben uns mit Herbert getroffen.
Platz ist in der kleinsten Hütte
Quadratisch, praktisch, gut, könnte man bei der Grundfläche sagen. Das Maß lässt Freiraum das Bett längs oder quer einzubauen. Herbert hat sich für quer entschieden. Das macht auch Sinn. So können Schränke und Arbeitsfläche gegenüber platziert werden und der Raum hinter der seitlich angebrachten Tür bleibt als „Gang“ frei. Freilich, um durch die Tür ins Innere zu gelangen, muss man sich etwas ducken – sonst könnte es wehtun, wenn man sich den Schädel anhaut. Denn die Öffnung hat – begrenzt durch die Höhe der Kabine – nur eine Höhe von knapp 1,50 Meter. Das bedeutet aber, dass man auch bei geschlossenem Dach hineinklettern und nächtigen kann.
Das ist immer dann von Vorteil, wenn man beim Übernachten nicht groß auffallen will. Das Dach bleibt zu, die Markise in ihrer Hülle und die Fenster verdunkelt. Von außen sieht es dann so aus, als würde nur geparkt. Aber die niedrige Höhe bei geschlossenem Klappdach hat natürlich noch mehr Vorteile. Der Pickup ist beim Fahren kaum höher als mit dem Ersatzrad auf dem Dachträger der Fahrerkabine. Perfekt für einen geländegängigen Reise-Offroader, der jedoch auch einen gewissen Komfort zum darin Wohnen bieten soll. Ist man unterwegs, bleibt der Schwerpunkt niedrig und man passt noch unter Brücken oder Bäumen durch. Am Standplatz dann Dach auf.
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Clevere Lösungen für den Camper mit der Eigenbau-Wohnkabine
Und dann hat man im hinteren Bereich Stehhöhe. Schon allein deswegen macht es Sinn, dass das Bett vorne und die Schrankzeile mit Arbeitsfläche hinten eingebaut ist. Am Ende des schmalen Gangs hat Herbert noch einen Sitzplatz für eine Person untergebracht. Eine kleine Tischplatte ist auf einem drehbaren Gestell, das auch in der Höhe verstellt werden kann, montiert. So kann man den Tisch an der Sitzfläche oder vom Bett aus nutzen. Wird er nicht benötigt, nimmt Herbert ihn ab und verstaut ihn.
Zum Kochen hat sich Herbert etwas Ungewöhnliches eingebaut – zumindest für einen Pickup-Camper ungewöhnlich. Denn im linken Schrank, neben der Tür ist ein Air-Fryer untergebracht. Für die 230 Volt, die er benötigt, sorgt ein Wechselrichter mit 3.000 Watt Dauerleistung und 6.000 Watt in der Spitze. Der Strom dafür kommt aus LiFeP04-Akkus, die unter anderem über eine Solaranlage geladen werden.
Ford Ranger als Camper mit Eigenbau-Wohnkabine
Damit der Pickup das Gewicht der Kabine, die auf einem Hilfsrahmen montiert ist, tragen kann, sind an der Hinterachse Zusatzluftfedern montiert. Außerdem ist das Fahrwerk um rund 40 Millimeter höhergelegt, damit die größeren und breiteren Reifen Platz in den vorderen Radhäusern Platz haben. Die sind nach außen mit Verbreiterungen aus Kunststoff versehen, damit auch nichts übersteht. Hinter reicht die Breite der Kabine, um die Räder abzudecken aus. Herbert hat wirklich ein perfektes Ein-Mann-Reisemobil gebaut, das dank mobiler Seilwinde auch abseits der Straße so schnell nichts aufhält.
Damit hat Herbert seinen Ford Ranger mit der Eigenbau-Wohnkabine zum perfekten Ein-Mann-Reisefahrzeug gemacht. Und natürlich war und ist er damit auch oft unterwegs. Für unser Treffen kam er eigens aus der Gegend um Ahaus an der niederländischen Grenze zu uns an den Main bei Miltenberg. Aber er war mit Freunden, die in ihren eigenen Fahrzeuge unterwegs waren, auch in Frankreich oder auf dem Balkan unterwegs. So ging es unter anderem in die Provence, in die Bergwelt Kroatiens oder zum ehemaligen Olympia-Ort Sarajevo, wo 1984 die Winterspiele stattfanden und heute nur noch Ruinen zu sehen sind.
Unser Fazit: Ein tolles Fahrzeug, in dem alles vorhanden ist, was eine Person zum Campen braucht. Bett, Kochmöglichkeit, Stehhöhe, Platz zum Sitzen und Essen oder Lesen – alles da. Und ein Fahrzeug, mit dem man auch in abgelegene Gegenden und an schöne Plätze kommt, die nicht überlaufen sind. Denn der Pickup ist geländegängig und Bergemittel sind zur Not auch an Bord.
Fotos: Michael Scheler, Herbert Ott