In den 80er war der GMC Sierra neben Colt Seavers die Hauptfigur in der actiongeladenen Serie „Ein Colt für alle Fälle“. Kent Schulz erfüllte sich einen lang gehegten Traum und importierte einen GMC Sierra aus Texas nach Sachsen. Wir haben uns den restaurierten GMC Sierra als Camper mit Dachzelt angeschaut.
War das der erste Offroader den wir wirklich ernsthaft wahrgenommen haben? Als Knirps vorm Fernseher und Colt Seavers am Steuer eines GMC Sierra 1500 Classic 4×4? Gut möglich und bei Kent Schulz eine intensiv prägende Erinnerung, die 2020 mit dem Kauf eines extrem gut erhaltenen Fahrzeuges in Texas zum Leben erweckt wurde. „Ich habe sehr lange gesucht. Im Urlaub in Miami habe ich ganz intensiv geschaut, aber ohne Erfolg.“ erzählt der Karosserie-Spezialist aus Sachsen. Das Problem: die K-Serie war kein Pickup-Schönling sondern gemacht um zu arbeiten. Genau das richtige für einen Camperaufbau mit Dachzelt. In den USA extrem häufig gebaut und verkauft, war die K-Serie Handwerkers Liebling und demnach heftig beansprucht. Gute Exemplare zu finden war knapp 35 Jahre später keineswegs leicht. Irgendwann gelang es und mit Hilfe eines spezialisierten US-Importeurs kam der GMC nach Deutschland.
Allradantrieb im GMC Sierra als Camper mit Dachzelt
Standesgemäß verfügt der von Kent und Colt gefahrene GMC über Allradantrieb, was den Unterschied zwischen K und C-Serie ausmacht. Bereits ab 1959 wurden die ersten als Sierra bezeichneten Modelle in den USA produziert und verkauft, wobei General Motors sowohl als Chevrolet als auch der Marke GMC gelabelte Fahrzeuge zu den Händlern brachte. Eine riesige Auswahl an verschiedenen Kabinengrößen und Ladeflächen sowie Motorenvarianten, ließ das Fahrzeug für fast jeden Einsatzfall geeignet erscheinen. Insgesamt wurden bis 2002 vier Generationen vorgestellt, wobei Kents GMC zur dritten gehört.
Guter Zustand des GMC Sierra als Camper mit Dachzelt
Kent beschreibt den Zustand seines GMC zum Zeitpunkt des Kaufs als gut. Klar, die Karosserie war zerbeult, aber vieles war extrem gut erhalten. Der Motor war noch der originale, die Historie des Wagens beweist es. Obwohl er schon knapp 35 auf dem Buckel hatte, war er erst bei zwei Vorbesitzern im Einsatz und wohl deswegen sehr gut gepflegt. Für Kent als dritten Besitzer blieb trotzdem einiges zu tun. Er restaurierte aufwendig die Alterserscheinungen, entfernte alle Beulen, lackierte neu, überarbeitete die Technik. Der Unterboden sieht heute aus wie neu, wurde aber nicht mit fettigem Unterbodenschutz sondern mit Owatrol behandelt. Kent weiß was er tut, denn er ist eingefleischter Ami-Fan. Neben dem GMC besitzt er einen Chevrolet Caprice – härter, tiefer breiter könnte man zu diesem Auto sagen. Auf jeden Fall das komplette Gegenteil zum GMC, aber Ausgangspunkt für ein tiefes Wissen zu der amerikanischen Fahrzeugtechnik.
Camping von Anfang an geplant
Ohne Sinn fährt Kent den GMC nicht. Klar fand er ihn schon lange toll, aber er sollte auch von Anfang an zum Campen genutzt werden. Kent hat an einem grandiosen Campingplatz dauerhaft einen Stellplatz gebucht. Nicht mit Wohnwagen, sondern eben mit Zelt werden dort die Wochenenden gemeinsam mit Freunden verbracht. Genau dafür sollte der GMC umgebaut werden. Deswegen verwundert es nicht, dass ein großes Campwerk Adventure 165 auf dem Dach seinen Platz fand. Allerdings nicht auf originalen Trägern, sondern auf einer von Kent selbst gezeichneten und gebauten Stahlkonstruktion, eine Art Käfig, die einige weitere Anbauteile aufnimmt. So zum Beispiel originale Cibie-Scheinwerfer, Hi-Lift-Wagenheber, Sandbleche, zwei Zusatzkanister, eine aus Aluminium gefertigte Transportbox und eine AluCab Markise.
Noch viel Arbeit aber schon jetzt einsatzfähig
Noch nicht fertig ist der Heckausbau, der später vermutlich mit großen, aber eigens angefertigten Auszügen, umgesetzt werden soll. Im Gegensatz dazu ist das Fahrwerk bereits vollständig. Zusätzliche Federpakte vorn und hinten sowie zwei zusätzliche Lenkungsdämpfer nehmen positiv Einfluss auf das Fahrverhalten, das nicht mit dem eines aktuellen Offroaders vergleichbar ist. Auf jeder Tour ist echte Handarbeit angesagt. Das vier Zoll-Fahrwerk von Rough Country bringt massig Bodenfreiheit. Hinten wurde noch eine Schwerlaststoßstange montiert.
Toller Camper – aber wirklich selten
Ein Umbau wie dieser ist uns selten untergekommen. Denn: so richtig vernünftig ist der GMC hier in Deutschland nicht, weil die Größe dieses Offroaders gigantisch ist. Dennoch finden wir das Fahrzeug grandios, denn die von Kent an den Tag gelegte Detailverliebtheit zeugt von einem intensiv gelebten Hobby. Bis auf das Dachzelt kann man sich diesen GMC tatsächlich im Jahr 1985 vorstellen. Wie Colt Seavers mit Kents GMC und Jody an einem See das Wochenende verbracht hätte und auf dem Rückweg einen per Kopfgeld gesuchten Verbrecher erkennend in eine wilde Schießerei oder Verfolgungsjagd verwickelt worden wäre. Das passiert Kent hoffentlich nicht.