Lada Niva als Minicamper
Taugt der Lada Niva als Minicamper? Wir haben uns einen Umbau angesehen.

Lada Niva als Minicamper

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Der kleine, russische Geländewagen ist bei den Fans günstiger 4×4-Fahrzeuge beliebt. Doch taugt der Lada Niva auch als günstiger Minicamper? Wir haben Alex Werner besucht und uns seinen kleinen Reise-Offroader angesehen.

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Schlechtes Wetter, also trinken wir Kaffee

Als wir uns mit Alexander Werner und Andreas Korbach von Beddong Special Parts (BSP) treffen, regnet es. Ganz schlecht für einen Fototermin. Also setzen wir uns zusammen bei Alex in die Küche, lassen Tassen mit heißem Kaffee volllaufen und fangen an über die Umbaudetails zu reden. Dabei taucht natürlich irgendwann die Frage auf, was dieser Umbau so über den Daumen gekostet haben mag. Inklusive Montage und TÜV schätzen die Beiden den Betrag auf rund 25.000 Euro. Nochmal zum Verständnis: Fünfundzwanzigtausend – für einen Niva-Umbau – Wahnsinn. Das übersteigt den Neuwagenpreis fast ums Doppelte.

Lada Niva als Minicamper – Stoßstange
Die Stoßstange ist ein Eigenbau von BSP.

Das wollen wir genauer wissen und fragen konkreter nach was denn da so alles gemacht wurde. Klar, da kommen die üblichen Offroad-Umbauten wie längere Federn und Dämpfer, größere Räder und zwei Seilwinden. Interessanter wird es schon bei der Aussage, dass die vordere Stoßstange ein Beddong-Eigenbau ist, bei dem die Winde komplett im Bumper eingebaut und nicht sichtbar ist und der Haken eine eigene Aufnahme hat, in der auch er komplett verschwindet, wenn er nicht benötigt wird. Auch die hintere Stoßstange, der Unterfahrschutz und die Rockslider sind ein Eigenbau, genauso wie die trudierenden Längslenker. Äh – die was? Die BSP-Längslenker können sich verwinden, also trudieren und bei Verschränkung die Bewegung der Achse mitgehen. Interessante Lösung und beileibe nicht die einzige ausgefallene Idee von Andreas Korbach.

Lada Niva als Minicamper  – trudierende Längslenker
Die hinteren Längslenker sind trudierend, können sich also in sich verdrehen.

Lauter feine Umbauten am Lada Niva

Dagegen mutet der Tausch der hinteren Trommelbremsen gegen Scheibenbremsen schon fast wieder gewöhnlich an, genauso wie die verstärkten Kardanwellen mit erhöhtem Knickwinkel. Umso interessanter wird es wieder in der Vorderachse. Hier ist ein Stahldifferential montiert, das vom Motor entkoppelt werden kann. Die Innengelenke sind sogenannte Tripoidgelenke. Bei Tripoidgelenken sind drei Rollen des inneren Teils des Gelenks flexibel in den Aussparungen des äußeren Teils gelagert. Die Übersetzung wurde von 3,9:1 auf 4,3:1 geändert, der Federweg der Achse um 60 Millimeter erhöht, die Dreieckslenker mit anderen Traggelenken verändert, die Spur um zweimal 15 Millimeter verbreitert, der Lenkeinschlag erhöht, die Achsschenkel verstärkt und andere Radlager eingebaut. Damit die größeren Räder in keiner Position schleifen, sind die Radläufe angepasst. Die Geländeuntersetzung ist von 2,14:1 auf 3:1 geändert. Schon beeindruckt? Wir sind noch nicht fertig.

Die Achsaufhängung des Niva ist komplett geändert

Den Motor kühlt ein geändertes Kühlsystem mit größerem Kühler, Ölkühler, geänderter, separater Thermostat-Ansteuerung und elektrisch angetriebenem Spal-Lüfter. Der Zylinderkopf verdichtet nicht mehr mit 9,3:1 sondern jetzt mit 10,5:1. Die Luftansaugung ist von der Drosselklappe bis zum Hosenrohr zylindrisch ausgespindelt. Ein BSP-Ram-Air-Schnorchel sorgt für frische Luft und Wattiefe, die jetzt bei 1,20 Meter liegt (der Innenraum ist übriges wasserdicht bis rund 60 Zentimeter). Die Lichtmaschine wurde mit einem BSP-Umbausatz von unten rechts komplett nach oben links gesetzt. Außerdem leistet der Generator jetzt 120 Ampere. Jetzt beeindruckt? Das Beste kommt noch.

Lada Niva als Minicamper  – Wattgestänge.
An der Hinterachse ist ein Wattgestänge eingebaut, was dafür sorgt, dass die Achse beim Ein- und Ausfedern nicht nach rechts und links wandern kann, wie das bei einem Panhardstab der Fall wäre.

An der Hinterachse wurde eine Versteifung angeschweißt, ebenfalls die Längslenker geändert und Full-Floater-Achswellen eingebaut. Das wirklich spannende an der Achse ist jedoch die Achsführung. Andreas hat den Panhardstab ausgebaut und die Achse auf ein Wattgestänge umgebaut. Der Vorteil: Die Achse bleibt nun in jeder Höhe mittig unter dem Fahrzeug, was sie beim Panhardstab nicht tut. Dazu waren einige Schweißarbeiten nötig, aber die aufwändigere Konstruktion zeigt gerade im Gelände eindeutig ihre Wirkung. Spätestens hier waren übrigens wir ziemlich beeindruckt.

Unterwegs mit dem Lada Niva als Minicamper

Da Alex mit dem Wagen längere Offroad-Touren unternimmt, die er komplett selbst plant und mit Tracks und Kartenmaterial auf dem Tablet vorbereitet, ist der Wagen innen als eine Art Reisefahrzeug, in dem man auch schlafen kann, umgebaut.

Lada Niva als Minicamper mit einem Schlafplatz
Zum Übernachten wird der Beifahrersitz nach vorne geklappt. Eine zweigeteilte, mit Moosgummi bezogene Platte sorgt für eine ebene Fläche.

Dabei galt jedoch das Motto „keep it simple“. Eine Kühlbox, Euroboxen für Ausrüstung und Proviant und eine mit Moosgummi bezogene, zweigeteilte Platte, die bei nach vorne geklapptem Beifahrersitz die rechte Seite zum Schlafplatz werden lässt.

Lada Niva als Minicamper – Aufblasbare Schlafunterlage
Eine aufblasbare Thermo-Schlafunterlage und ein Schlafsack sorgen für bequeme Nachtruhe.

Für das Frühstück, den Imbiss zwischendurch oder das Abendbrot lässt sich eine Platte an der Stoßstange einhängen und bildet so einen kleinen Tisch. Und was innen keinen Platz findet, wandert auf den Edelstahl-Eigenbau-Dachträger.

Lada Niva als Minicamper  – Einsteckbarer Tisch
Eine an der Heckstoßstange einsteckbare Platte wird zum Tisch. Hier kann unterwegs gegessen werden.

Was zu unserem Fototermin noch nicht eingebaut war, ist ein Fach, das das hintere Seitenfenster ersetzt und den Zugriff von außen ermöglicht. Hier soll später einmal die Café-Bar rein. Denkbar wäre aber auch zum Beispiel das Bergezubehör hier unterzubringen. Das Fach ist eine Eigenkonstruktion von Alex und Andreas und soll später auch in Kleinserie entstehen.

Sitzen und Navigation im Niva-Minicamper

Damit Alex unterwegs bequem und sicher sitzt, sind Recaro-Sitze mit Sitzheizung und über eine BSP-Konsole elektrisch verstellbare Lordosenstützen sowie Schroth-Hosenträgergurte eingebaut. Ein Raid-Lederlenkrad sorgt für mehr Griffigkeit beim Lenken. Und spätestens jetzt ist hinreichend geklärt, wie die Summe von rund 25.000 Euro zusammenkommt.

Lada Niva als Minicamper – Navigieren mit dem Tablet
Auf dem Tablet sind Karten und Tracks für die Reisen gespeichert.

Der Kaffee ist lange leer und gerade als wir beschließen den Fototermin wegen des schlechten Wetters zu verschieben, bricht die Sonne durch und die Regenwolken lösen sich auf. Es scheint ganz so, als ob auch der gute alte Petrus ziemlich beeindruckt von diesem Niva-Umbau ist.

Lada Niva als Minicamper
Zum Schluss hatte Petrus ein Einsehen und unser Fototermin fiel dann doch nicht ins buchstäbliche Wasser.

Noch mehr coole Minicamper …

… findet ihr in unseren Rubriken Serienfahrzeuge und Customized, wie zum Beispiel einen Suzuki Jimny-Umbau zum Minicamper

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