Wir sprechen in unserer neuen Serie mit Menschen, die reisen, im Fahrzeug leben oder einfach zur Vanlife-Szene gehören. Igor und Sabrina fallen in alle dieser Bereiche und haben mit uns über ihr Leben, das was ihnen gefällt aber auch was ihnen nicht gefällt gesprochen. Igor ist Videograf, Sabrina Content Creator – eine perfekte Mischung um tolle Einblicke in ihr Leben zu geben. Unser Interview: “Leben im gelben Mercedes Sprinter.”
vanlifemag.de: Ihr habt einen erfolgreichen Instaaccount. Warum und wann habt ihr damit angefangen?
Sabrina: Ich habe meinen Insta-Account bereits seit 2012, war aber anfangs eher „anonym“ unterwegs. Ungefähr 2014 habe ich dann mit einem Fitnessaccount angefangen und viel zum Thema „Gym und Food“ gepostet. In diesem Bereich habe ich dann auch die ersten Follower gesammelt und langsam aber sicher wurde der Account immer größer. Hier war eigentlich keine echte Intention dahinter – das ist anfangs einfach so passiert. Ich fand es aber cool, dass ich mit meinem Account Menschen inspirieren konnte. Das Thema Outdoor und Wandern hat dann in meinem Leben eine immer größere Rolle gespielt und irgendwann habe ich diesen „Switch“ auch auf meinem Instagram-Kanal ausgelebt. In dieser Zeit ist mein Account erstmal nicht weitergewachsen, da meine Follower natürlich ganz anderen Content von mir gewohnt waren. Mit dem Kauf unseres ersten Vans hat sich dann auch langsam meine Community verändert.
Ende letzten Jahres ist mein Account nochmal stark gewachsen, was ich vor allem auf die Produktion von Reels zurückführen kann. Mittlerweile folgen mir über 111k und diese Zahl ist für mich immer noch unbegreiflich.
Igor: Ich habe 2016 Instagram für mich entdeckt. Damals fand ich es besonders cool, mein Essen abzulichten und zu posten 😉 Ähnlich wie bei Brina entwickelte sich mein Account auch zuerst in die Fitnessrichtung, jedoch ohne großen Followerzuwachs. Dieses änderte sich mit unserem ersten Van und ich war Teil einer wunderbaren #vanlife Community. Ab da war auch der Inhalt und unser „Way of Vanlife“ für diverse Follower interessant und mein Account ist gewachsen. Seit dem geht die Followerzahl stetig nach oben, was natürlich mit der Art des Contents zusammenhängt, welchen wir unserer Community zeigen. Inzwischen folgen mir 76,9k Menschen.
Warum ist der Sprinter gelb? Wir fragen nach.
vanlifemag.de: Ihr seid in einem knallgelben Sprinter unterwegs. Warum ist er überhaupt gelb?
Igor und Sabrina: Unser erster Van, einen Mercedes Benz Vito, haben wir in dieser Farbe gekauft und am Anfang mit dem Gedanken gespielt, die Farbe zu ändern. Relativ schnell haben wir uns aber so daran gewöhnt und sogar richtig Gefallen daran gefunden. Wir finden, dass das Gelb in der Natur einfach super aussieht und es ist irgendwie zu „unserer“ Farbe geworden, die wir nicht mehr missen wollen. Auch unsere beiden Instagram-Accounts bauen mittlerweile auf dieser Farbe auf, weshalb wir unseren ursprünglich weißen Sprinter dann auch ganz schnell gelb foliert haben. Uns gefällt die Farbe einfach richtig gut. Graue, weiße, schwarze und blaue Sprinter gibt es wohl genug auf der Straße.
vanlifemag.de: Wann habt ihr den Sprinter gekauft?
Sabrina und Igor: Den Sprinter haben wir im Juli 2020 gekauft, nachdem wir mit dem Vito leider einen Unfall hatten.
vanlifemag.de: Der Innenausbau sieht extrem aufwendig aus. Habt ihr allein gebaut oder hat jemand geholfen?
Sabrina und Igor: Wir haben den Ausbau komplett alleine geplant und umgesetzt. Nach dem Vito hatten wir ja schon ein bisschen Übung und wussten, welche Dinge wir unbedingt beachten müssen. Lediglich die Elektrik haben wir mit Hilfe eines befreundeten Elektrikers erledigt, denn hier sollte man natürlich keine Risiken eingehen. Trotzdem ist das gesamte Fahrzeug „selfmade“ und das war uns und besonders Igor sehr wichtig. Als Schreiner wurde es zu seinem persönlichen Projekt.
Freiheit, Schönheit und tolle Erlebnisse beim Leben im gelben Mercedes Sprinter
vanlifemag.de: Wenn man im Van unterwegs ist, genießt man oft eine angenehme Freiheit. Welche Facette dieses Lebens ist die schönste für euch?
Sabrina und Igor: Eben genau diese: die Freiheit und die Möglichkeit, an den schönsten Plätzen in der Natur einzuschlafen und aufzuwachen. Einfach loszufahren, ohne vorher ein Hotel buchen zu müssen und so lange an einem Ort zu bleiben, wie man möchte. Diese Art des Reisens entschleunigt unglaublich! Dabei kann jeder Tag zu einem spannenden Abenteuer werden und genau das sehen wir beide als den schönsten Punkt an. Freiheit und Abenteuer vereint.
vanlifemag.de: Aber nicht alles ist nur toll. Manches nervt auch. Was nervt euch beim Vanlifen und wie begegnet ihr diesen „Nervpunkten“?
Sabrina: Der größte „Nervpunkt“ für mich war eigentlich immer das Reisen ohne Toilette. Im Sprinter haben wir deshalb jetzt eine einfache Toilette und das ist für mich einfach ein kleines Stück Luxus. Ansonsten ist die (legale) Stellplatzsuche in manchen Ländern natürlich nicht immer so einfach, wie es den Anschein macht. Viele Plätze zum Freistehen sind zudem vermüllt oder werden als „Klo“ benutzt. Hier kann man nur an die Vernunft der Mitcamper appellieren, die Plätze immer sauber zu verlassen und auf jeden Fall seinen Müll mitzunehmen.
Igor: Ich bin besonders schnell genervt, wenn etwas (technisch) nicht funktioniert. Das kann das Fahrzeug oder etwas am Ausbau sein. Aber auch ein Spot der komplett überlaufen ist, der noch letztes Mal ein Geheimtipp war, nervt mich ziemlich schnell. Aber da spielt Social Media natürlich auch eine große Rolle. Deshalb verraten wir z.B. nie die genauen Koordinaten unserer Spots.
Großer Zulauf in der Szene
vanlifemag.de: Die Vanlife-Szene ist stark gewachsen. Viele haben selbst ausgebaut, manche haben Kastenwagen der großen Firmen gekauft. Was ist eure Meinung zur Zukunft der Vanlife-Szene?
Igor und Sabrina: Grundsätzlich finden wir es sehr schön, dass immer mehr Menschen bereit sind weniger zu fliegen und ihre Region sowie ihre Nachbarländer zu entdecken oder Freude am Camping an sich haben. Für uns ist weiterhin die Vanlife-Community die entspannteste und beste Community die wir kennen. Jedoch sehen wir vieles auch sehr kritisch: Das Thema Müll und seine Hinterlassenschaften wegzuräumen sind leider bei vielen Vanlifern nach wie vor keine Selbstverständlichkeit. Auch das illegale Stehen an Plätzen, die per Verbot ausgewiesen sind, werden einfach ignoriert. Es schädigt den Ruf der Szene und das finden wir schlecht. Wir glauben aber auch, dass dieser Campingboom definitiv noch einmal nachlassen wird. Viele sind darauf gekommen, als die Pandemie ihren Höhepunkt erreicht hat und wollten diese Art von Urlaub nur ausprobieren, statt sich ernsthafter damit zu beschäftigen. Trotzdem freuen wir uns auf den „gesunden“ Vanlife Zuwachs und neue Bekanntschaften unterwegs 🙂