Macht das Leben im Wohnmobil glücklich?

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Macht das dauerhafte Leben im Wohnmobil glücklich? Macht Vanlife glücklich? Eine Frage, die sich sicher viele stellen, die mit dem Gedanken spielen ganz in eine mobile Bleibe zu ziehen und „auf Achse“ zu leben. Wir gehen der Frage nach.

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Die heile Social-Media-Welt

Schaut man die Postings oder kurzen Videos von Vanlifern, die auf den unterschiedlichen Social-Media-Plattformen zu finden sind, an, fällt vor allem eins auf: glückliche Menschen vor toller Kulisse. Doch ist das mehr Schein als Sein? Gibt es auch Schattenseiten? Die Antwort lautet ganz klar ja, die gibt es. Und die können sogar überwiegen.

Macht Leben im Wohnmobil glücklich?
Auch am Meer kann das Wetter ziemlich rauh sein.

Denn man steht nicht immer bei schönstem Wetter am Strand oder einem einsamen See und das auch noch ganz alleine. Außerdem sind da auch noch die ganz profanen Dinge des Alltags. Und die können durchaus mehr Zeit und vor allem öfter Zeit beanspruchen als in einer festen Bleibe.

Die alltäglichen Dinge beim Leben im Wohnmobil

Das beginnt mit dem Thema Ver- und Entsorgung. Da ist zum einen die ständige Suche nach Möglichkeiten die Toilettenkassette oder die Trenntoilette zu entleeren. Zu Hause spült man die „Geschäfte“ mitsamt Toilettenpapier in die Kanalisation. Unterwegs landet das in der Toilettenkassette oder den Behältern. Die müssen, je nach System alle paar Tage geleert werden, was grade beim Chemieklo nicht überall geht.

Entsorgung der Toiletenkassette
Grade Kasettentoiletten müssen alle paar Tage entleert werden.

Und dann ist da die Versorgung mit Frischwasser. Auch das muss regelmäßig aufgefüllt werden. In der Wohnung oder dem Haus kommt das Wasser aus dem Hahn. Unterwegs zwar auch, aber es muss von dort erst in den Frischwassertank des Wohnmobils gefüllt werden. Auch das geht nicht überall und ist in den meisten Fällen teurer als zu Hause.

Wasser im Wohnmobil
Das Wsser im Wohnmobil kommt aus dem Frischwassertank. Das Auffüllen muss ebenfalls alle paar Tage erfolgen.

Einkaufen unterwegs mit dem Wohnmobil

Wohnt man an einem festen Ort, kennt man die Geschäfte und weiß, was man wo bekommt. Unterwegs im Wohnmobil oder Campervan ist das anders. Man muss die Supermärkte und Geschäfte suchen und bekommt vielleicht nicht immer das, was man sucht. Auf der einen Seite kann das spannend und ein Abenteuer sein, auf der anderes Seite braucht es dafür Zeit und das Suchen kann oft eben auch nervig sein.

Einkaufen auf reisen mit dem Wohnmobil
Unterwegs weiß man nicht immer wo die Supermärkte sind, oder wo man was bekommt.

Außerdem muss man entweder alles im Fahrzeug sicher verstauen, um damit zum Supermarkt zu fahren, oder man hat ein Fahrrad oder motorisiertes Zweirad dabei – oder geht zu Fuß. Beim Einkaufen selbst sollte man außerdem nichts vergessen. Vor allem nicht, wenn man für mehrere Tage autark irgendwo stehen will.

Strom und Internet unterwegs

Grade wenn man unterwegs auch arbeiten will oder muss, sind ein Anschluss an das Internet und ausreichend Strom unerlässlich. Kann man die Stromversorgung des Wohnmobils oder Campervans noch so planen, dass man für längere Zeit ohne Landstromanschluss auskommt, ist das beim Zugang zum Internet nicht so. Der mobile Router braucht Empfang, und der sollte einigermaßen stabil sein und möglichst hohe Übertragungsraten bieten.

Stromsäule Wohnmobil-Stellplatz
Ist die Stromversorgung des Wohnmobils nicht entsprechend ausgelegt, benötigt man meist einen Landanschluss, um ausreichend Strom zu haben.

Und grade das ist leider nicht überall der Fall. So kann es vorkommen, dass man schöne Plätze wieder verlassen muss, weil der Router keinen einzigen Balken anzeigt. Grade in Deutschland gibt es leider immer noch viele weiße Flecken.

Leben und arbeiten im Wohnmobil und Campervan
Arbeitet man auch von unterwegs aus, benötigt man einen stabilen Internetzugang. Der ist aber leider nicht überall gegeben.

Die Übernachtungs- und Stellplätze

Wir haben es angesprochen, die Bilder im Internet zeigen oft atemberaubende Plätze mit tollen Sonnenuntergängen am Horzint über dem Meer. In der Realität steht man aber viel öfter auf einem asphaltierten oder geschotterten Stellplatz, weil dort eben Ver- und Entsorgung und vielleicht auch ein Supermarkt in der Nähe sind. Und mit Glück kommt auf der Pizzadienst direkt dorthin. Das Stehen auf einsamen und schönen Plätzen weicht mit der Zeit den praktischen Plätzen, auf denen das Leben unterwegs dann doch etwas einfacher ist.

Stellplätze für Wohnmobile
Nicht alle Plätze sind so schön am Meer gelegen. Und wenn doch, spielt das Wetter manchmal nicht mit.

Das Wetter

Auch das ein Sache, die auf Bildern meist positiver rüberkommt als in der banalen Wirklichkeit. Kann oder will man nicht grade der Sonne und dem Sommer hinterher reisen, bleibt einem nur, die Regentage auf wenigen Quadratmetern im Fahrzeug zu verbringen. Je kleiner das ist, umso anstrengender wird das Leben darin. Ist man dann noch zu zweit und hat Kinder oder Hund dabei, wird es noch komplizierter.

Leben bei Regen im Wohnmobil
Manchmal regnet es tagelang. Dann beibt man lieber im Wohnmobil, auch wenn es eng zugeht.

Der Gewöhnungseffekt beim Leben im Wohnmobil

So toll die ersten Wochen unterwegs sind, nach geraumer Zeit tritt der Gewöhnungseffekt ein. Das Leben im Wohnmobil oder Campervan ist nichts Besonderes mehr. Der Reiz des Neuen ist verpufft, der Alltag tritt ein. Und der hat genauso seine Regeln, wie der Alltag in einer festen Wohnung. Einkaufen, Arbeiten, Essen kochen, Abspülen und so weiter. Hinzu kommen die angesprochenen Themen wie Ver- und Entsorgung zum Beispiel.

Unsere Erfahrung und unser Fazit zum dauerhaften Leben im Wohnmobil

Wir selbst haben von Anfang 2020 bis Ende 2021 fast anderthalb Jahre im Wohnmobil gelebt. Geplant war eigentlich eine ausgedehnte Tour durch Frankreich, wegen der Corona-Einschränkungen waren wir jedoch in Deutschland unterwegs. Also war es schon mal nichts mit dem Der-Sonne-hinterherfahren. Stattdessen haben wir endlos scheinende Tage bei heftigsten Regenfällen im Fahrzeug verbracht und uns gefragt, wann das Wasser seinen Weg in Innere findet, was es dann an der Dachluke auch irgendwann getan hat. Daraufhin haben wir sie ausgetauscht. Die Schritt-für-Schritt-Anleitung dazu findet ihr hier.

Wir haben meist längere Zeit auf den oben angesprochenen Schotterplätzen gestanden. Zum einen, weil es am Platz eben die Möglichkeit für die Ver- und Entsorgung gab, zum anderen weil wir dort Internetempfang hatten und Supermärkte in der Nähe.

In solchen Momenten empfindet man definitiv Glück. es gibt aber auch viele andere Momente, in denen das nicht so ist.

Doch all das beantwortet die eingangs gestellte Frage nicht wirklich. Macht das Leben im Wohnmobil glücklich? Ja und nein, lautet unsere Antwort. Uns hat die Zeit viel gegeben. Waren wir glücklich? Ja, aber nicht immer. Manchmal fehlte einfach irgendetwas zum Glück. Oft waren es Kleinigkeiten, aber auch das schlechte Wetter und die Enge im Fahrzeug spielten dabei eine Rolle. Manchmal war es die Umgebung oder es waren die Menschen in der Umgebung. Und nicht immer sind wir weitergefahren, weil der Platz eben unter dem Strich doch praktisch für uns war.

Letztlich ist es vor allem aber die innere Zufriedenheit, die darüber entscheidet, ob das Leben im Wohnmobil glücklich macht. Ist man mit sich und der Welt unzufrieden, wird das auch im Wohnmobil oder Campervan nicht unbedingt besser. Ist man mit sich und der Welt im Reinen, wie man so schön sagt, ist es egal, ob man im Wohnmobil oder einer Mietswohnung in einem Hochhaus, in dem der Fahrstuhl immer wieder streikt, wohnt. Es kommt also letztlich auf einen selbst an, ob das Leben im Wohnmobil glücklich macht oder nicht.

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