RÜCKSICHT BEIM REISEN UND VANLIFE

Nils Warneke schreibt auf vanlifemag.de über Rücksicht, seine Erfahrungen und wie man es besser macht.

RÜCKSICHT BEIM REISEN UND VANLIFE
RÜCKSICHT BEIM REISEN UND VANLIFE
Zuletzt aktualisiert:
Werbung

Vor einiger Zeit veröffentlichten wir auf vanlifemag.de einen Bericht über eine Reise an die Strände Dänemarks. Wir berichteten, wie man dort wunderbar unterwegs sein kann und wie man Rücksicht beim Reisen und Vanlife zeigen kann. Berechtigterweise wurden wir von unserem Leser Nils Warnecke darauf hingewiesen, dass man Rücksicht nehmen muss, wenn man reist. Nils schickt uns folgenden Text, den wir im Grunde eins zu eins unterschreiben würden:

Rücksicht ist der beste Rat für die Zukunft

Ob vor der eigenen Haustür oder in einem fernen Land, ein kleiner Stopp am Straßenrand für eine Wanderung oder einfach nur mal anhalten, sich einen Kaffee machen und den Moment genießen. Vor allem seit Corona erfreut sich Reisen mit dem Camper einer noch größeren Beliebtheit. Raus aus dem Alltag, der Arbeit, weg von unseren häuslichen Verpflichtungen, und rein in das Abenteuer und die Freiheit.

Auch wir reisen seit mehreren Jahren mit dem fahrbaren Zweitwohnsitz. Unsere letzte Norwegenreise hat uns jedoch einige Seiten des Camperbooms gezeigt, die nachdenklich machen.

Werbung

Es fängt schon auf dem Weg zur Autobahn an. Wir kommen am allgemein bekannten Schnellrestaurant vorbei, der Magen zwickt etwas, doch 3,7m sind etwas zu hoch für den Drive In und meine Frau hält im gleichen Moment ein selbstbelegtes Sandwich mit viel Grünzug in mein Blickfeld. Auf der Auffahrt zur Autobahn dann doch noch mal der Gedanke an ein Menü mit Burger, Cola und Pommes. Doch dieses mal erinnert mich der mit ebendiesen Verpackungen gesäumte Grünstreifen daran, dass ich weder mir noch der Umwelt einen Gefallen damit tue.

Werbung

Am Autostrand erleben wir unschöne Dinge

In Dänemark angekommen steigt die Vorfreude auf unseren erstem Zwischenstopp: unseren Geliebten Autostrand, umgeben von einem großen Naturschutzgebiet. Endlich wieder mit dem Auto im Sand spielen, endlich wieder ein Stück Freiheit genießen. Frei vom deutschem Schilderwald. Als wir auf den Strand rollen macht sich aber Unmut bei uns breit – ein Geländetauglicher Camper wühlt sich unter den begeisterten Rufen seiner Insassen einen Weg durch die Dünen des angrenzenden Naturschutzgebiets. Dann durchdrehende Reifen, Donuts, ein Kumpel mit Handy am Filmen. Die beiden haben Spaß bei ihrem Offroad-Abenteuer. Wer würde auch nicht gerne mal ein bisschen Wüstensafari spielen. Mit dem Auto mal auf dem Autostrand kurz Gas gegeben wo viel Platz ist macht Spaß,

Die Dünen im ausgewiesenen Naturschutzgebiet sind aber Tabu! Außer für den Ranger. Und nur weil mal irgendwo kein Holzpflock steht oder ein dicker Zaun einen Bereich für einen selbst nicht unzugänglich macht, ist dies kein Freifahrtschein.

Ich mache meinem Frust über die Ignoranz einiger Leute kurz Luft und es geht mir besser, nur dass es keiner außer meiner Frau gehört hat. Schliesslich haben wir es doch noch geschafft den Tag, das Wetter, Wind und Wellen zu genießen.

Schlafen am Strand – verboten

Abends dann wie immer die Wehmut, am Strand den Sonnenuntergang beim Grillen auf dem Gasgrill genießen und dann zum Campingplatz. Man würde ja so gerne am Strand schlafen und morgens einfach mit dem Kaffee in der Hand aus dem Auto auf den Sand hüpfen. Aber ein unübersehbares Verbots-Schild macht deutlich, dass die Dänen Übernachtungsgäste hier auf dem Strand nicht haben wollen. Beim Verlassen des Strandes steigt der Puls daher wieder, als wir drei Camper erblicken, die es sich am Rand der Dünen für die Nacht gemütlich gemacht haben. Einer weit hinten sogar im militärischen Sperrgebiet. Wir ärgern uns doch wieder aber fahren letztlich vom Strand.

Nach einer Nacht auf dem Campingplatz gehts am nächsten Morgen weiter gen Norden zu einem Fjord. Unterwegs halten wir in Henne Strand. Kaum geparkt fragt uns jemand ob wir hier schlafen werden. Wir weisen auf die Schilder am Parkplatz, die deutlich zeigen, dass Wohnmobile hier nachts nicht stehen dürfen. Er meint, Schilder seien ja nett gemeint, aber er fragt immer was die Leute so machen und ob es Strafen gibt, die Schilder kann man dann ja ignorieren. Wir wissen nicht recht was wir dazu noch sagen sollen.

Nils Warneke
Nils Warneke

Frechheit sollte nicht siegen

Kurze Zeit später sind wir am Fjord. Wir steuern einen Platz an, der extra für Kiter geschaffen wurde- mit zwei Duschen, kalt aber immerhin umsonst, einem echten WC-Häuschen, Grills und Sitzgelegenheiten. Wir freuen uns.
Während wir die Schotterpiste von der Landstraße zum Platz rollen sehen wir schon von Weitem, dass jemand sein 11m langes Luxus Wohnmobil quer vor alle anderen gestellt hat. Unten angekommen stellen wir fest, dass er nicht nur quer parkt, sondern sich auch noch Strom und Wasser vom WC-Haus fest ans Fahrzeug angeschlossen hat. Wir sind total geladen und wollen ihn zur Rede stellen, doch niemand ist da. Wir kommen mit anderen am Platz ins Gespräch. Offenbar sind die Besitzer schon länger hier und gerade mit dem Rad unterwegs. Auf das Verhalten habe man die beiden bereits angesprochen, doch die Reaktion sei ignorant und abweisend gewesen. Die Dänen seien ja selbst schuld wenn man da so einfach ran kommt. Wir sind fassungslos, dass einige Leute so dreist sind. Leider treffen wir die Besitzer während unseres mehrstündigen Aufenthalts hier nicht an. Wir ziehen daher weiter gen Norden ins Land der Trolle und die gute Laune kommt mit Verlassen der Fähre wieder.

Jedermanns-Recht gilt für Zelte – nicht für Camper

Wir fahren durch atemberaubende Landschaften und können uns nicht satt sehen an der Natur. Ein Land, dass zum Träumen anregt.  Norwegen ist sehr gastfreundlich. Es gibt viele ausgewiesene kostenlose Ver- und Entsorgungsstellen und Campingplätze, doch langfristig muss man aufpassen es sich nicht zu verscherzen. Hier gilt das Jedermannsrecht – aber nur für Zelte. Autos werden mancher Orts geduldet, solange man auf das übliche Campingverhalten verzichtet, sprich Stühle und Tisch im Auto lässt. Auf halber Strecke nach Trondheim wollen wir unser Wasser an einer der zahlreichen Versorgungsstellen auffüllen. Leider hängt am Frischwasserschlauch noch das braune Gold vom Vorgänger, der offensichtlich nicht verstanden hat, wofür man den Schlauch nutzt. Es gibt zwei Schläuche mit klarer Beschriftung in mehreren Sprachen, auch in deutsch. Seine Hinterlassenschaften hat er auch nicht weg gespült. Wir machen Platz und Schläuche mit Wasser und Desinfektionsmittel sauber und hoffen, dass nicht alle so sind.

Angekommen in Trondheim finden wir in einem Wohngebiet eine Parkplatz am Rande eines kleinen Parks zum Nächtigen. Gen Abend sitzen wir mit einer Schüssel Nudeln in der Schiebetür und bekommen Gesellschaft von zwei weiteren Wohnmobilen. Wir staunen nicht schlecht, als insgesamt neun Leute mit ihrer Grillstation und einer Bierzeltgarnitur einen ganzen Radweg, fünf Parkplätze und die beste Sicht auf den naheliegender Fjord in Beschlag nehmen. Der Platz war durch eine App als super schön ausgewiesen – das fanden die Anwohner bestimmt auch mal. Zu recht gibt es daher viele böse Blicke und Gemurmel von den zahlreichen Fußgängern und Radfahrern. Wir schämen uns für unsere „Nachbarn“ und suchen uns einen anderen Ort.

Das Erlebte lässt uns Nachdenken – RÜCKSICHT BEIM REISEN UND VANLIFE

Unsere Reise haben wir dennoch mit vielen schönen Eindrücken fortgesetzt, aber wir haben häufig über den Umgang von Campern mit der Natur und den Gastgebern nachgedacht.

Leider gibt es unter allem Campern oder allgemein Reisenden immer wieder Menschen, die sich nicht an Vorgaben und Regeln halten. Wir alle wollen beim Reisen unsere Freiheit geniessen, jedoch schadet es dem Image aller Camper, wenn sich einige zu weit aus dem Fenster lehnen. Müll auf den Straßen, Rastplätzen oder am Strand, sogar Einweggrills in der Brandung sind keine Seltenheit. Plätze werden dreckig, teils mit Fäkalien besudelt hinterlassen. Strom und Wasser werden irgendwo abgezweigt und es wird mit einer „nicht mein Problem“ Haltung gereist. Dadurch werden Regeln verschärft, immer mehr Verbote erlassen, und die von uns angestrebte Freiheit immer mehr eingeschränkt.

Wir sind gespannt, wie es in der Camperszene weitergeht und hoffen, dass einige ihr Verhalten überdenken. Respekt und Rücksicht sollte jeder mit in sein Gepäck nehmen. denn am Ende wollen wir alle schließlich doch einfach nur raus und frei sein…. Soweit es geht.

Nils Warneke

×