Brexit hin oder her. Das Vereinigte Königreich ist ein tolles Reiseziel. In manchen Gegenden auch im Dachzelt. Wir waren in Schottland im Dachzelt.
Wann reist man nach Schottland im Dachzelt?
Eigentlich immer. Denn das Wetter ist so abwechslungsreich wie die Natur im Vereinigten Königreich selbst und gleichzeitig extrem wechselhaft. So wechselhaft, dass man sich das ganze Jahr auf jedes Wetter, von kalt bis warm, von trocken bis Starkregen einstellen muss. Wer das tut, ist für eine Reise durch die verschiedenen Landesteile bestens gewappnet. Unsere Reise führte uns durch England, Schottland und Wales. Unser Liebling? Ganz eindeutig Schottland. Dort ist die Natur rau, die Menschen nicht zu verstehen, die Campingplätze einfach aber gut. Dort fühlten wir uns wohl, auch wenn das Wetter mit so mancher Kapriole aufwartete. Wir beteiligten uns an der Schnitzeljagd-Rallye „Knights of the Island“ und erlebten die drei Landesteile so im Turbomodus. Das bedeutet gerade nicht, dass man wenig vom Land sehen konnte, es bedeute ebenso nicht, dass man nur im Reiseoffroader unterwegs und gehetzt wurde. Ganz im Gegenteil. Wir erlebten die Tour als entspannend und voll mit sehenswerten Gegenden.
Isuzu D-Max mit Dachzelt und Canopy-Camper
Die Startregion bildete East Sussex. Dort steuerten wir Appledore und von dort Rye mit seinem kleinen, aus dem 14. Jahrhundert stammenden Bodiam Castle an. Eine Einstimmung in die vor uns liegende Zeit. Linksverkehr, massenweise Kreisverkehre und enge, fast zu enge Straßen, gesäumt von hohen, kratzenden Hecken. Alles was wir die nächsten 10 Tage erleben würden, wurde uns hier geboten. In unserem Isuzu D-Max mit Canopy-Camper von AluCab waren wir gerade noch in der richtigen Größenklasse unterwegs. Noch höher und noch breiter würde Probleme bedeuten. Ab Rye führte unser Weg direkt an der Küste über den Herbrand Walk, westlich von Bexhill-on-Sea. So steil und so dicht erlebt man die Küste eher selten. Alles ist trotzdem dicht bebaut und der Verkehr variiert von stark bis „gar nicht vorhanden“. An den beeindruckenden Kalkfelsen finden sich einige Leuchttürme, die man unbedingt besuchen sollte. Weiter nach Brighton fahrend, ebenfalls an der Küstenlinie entlang, suchten wir unseren Weg nach Arundel, um von dort auf eine verwunschene Straße des South Downs National Park zu stoßen. Ab Slindon, über Eartham, East Dean und Singleton fuhren wir weite Richtung Bath. Wir entschieden uns nicht für Stonehenge, sondern für einen anderen Steinkreis.
Nicht nur die berühmten Sehenswürdigkeiten
In Avebury befindet sich einer der größten Steinkreise auf den britischen Inseln. Er gehört seit 1986 als Teil der Stonehenge, Avebury and Associated Sites zum Weltkulturerbe der UNESCO. Der Eintritt ist frei. Die Ausmaße kann man sich eigentlich gar nicht vorstellen. Es geht nicht so touristisch wie in Stonehenge zu. Von dort bietet sich eine Tour nach Bath und Bristol an. Unser Plan besagte, am nächsten Tag, nach einer Nacht auf einem kleinen, inhabergeführten Campingplatz, im Meer zu schwimmen. Auf dem Weg an die See, führte der Weg von Abergavenny über die Old Herford Road nach Norden und Llanthony Priory, einem zerfallenen Augustiner-Kloster, durch den Brecon Beacons National Park zum Pembrokeshire Coast National Park. Von dort aus ist Cardigan gut zu erreichen. Hier finden sich einige kleinere Campingplätze direkt am Meer. Oft nur getrennt durch einen steilen Abstieg. Unser Badeplan konnten wir hier umsetzen. Man befindet sich in Wales und erlebt eine Natur, die fast überall von Menschen mehr oder weniger nachhaltig bewohnt wird. Alles fällt kleiner aus, auch die Möglichkeiten einzukaufen und trotzdem findet man den gleichen Standard wie in Deutschland. Am Mwnt Beach erlebt man die Irische See hautnah. Dieser kleine Strand liegt versteckt, ist aber wunderschön. Von dort machten wir uns auf direktem Weg auf nach Liverpool.
Verpflegung und Bier bei unserer Reise nach Schottland im Dachzelt
In der Stadt verbrachten wir einige Pins in verschiedenen Pubs und genossen das raue Nachtleben der englischen Stadt und das Seefahrergefühl an der Mündung des Flusses Mersey und der Irischen See. Weiter ging es zum Lake District National Park. Entlang dem drittgrößten See im Lake District erlebten wir wieder enge Straßen und spannende, historische Bauten. Ganz in der Nähe überquerten wir den Hadrians Wall, auch bekannt als Roman Wall. Der Hadrians Wall war ein römisches Grenzbefestigungssystem des britannischen Limes. Ab hier befindet man sich in Schottland, dem eigentlichen Highlight unserer Reise. Hier stiegen wir in einen Offroad-Track ein. In Thirlmere, fahrend auf der B5322 nach knapp 4,5 Meilen ging es direkt hinter einem großen Bauernhof nach rechts. Das Schild „Unsuitable vehicles“ hielt uns nicht ab. In Richtung Dockray fahrend, erlebten wir tiefe Wasserdurchfahrten, felsigen Untergrund und atemberaubende Aussichten. Wir waren übrigens in einem Fahrzeug von Gollek Offroad unterwegs.
Weiter in den Süden
In Südschottland befindet sich der Camusdarach Beach. Ein wunderbarer Ort in den Highlands, gelegen zwischen Arisaig und Mallaig. Bei gutem Wetter kann man die Inseln Eigg, Rum und Skye sehen. Der Weg dorthin führt durch die schottischen Highlands und bildet für uns das Highlight unserer Reise. Unweit von Glasgow gelegen, bot sich erneut die Möglichkeit, ein wenig auf unbefestigten Wegen unterwegs zu sein. Drei Seen warteten auf uns. Loch Reoidhte, Loch Drunkie und Loch Achray. Der ausgeschilderte Achray Forest Drive führt durch Wälder, direkt an den Seen vorbei. Nachdem wir Glasgow passierten, steuerten wir das Glen Coe Valley an. Dort befuhren wir die A82 in Richtung Nord-Westen und in Richtung Gualachulain. Überall sieht man Rinder, Schafe und Pferde. Zum Teil nicht eingezäunt, zeigen sie die wilde Freiheit der Highlands. Wir machten Pause, kochten Kaffee und genossen die Natur.
Auch per Fähre geht es weiter
Nachdem wir die Highlands ausgiebig erlebten, fuhren wir in Richtung der Isle of Skye. wir nahmen die Fähre von Mallaig zur Insel. Hier hatten wir Glück, denn die Fähre war fast komplett ausgebucht. Es zeigt sich, dass man hier reservieren muss und nicht darauf vertrauen sollte, die Fähre auf jeden Fall zu erwischen. Alternativ führt ein deutlich längerer Weg auf die Insel. Die Isle of Skye steht den Highlands wenig nach. Sie ist rau, sie ist schön. Einige Campingplätze bieten die Möglichkeit organisiert zu stehen und eine Toilette zu nutzen. Wir entschieden uns dafür. Theoretisch kann man auch frei stehen, wenn man den Landbesitzer fragt. Selten hört man ein „Nein“. Wir wollten den Wasserfall am Kilt Rock unbedingt sehen. Leider war nicht genügend Wasser vorhanden, weshalb nur ein kleines Rinnsal auf uns wartete.
Whisky darf bei unserer Reise nach Schottland im Dachzelt nicht fehlen
Auf einer Tour durch das Vereinigte Königreich darf ein Besuch in einer Whisky-Distille natürlich nicht fehlen. Wir besuchten die nördlichste Distille. Talisker ist die einzige Distille auf der Isle of Skye und verfügt über ganz ausgezeichneten Whisky. Wir erlebten eine Führung und schlugen vernünftig im Shop zu. Den gesamten Abend verbrachten wir mit dem Verkosten des Whiskys.
Unsere Tour führte abschließend über Loch Ness zurück aufs Festland, wobei wir die Fähre von Newcastle nach Amsterdam nahmen. Unser Tipp: die Kabine bucht man erst auf dem Schiff. In der Vorreservierung sollte sie 200 Euro kosten, beim Einschiffen noch 180. Auf dem Schiff dann nur noch 50 Euro.
Das Vereinigte Königreich ist so abwechslungsreich, wie nur wenige Gebiete in Europa. Wer sich gut vorbereitet, kann neben den grandiosen Szenerien auch spannende Offroadtouren fahren, wobei örtliche Scouts helfen. Wir waren fasziniert von der atemberaubenden Natur.
KOTI
Knights of the Island (KOTI) ist eine Veranstaltung des Superlative Adventure Clubs. Die Adventure Rallye wird mit einem Roadbook in einer Art Schnitzeljagd veranstaltet und führt rudemntär organisiert durch das Vereinigte Königreich. Teilnehmer erhalten ein Roadbook, die Info zu mehreren organiserten Partys und sind ansonsten völlig frei in ihrer Reisegestaltung. Einige Highlights werden im Roadbook beschrieben, wobei es jedem dennoch frei steht zu fahren und zu schlafen wo man will. Die Partys sind legendär und bilden das verbindende Element der Tour. Mehr unter www.sac.me
Die Campingplätze
Im Vereinigten Königreich finden sich unzählige Campingplätze. Die meisten von ihnen sind inhabergeführt und extrem einfach. Die Toiletten sind meist Komposttoiletten und Duschen sind in sehr geringer Anzahl vorhanden. Das hat seinen Charme, solange der Campingplatz nur spärlich besucht ist. Sobald er voll ist, macht es nur noch wenig Spaß. Ist man aber fast allein, ist der Charme grandios. Feuer ist auf vielen Plätzen erlaubt. Die Buchung sollte über die Google-Maps-Suche erfolgen und die dort angegebene Telefonnummer kontaktiert werden.
Reisehinweise
Sicherheit: Das Vereinigte Königreich ist unter Beachtung des leider überall möglichen Terrors ein sicheres Land. Nordirland muss gesonders betrachtet werden.
Einreisemodalitäten: Reisepass, Personalausweis
Beste Reisezeit: ganzjährig
Anreise: mit großen Fahrzeugen per Fähre. Z.b. Dünkirchen oder Calais.
Übernachtungen: Es gibt ausreichend viele Campingplätze oder typische Hotelübernachtungen.
Alkohl am Steuer: Die Promillegrenze beträgt 0,8, in Schottland 0,5.
Umweltzonen: Bei Fahrten in den Großraum London müssen größere Fahrzeuge (wie z.B. Wohnmobile, Minibusse oder Pickups) die erforderlichen Emissionsstandards für die Niedrigemissionszone (Low Emission Zone, LEZ) erfüllen. Um dies festzustellen, ist eine vorherige Registrierung des Fahrzeugs bei der für die LEZ zuständigen Verkehrsbehörde Transport for London (TfL) notwendig. Dies sollte 10 Tage vor Einreise erfolgen. Bei Verstößen drohen erhebliche Geldbußen.
Geschwindigkeitsbegrenzungen: Stadt 30 miles / 48 km/h, Landstraße 60 miles / 96 km/h, Schnellstraße 70 miles / 112 km/h, Autobahn 70 miles / 112 km/h
Reiseroute in Schottland im Dachzelt
Dover – Appledore – Arundel – Slindon – Bath – Avebury – Abergavenny – Pembrokeshire Coast National Park – Cardigan – Liverpool – Thirlmere – Dockray- Camusdarach Beach – Loch Achray – Isle of Skye – Loch Ness – New Castle – Amsterdam