Kürzlich haben wir das Buch „Deine Fernreise“ von Linda und Hanjo Kaminski vorgestellt. Die beiden sind aber auch stolze Besitzer eines Toyota Hilux mit Eigenbau-Wohnkabine. Ein guter G rund für vanlifemag.de sich den Pickup-Camper etwas genauer anzusehen. Also haben wir Linda und Hanjo kurzerhand in ihrer Heimat-Basis in Nordhorn besucht.
Ganz viel Reiseerfahrung mit dem eigenen Pickup-Camper
Mit ihrem Toyota Hilux mit der Eigenbau-Wohnkabine waren die beiden schon viel unterwegs. Und das nicht nur mal eben drei Wochen in Europa, sondern gleich ein ganzes Jahr. Nachdem beide mit Hanjos erster selbstgebauten Wohnkabine in Rumänien, der Ukraine, Teilen Zentralasiens, dem Iran und bis nach Sibirien und die Mongolei unterwegs waren, beschlossen sie, zusammen eine zweite, verbesserte Wohnkabine zu bauen.
Mit der ging es dann auf Touren durch Island, Russland, den Balkan, nach Finnland oder das Baltikum. 2021 folgte dann die ganz große Reise. Ein ganzes Jahr waren sie unterwegs und haben in ihrem „Lux“ genannten 4×4-Reisemobil gelebt. Und obwohl die Corona-Pandemie und das eine oder andere technische Problem sie immer wieder vor neue Herausforderungen stellte, waren sie im südlichen Afrika, auf der arabischen Halbinsel, in Persien und im kleinen Kaukasus unterwegs.
Und das bedeutet, dass Linda und Hanjo jede Menge Reiseerfahrung gesammelt haben. Dieses Wissen sowie jede Menge Tipps und Tricks haben sie in ihrem Ratgeber niedergeschrieben. Eine Frage, die uns umtrieb, bevor wie die beiden besucht haben: Ist die Eigenbau-Wohnkabine perfekt, wie sie ist, oder gibt es Änderungswünsche? Denn dass man auf der Reise feststellt, dass dieses oder jenes nicht ganz perfekt ist und man es hätte anders lösen können, ist ja oft der Fall. Wie sieht es also aus?
Toyota Hilux mit Eigenbau-Wohnkabine
Um die Antwort vorwegzunehmen: Beide sind nach wie vor rundum glücklich und zufrieden mit ihrer Pickup-Kabine. Laut ihrer Aussage passt sie so, wie sie sie gebaut haben perfekt und es gibt nichts, was man ändern muss. Eine Aussage, die uns erstaunt aber auch erfreut. Gut, es gab ja auch schon einen ersten Wurf. Der war dann also quasi zum Üben. Bei dieser zweiten Kabine haben sie dann die Dinge „korrigiert“, die beim Vorgänger nicht gepasst haben.
Einer der wichtigsten Punkte beim Bau war die Containertauglichkeit, damit der Pickup-Camper verschifft werden kann. Ist das Dach zugeklappt, passt der Lux in einen High-Cube-Container. Das Klappdach fungiert übrigens nicht als Schlaf-Klappdach. Geschlafen wird unten. Und das geht auch, wenn das Dach geschlossen ist. Nur stehen kann man dann eben nicht. Um jedoch bei einem Stop-Over oder bei anderer Gelegenheit auch unerkannt übernachten zu können, ist das eine prima Lösung.
Aufgeklappt ist das Dach schnell. Hinten zwei Verschlüsse lösen, das Dach von innen leicht hochdrücken und dann geht es dank zweier Gasdruckfedern von alleine. Ist das Dach offen, hat man – bis auf ganz vorne – Stehhöhe. Auch vor der Küchenzeile, die seitlich rechts untergebracht ist. Sie beinhaltet einen Zweiflamm-Gasherd und eine Spüle, die auch über einen Anschluss für einen Duschschlauch verfügt. Die Brause wandert dann durch das Fenster nach draußen. Unter Spüle und Kocher befindet sich die Kühlbox. Sie wird seitlich in die Türöffnung herausgezogen.
Gleich links neben der Spüle, an der Stirnwand, befindet sich ein Schrank für Geschirr, Kochtöpfe und den Omnia-Backofen. Ein Teil der Lebensmittel kann hinter einer Schiebetür, die einen weiteren Schrank an der Kabinenfront freigibt, verstaut werden. Hinter einer zweiten Schiebetür verbirgt sich die Platte für den Tisch, die auch als Unterlage für das Doppelbett dient. Denn das muss natürlich abends gebaut werden.
Tagsüber ist die eine Hälfte Sitzecke. Das Bettzeug verschwindet dann in einer Tasche, die an der linken Seitenwand hängt. Die Möbel bestehen übrigens aus superleichtem Balsaholz mit HPL-Beschichtung.
Auf Reisen mit dem Camper spielt sich das meiste Leben draußen ab
Ja klar, wenn man in der Wohnkabine nur wenig Platz hat, findet ein Großteil des Lebens draußen in der Natur statt. So auch bei Linda und Hanjo. Campingstühle, ein kleiner Tisch und natürlich ein Grill sind daher selbstverständlich mit an Bord. Damit die beiden vor zu viel Sonne oder auch mal vor einem Regenschauer geschützt draußen sitzen können, ist noch ein Tarp an Bord, das in einer Kederschiene eingezogen und mit Stangen und Schnüren abgespannt wird.
Das Equipment findet hinter den Vordersitzen und in der großen Außenklappe auf der Fahrerseite der Kabine Platz. Hier hat Hanjo, der beruflich Feuerwehrmann ist, auf längeren Reisen auch die Bergeausrüstung untergebracht. Die Aluminium-Schublade ist ganz klar von den Einbauten in Feuerwehrfahrzeugen inspiriert. Eine Seilwinde hat der Lux übrigens nicht. Dafür hat Hanjo den Hooist von Relleumdesign an Bord. Sollte der Lux also steckenbleiben, geht es per Kurbel aus der misslichen Lage.
Damit es gar nicht erst so weit kommt, befinden sich am Heck noch zwei Sandbleche. Ihnen sieht man an, dass sie schon das eine oder andere Mal im Einsatz waren. Außerdem lässt Hanjo vor schwierigen Geländepassagen Luft aus den Reifen. Geht es anschließend wieder auf den Asphalt, kann er die Reifen mit dem fest im Motorraum montierten Kompressor wieder aufpumpen.
Hinter einer weiteren Klappe verbirgt sich ein Weithals-Rundkanister, der auch als Waschmaschine dient. Hinter einer anderen Klappe sind die Gasflaschen untergebracht. Hier handelt es sich um eher seltene Drei-Kilo-Campinggasflaschen. Davon haben aber zwei Stück im Fach Platz. Die sechs Kilo reichen den beiden allerdings in der Regel aus.
Solarmodule sorgen für kostenlosen Strom in der Pickup-Wohnkabine
Und klar, auch an das Thema Strom haben die beiden gedacht. Solarmodule von Sunbeam auf dem Dach und der rechten Seite der Kabine liefern gesamt 230 Watt. Die fließen in eine LiFePo-Aufbaubatterie von Supervolt mit 100 Amperestunden. Das reicht für die Kühlbox, das Licht und zum Laden von Handy & Co.
Damit ist der Lux von Linda und Hanjo gut für Reisen nach nah und fern gerüstet. Wir sind beeindruckt, was auf wenig Platz alles möglich ist. Die Kabine ist zwar klein, aber gemütlich und durchdacht. Und außerdem kann das Fahrzeug per Schiff über die Ozeane transportiert werden. Ein toller Pickup-Camper mit Eingenbau-Wohnkabine. Schließen wir also mit noch ein paar Impressionen von ihren Reisen ab.
Fotos: Michael Scheler, Linda & Hanjo Kaminski