Es war nur eine Frage der Zeit, bis die ersten chinesischen Wohnmobile in Deutschland ankommen würden. Schon auf den wichtigen Messen des vergangenen Jahres sah man vereinzelt chinesische Entwürfe zu Campingfahrzeugen und Wohnmobilen, wobei ein Marktstart noch nicht absehbar war. Jetzt gibt es mit La Marca einen Importeur und wir geben einen Ausblick auf die bereits in China erhältlichen Wohnmobil-Varianten.
Inhaltsverzeichnis
- Sogar Slide-Out sind auf Wunsch vorhanden
- Vorbehalte gegen chinesische Wohnmobilideen?
- Kein Gas zum Kochen, aber extrem große Batteriespeicher an Bord
- Riesiger Wasservorrat an Bord – Autarkie maximal beim aus China stammenden Wohnmobil
- Gigantisch großes Bett dank Slide-Out
- Coole Serienausstattung, die es in Deutschland bisher nicht gibt
Sogar Slide-Out sind auf Wunsch vorhanden
Als Basis der in China gefertigten Fahrzeuge dient der bei uns als hochwertiges Fahrzeug bekannte Iveco Daily. Er wird nach China exportiert und dort bei Deddle RV, so der Name der neuen chinesischen Brand für Deutschland, gefertigt. In diesem Sinne ist eine Fahrzeugbasis zu erwarten, die den Qualitätsansprüchen europäischer Kunden entsprechen dürfte. Ebenso kann man die Ersatzteilversorgung für die technischen Komponenten des Fahrgestells selbst als gesichert ansehen. Ein kluger Schachzug der Chinesen, da durchaus Einschränkungen in Bezug auf das Vertrauen in gänzlich unbekannte, chinesische Fahrzeuge bestehen könnten. Auch wenn diese Vertrauensprobleme in vielen Fällen ohne Grund bestehen dürften – da die chinesischen Hersteller mittlerweile schwindelerregend hohe Fahrzeugzahlen produzieren. Dongfeng zum Beispiel baut pro Jahr mehr als 3 Millionen leichte Nutzfahrzeuge, weshalb viel Know-How zur Haltbarkeit vorhanden ist. Deddle RV jedenfalls setzt auf ein in Europa bekanntes Fahrzeug, für seine ungewöhnlich wirkenden Wohnmobile.
Vorbehalte gegen chinesische Wohnmobilideen?
Wer einen ersten Blick zum Beispiel in den Easy Tour Pro Max-Double Expansion wirft stellt fest, dass die Chinesen die Grundrisse anders als europäische Hersteller denken. In anderen Medien lesen wir derzeit hierzu einiges an Kritik und deuten dies als Vorbehalte gegen die Grundrisse. Aber ist das wirklich berechtigt? In Europa sind wir klassische Grundrisse in verschiedenen Formen gewohnt, doch warum sollen diese wirklich geeigneter sein, als jene die Deddle RV zeigt? Wir bei vanlifemag.de haben beschlossen den Grundrissen eine echte Chance zu geben und wollen in wirklichen Tests herausfinden, ob sie etwas taugen. Der Easy Tour jedenfalls zeigt sich auch in der Ausstattung anders, als wir es in Europa gewohnt sind.
Kein Gas zum Kochen, aber extrem große Batteriespeicher an Bord
Wie auf der Website von Deddle RV in China zu sehen ist, werden die dort produzierten Fahrzeuge ohne Gasinstallationen produziert. An Stelle der Gasflaschen werden extrem große Batteriespeicher eingesetzt, die Elektrogeräte wie Herd und Kochplatten (übrigens als Induktionsvariante ausgeführt) betreiben. Ist das wirklich ungewöhnlich? Nein, denn auch in Japan haben wir auf einer von uns besuchten Messe eben jene Grundidee in vielen Fahrzeugen erlebt. Auf der Website in China wird angegeben, dass die eingebaute Batterie des Pro Max eine Größe von 420 Ah bei einer Spannung von 48 Volt haben soll. Im einfacheren Easy Tour beträgt die serienmäßige Kapazität in China immer noch 240 Ah. Wir können derzeit nicht einschätzen, ob diese Art der Elektroinstallation auch in Deutschland geeignet sein kann, um im Massenmarkt verkauft zu werden. Jedenfalls wird dieses System in China mit einem 1500 Watt starkem Wechselrichter kombiniert. Ebenfalls zumindest in China an Bord ist eine Mitsubishi Klimaanlage. Diese serienmäßige Ausstattung kennen wir auch aus Japan. By-the-way: eine Mikrowelle von Panasonic rundet die Küchenausstattung ab.
Riesiger Wasservorrat an Bord – Autarkie maximal beim aus China stammenden Wohnmobil
Neben dem großen Energiespeicher zeigt sich der Anspruch der Chinesen autarke Fahrzeuge zu bauen auch in Bezug auf die Größe des Wassertanks. Massige 320 Liter Frischwasser sollen zum Beispiel im Pro Max möglich sein. Hier dürfte das Gesamtgewicht des Fahrzeug eine Rolle spielen. Wirklich daran glauben können wir nicht, dass in der Fahrzeugklasse bis 3,5 Tonnen, was relevant für viele Führerscheinbesitzer der Klasse B sein dürfte, so viel Zusatzgewicht möglich ist. Dennoch zeigt sich an diesem Detail die Idee des Wohnmobilreisens, wie er in China mindestens beim Hersteller vorherrscht. Man will offenbar lange autark sein.
Gigantisch großes Bett dank Slide-Out
Im Fahrzeug selbst wird ein riesiges Bett verfügbar. Dank eines Slide-Outs, welcher bei einem anderen Grundriss in China auch beidseitig verfügbar ist, und dem großen Alkoven erstreckt sich eines der Betten auf 2,18 x 1,5 Meter! Das ist größer als die meisten Betten im heimischen Schlafzimmer. Im Slide-Out selbst dürfte ein 2,18 x 1,2 Meter großes Bett zur Verfügung stehen. Platz genug also für mindestens vier Personen.
Coole Serienausstattung, die es in Deutschland bisher nicht gibt
Mit Blick auf den Grundriss selbst, sind einige Änderungen in Bezug auf die in Europa anerkannten zu erkennen. Und auch bei der Ausstattung des Fahrzeuges selbst finden sich Dinge, die man so in Deutschland gerade in dieser Fahrzeugklasse bis sechs Metern so noch nicht serienmäßig gesehen hat: eine Waschmaschine. Eine echte Waschmaschine ist im Heck eingebaut und soll für Hygiene auf Reisen sorgen. Noch sind hier keine Details bis auf den Hersteller, Midea, bekannt. Doch schon jetzt können wir sagen: warum auch nicht! Generell sind wir sehr auf diese Fahrzeuge gespannt und erwarten in den ersten Monaten eine verhaltene Nachfrage der Kunden. Ganz billig werden die ersten importierten Fahrzeuge nicht sein und interessierte Kunden werden knallhart die Qualität und Haltbarkeit hinterfragen. Dennoch kennen wir aus anderen Bereichen, wie der Automobilindustrie, spannende Nachfragesteigerungen bei als gut erkannter Qualität. Aus China stammende Wohnmobile werden definitiv eine spannende Alternative. Geben wir diesen Fahrzeugen also eine Chance und bleiben dennoch kritisch. Preise sind für Europa noch nicht bekannt. Auf den chinesischen Website wird aber ein Preis von umgerechnet knapp 130.000 Euro angegeben.
Bilder: Hersteller