Die Geschichte von Campwerk beginnt 2010 im Ruhrgebiet. Michael Krämer, ein gelernter Informatiker und Spezialist für digitale Film-Effekte, tauschte Leinwandträume gegen Camping-Leidenschaft ein. Was als persönliches Tüftelprojekt in der Garage begann, entwickelte sich in 15 Jahren zu Deutschlands führender Marke für Zeltanhänger und Dachzelte. Dieser Weg war spannend, manchmal steinig und oft überraschend – aber immer geprägt von Innovationsgeist und einer Prise Ruhrpott-Humor.
Krämer wollte nicht akzeptieren, was der Campingmarkt damals bot: zu sperrig, zu teuer, zu unpraktisch – vor allem mit seiner riesigen Neufundländerhündin Maya im Schlepptau. Also nahm er das Abenteuer selbst in die Hand. „Ich habe dann mal angefangen zu dribbeln und zu malen, wie mein eigener Zeltanhänger aussehen würde“, erinnert er sich. Was als fixe Idee startete, wurde schnell ernst. Campwerk war geboren, mit dem Ziel, Camping komfortabler und zugänglicher zu machen. vanlifemag.de erzählt die Campwerk-Story.
Von der Idee zum ersten Zeltanhänger

Die Ausgangsidee war so einfach wie genial: Statt eines teuren australischen Faltcaravans wollte Krämer einen bezahlbaren Zeltanhänger schaffen – robust genug für Offroad-Abenteuer, aber komfortabel für Mensch und Hund. Er skizzierte Nächte lang, schrieb voller Enthusiasmus einen Businessplan und sicherte sich sogar eine kleine Förderung vom Land NRW, um erste Prototypen zu bauen. „Ich hatte echt Spaß daran, einen Businessplan zu schreiben, weil diese kreative Idee dann einfach mal auf Papier Form annahm“, erzählt Krämer schmunzelnd.
Die ersten Prototypen ließ er in Fernost fertigen – mit ernüchterndem Ergebnis. „Die ersten waren absolute Katastrophe“, gibt er offen zu. Das Material war nicht robust genug, das Design noch unausgereift. Doch Aufgeben kam nicht in Frage: Improvisieren, Lernen, Weitermachen – das war sein Motto. „Ich wollte einfach nicht aufgeben, ich wollte, dass das klappt“, betont er heute. Gemeinsam mit Freunden schraubte er in einer angemieteten Garage in Mülheim an der Ruhr an Verbesserungen. Stück für Stück entstand so 2010 der erste echte Campwerk-Zeltanhänger – passgenau für ihn selbst und natürlich für Hündin Maya. Damit war der Grundstein gelegt.
Der Aha-Moment auf der ersten Messe

Den großen Aha-Moment erlebte Michael Krämer 2011 auf der Reise- und Campingmesse in Essen. Er hatte bis dahin alles nebenberuflich gestemmt und rechnete vorsichtig mit vielleicht 15 Verkäufen im ersten Jahr. Auf der Messe präsentierte er stolz seinen Zeltanhänger-Prototyp – auf einem selbstgezimmerten Stand mit Kunstrasen, viel Licht und der ganzen Familie als Helfer. Was dann passierte, übertraf alle Erwartungen: „Wir gehen auf diese Messe drauf, kommen von dieser Messe runter und haben 20 Zeltanhänger verkauft“, erzählt Krämer.
Mit einem Schlag waren mehr Bestellungen da, als für ein ganzes Jahr geplant – und das für ein Produkt, das es bis dato nur als Prototyp gab. Die Freude war riesig, doch ebenso machte sich Schock breit: „Im ersten Moment total toll und im zweiten Moment katastrophal, weil ich habe mehr verkauft, als ich fürs ganze Jahr geplant hatte“, so Krämer. Er stand vor einem Luxusproblem, das jedem Start-up den Schweiß auf die Stirn treibt: Auf einmal war echtes Unternehmertum gefragt. Produktion, Finanzierung, Lieferung – all das musste jetzt schnell skaliert werden, um die begeisterten ersten Kunden nicht zu enttäuschen.
Wichtiger Wendepunkt in der Campwerk-Story
Dieser Erfolg war der Wendepunkt. Krämer konnte nicht länger nur „nach Feierabend“ tüfteln. Er fasste einen mutigen Entschluss: Campwerk wird zum Vollzeit-Job. „Ich musste mich entscheiden – mache ich das weiter nebenberuflich oder gehe ich jetzt all-in?“, sagt er rückblickend. Die Entscheidung fiel pro Campwerk. Der neue Auftragseingang untermauerte den Businessplan – nun überzeugte er auch die Bank.
Vom Garagenprojekt zur eigenen Produktionshalle

Mit dem Messe-Erfolg in der Tasche klopfte Krämer bei der örtlichen Sparkasse an. Die anfängliche Skepsis der Banker wich schnell, als er den dicken Stapel unterschriebener Bestellungen vorlegte. Prompt erhielt er ein Startdarlehen und mietete die erste kleine Halle in Mülheim – rund 400 Quadratmeter, früher mal ein Getränkelager. Endlich hatte Campwerk ein richtiges Dach über dem Kopf. Und auch die ersten Mitarbeiter konnte er einstellen: anfänglich vor allem Freunde und Bekannte, die seine Leidenschaft teilten.
Der Schritt vom Garagenbastler zum Arbeitgeber war allerdings eine Realitätsschule. Arbeit mit Freunden ist nicht immer einfach – manche Freundschaften litten, wenn aus Kumpeln plötzlich Vorgesetzte und Kollegen wurden. „Wenn du ein Unternehmen mit Freunden aufbaust, sind es irgendwann keine Freunde mehr – Arbeit ist doch eine andere Welt“, sagt Krämer ehrlich. Trotzdem entstand eine familiäre Start-up-Kultur, in der jeder mit anpackte. Es wurde improvisiert, gelernt und ständig verbessert. Aus dem Ein-Mann-Projekt wurde langsam ein Team.
Vernünftiger Wachstum startet
In den folgenden Jahren wuchs Campwerk kontinuierlich. Die Produktpalette erweiterte sich: Neben den ersten Zeltanhängern kamen bald Dachzelt-Modelle hinzu. Der Erfolg basierte auf Mundpropaganda und direktem Kundenkontakt – oft selber auf Messen erarbeitet. Krämer erinnert sich: „Wir waren immer sehr fokussiert auf direkte Verkäufe. Der Kunde musste zu uns kommen und die Produkte sehen – entweder bei uns im kleinen Showroom oder auf einer Messe.“ Dieser persönliche Vertriebsweg funktionierte gut, stellte das junge Unternehmen aber auch vor Herausforderungen, vor allem als Konkurrenz auf den Plan trat.
Harte Konkurrenz und die Kunst des Verkaufens

In der Campingbranche schlief die Konkurrenz nicht. Andere Anbieter von Zeltanhängern – teils schon alteingesessene Unternehmen – beäugten den Newcomer Campwerk misstrauisch. Michael Krämer, als offener und herzlicher Typ, ging zunächst naiv, wie er es selbst bezeichnet, davon aus, dass genug Platz für alle sei. Bis er eines Tages auf einer Messe eine Lektion in Sachen Wettbewerbsdruck erhielt: Ein Konkurrent schnappte ihm systematisch die Kunden weg.
„Das werde ich nie vergessen“, erzählt Krämer und schildert die Szene: Am Abend hatte er etliche Angebote für interessierte Messebesucher geschrieben – ein voller Erfolg, dachte er sich. Am nächsten Morgen kam ein Mitbewerber an seinen Stand, plauderte scheinbar freundlich, stand dann auf und meinte nur: „Eine Sache hab’ ich noch.“ Der Mann zog grinsend einen dicken Stapel Papier aus der Tasche und warf ihn auf Krämers Tisch: Alle Campwerk-Angebote vom Vortag! „Brauchst nicht mehr nachfassen, hab ich gestern verkauft“, waren seine Worte, bevor er davon marschierte. Zurück blieb ein fassungsloser Michael Krämer: „Da war ich natürlich extrem geschockt … Das habe ich zum allerersten Mal mitbekommen, wie negativ so eine Branche sein kann.“
Blick nach vorn und steile Lernkurve
Statt sich entmutigen zu lassen, machte Krämer genau das Richtige: Er lernte daraus. Wenn die alte Garde so agierte, musste Campwerk selbst professioneller im Vertrieb werden. „Wir haben uns dann mit solchen Szenarien auseinandergesetzt und gemerkt, okay, wir müssen im Vertrieb besser werden“, sagt er. Er engagierte einen erfahrenen Vertriebscoach und stellte die ersten echten Verkäufer ein – Leute, die nichts anderes taten, als Kunden zu beraten und Abschlüsse zu erzielen. „Ich habe mich dann stark mit Vertrieb auseinandergesetzt“, erklärt Krämer. Mit dem neuen Sales-Team und geschulten Abläufen lief es bald deutlich runder. „Dann merkte man einfach: Jetzt funktioniert es wesentlich besser.“ Campwerk etablierte sich so Schritt für Schritt als seriöser Anbieter am Markt, der Kunden fair berät und sich gegen harte Wettbewerbsmethoden zu wehren weiß.
Partnerschaft mit iKamper und neue Produkte

Ein weiterer großer Meilenstein folgte 2018. Michael Krämer – immer auf der Suche nach innovativen Campinglösungen – stieß auf eine Kickstarter-Kampagne des koreanischen Herstellers iKamper. Dessen neuartiges Hybrid-Dachzelt (Hartschale trifft Ausklappzelt) begeisterte ihn sofort. „Ich habe das zum ersten Mal gesehen und gesagt: Wie cool ist das denn! Das könnte den Markt komplett aufräumen“, erinnert er sich. Kurzerhand nahm er Kontakt zu iKamper auf. Mit seinem Enthusiasmus überzeugte er den Hersteller, Campwerk als Exklusiv-Partner für Deutschland (und Teile Europas) zu wählen. „Das Produkt wird der Hammer, lasst uns das bitte in Europa gemeinsam machen“, habe er den Koreanern versprochen. „Gebt mir ein Jahr Zeit und ich beweise euch, dass das knallt.“ Gesagt, getan – Campwerk sicherte sich die Vertriebsrechte und legte damit den Grundstein für das heutige breite Dachzelt-Portfolio.
Dank guter Entscheidung weiter Erfolg
Die iKamper-Partnerschaft war ein voller Erfolg. Die innovativen Hartschalen-Dachzelte fanden reißenden Absatz – so sehr, dass die Lagerkapazitäten in Mülheim nicht mehr ausreichten. 2018 zog Campwerk um nach Bochum, in deutlich größere Hallen. Plötzlich wurde aus dem kleinen Familienbetrieb ein mittelständisches Unternehmen mit wachsender Produktpalette. Neben Zeltanhängern und klassischen Klappdachzelten gab es nun auch High-Tech-Hartschalenzelte im Sortiment. Zudem entwickelte Campwerk eigene Cargo-Anhänger und Camping-Zubehör weiter, um Vanlife- und Offroad-Fans ein komplettes Angebot zu bieten. Der Schritt, ein globales Trend-Produkt wie iKamper ins Programm zu nehmen, zahlte sich aus – er festigte Campwerks Ruf als Trendsetter in der Branche.
Innovation als DNA: Hartschalen, Leichtbau und Elektrifizierung

Innovation steckt bei Campwerk in der Firmen-DNA. Schon der erste Zeltanhänger entstand, weil Michael Krämer Unzufriedenheit in kreative Lösungen verwandelte. Diese Haltung prägt bis heute die Produktentwicklung. Ein Beispiel ist die erwähnte Hartschalen-Bauweise bei Dachzelten, die dank iKamper früh zum Erfolg wurde. Doch damit nicht genug: Leichtbau und Elektrifizierung sind die neuen Felder, auf denen Campwerk aktiv ist. „Wir haben uns viel mit der Luftfahrt auseinandergesetzt – wie die dort Leichtbau machen –, um unsere Produkte noch leichter und trotzdem stabil zu bekommen“, berichtet Krämer. Gewicht ist nämlich ein Schlüsselfaktor: Gerade bei Dachzelten zählt jedes Kilo, weil Autos nur begrenzte Dachlasten tragen dürfen.
Recherche für Veränderungen

Gleichzeitig hält die Elektronik Einzug ins Camping. Automatisch öffnende Dachzelte, Solarpanels, integrierte Beleuchtung – was vor Jahren noch exotisch klang, wird nun Realität. Michael Krämer hat da eine klare Meinung: „Bei den Dachzelten sehe ich die Elektrizität sehr stark im Vordergrund.“ Tatsächlich gab es bereits vor 15 Jahren erste elektrisch aufklappbare Dachzelte, aber damals verstand der Markt diese Spielerei nicht. Heute ist die Technik ausgereift und gefragt. „Elektrische Dachzelte, die sich von alleine aufbauen, sind genial“, sagt Krämer begeistert. „Wir müssen jetzt nur noch ein bisschen am Gewicht schrauben.“
In Kooperation mit Partnern wie Wildland, einer Marke, die ursprünglich aus der Elektronikfertigung kommt, arbeitet Campwerk an solchen zukunftsweisenden Lösungen. Wildland bringt etwa Dachzelte mit transparenten Hartschalen und Elektromotor heraus – Ideen, die noch vor kurzem undenkbar waren. Campwerk nimmt solche Neuheiten gern ins Portfolio auf, bleibt dabei aber wählerisch: Qualität und Praxistauglichkeit gehen vor bloßem Hype. Innovation soll echten Mehrwert bieten und kein Selbstzweck sein.
Familiäre Kultur und treue Weggefährten

Trotz allem Wachstum – heute beschäftigt Campwerk über 50 Mitarbeiter und betreibt sechs Showrooms in Deutschland und sogar einen in den Niederlanden – ist das Unternehmen sich treu geblieben. Die Wurzeln als Familien-Startup sind noch spürbar. Michael Krämer ist kein typischer CEO im Anzug, sondern bodenständig geblieben. „Ich bin kein ausgebildeter Geschäftsmann; ich musste mir alles selber beibringen. Dementsprechend war alles familiär aufgebaut“, sagt er. Diese familiäre Atmosphäre wird von Mitarbeitern und Kunden gleichermaßen geschätzt.
Viele im Team sind seit den frühen Jahren dabei und haben die Entwicklung mitgemacht. Es herrscht ein offenes Klima: Jede*r kann Ideen einbringen, und es darf auch mal gelacht werden. „Es war nie langweilig, viele konnten immer neue Sachen ausprobieren“, erzählt Krämer über die Anfangsjahre. Bis heute gilt: Wer Initiative zeigt, bekommt Chancen. „Wenn ein Mitarbeiter sagt, ‘ich möchte was komplett anderes machen’, bin ich der Letzte, der da irgendwelche Schranken reinwirft“, betont der Gründer. Diese Kultur der Offenheit und Leidenschaft fürs Camping spüren auch die Kunden, die oft zu Stammgästen und Freunden der Marke werden.
Die Menschen im Vordergrund und Mittelpunkt
Campwerk setzt zudem stark auf die Community. Man trifft das Team auf rund 40 Messen im Jahr, wo man schnell per Du ist und fachsimpelt. Auch gemeinsame Events und eine aktive Online-Community (Stichwort YouTube-Kanal und Social Media) sorgen dafür, dass sich Campwerk-Fans als Teil einer großen Familie fühlen. Dieses Miteinander, kombiniert mit der authentischen Begeisterung fürs Vanlife, trägt viel zum Erfolg bei. Am Ende kaufen die Leute nicht nur ein Zelt, sondern ein Stück Lebensgefühl – und das vermittelt ein familiäres Team nun mal am besten.
Qualität und Verantwortung als Prinzip

Als Marktführer trägt Campwerk auch Verantwortung – für Produkte, Mitarbeiter und die Umwelt. Für Michael Krämer ist Nachhaltigkeit nicht bloß ein Schlagwort, sondern wirtschaftliche Notwendigkeit und Herzensangelegenheit zugleich. „Die Qualität leidet, wenn die Arbeitsbedingungen Mist sind“, sagt er pragmatisch. Darum arbeitet Campwerk seit Jahren fast ausschließlich mit denselben ausgewählten Produzenten in Asien und Europa zusammen. Das Vertrauen ist über 15 Jahre gewachsen. Jede Charge Zelte wird vor Ort geprüft, ein eigenes Qualitätsteam fliegt regelmäßig zu den Fertigungen.
Gerade in Ländern wie China hat sich in dieser Zeit viel getan: „Früher habe ich dort teils krasse Unterschiede gesehen – draußen wurden Reifen verbrannt, und zehn Minuten weiter lief eine High-Tech-Produktion mit höchsten Standards“, erinnert sich Krämer. Heute achten die Partner auf bessere Arbeitsbedingungen und Umweltschutz, auch weil Campwerk und andere westliche Firmen Druck machen. Ein Beispiel ist die neue Kooperation mit Wildland: Diese Firma, ursprünglich ein Lampenhersteller, baute ihre Zeltproduktion nach Reinraum-Standards auf. Stoffzuschnitte erzeugen viel Staub und Abfall – Wildland konstruierte Absauganlagen und ein System, bei dem kein Stoff den Boden berührt. Solche sauberen Produktionsweisen beeindruckten Krämer: „Da sind wir echt überrascht und beeindruckt, was der John von Wildland da aufgebaut hat.“
Werte wie Langlebigkeit und Haltbarkeit bei Campwerk
Nachhaltigkeit zeigt sich bei Campwerk aber auch im Produktdesign. Langlebigkeit statt Wegwerftrend ist die Devise. Zeltanhänger und Dachzelte werden so entwickelt, dass sie viele Jahre Abenteuer überstehen. Statt jedes Jahr ein neues Modell auf den Markt zu werfen, werden bewährte Konzepte kontinuierlich verbessert. „Was sich bewährt hat und 100% funktioniert, das darf auch bleiben“, meint Krämer. Modulare Updates, Reparatur-Services und neutrale, zeitlose Designs (Campwerk setzt z.B. auf graue Zeltstoffe statt modische Trendfarben) sorgen dafür, dass die Produkte nicht aus der Mode kommen. So leistet Campwerk einen Beitrag zu nachhaltigem Konsum. Wer einen Campwerk-Zeltanhänger kauft, soll ihn im Idealfall ein Camperleben lang nutzen können. Qualität, Fairness und Verantwortungsbewusstsein – das sind Prinzipien, die vom ersten Nähtag in der Fabrik bis zum Kunden auf dem Campingplatz spürbar sein sollen.
Krise als Chance: Campwerk in der Pandemie
Das Jahr 2020 brachte für viele Unternehmen Brüche – auch für Campwerk sah es zunächst düster aus. Die Corona-Pandemie legte alle Messen lahm, und damit den bis dahin wichtigsten Vertriebskanal. „Wir waren von Januar bis März auf 16 Messen unterwegs – und auf einmal merkt man: Shit, da entwickelt sich was, das kann dafür sorgen, dass die Messen wegbrechen“, beschreibt Krämer die bangen Wochen im Frühjahr 2020. Doch während andere in Schockstarre verfielen, wagte er einen kühnen strategischen Schritt. Michael Krämer analysierte die Situation und hatte eine Vision: Camping könnte zum Gewinner der Krise werden. „Keiner wird danach irgendwo in einem fremden Bett schlafen wollen, das heißt, der Campingmarkt wird einen absoluten Boom kriegen“, prognostizierte er – genau in dem Moment, als weltweit Reisen storniert wurden und alle Lieferanten Aufträge verloren.
Mutige Entscheidung in der Krise
Krämer entschied sich, entgegen dem Branchentrend voll auf Angriff zu schalten. „Dann habe ich die Entscheidung meines Lebens getroffen: Wir gehen jetzt all-in. Alles, was wir haben, investieren wir jetzt in Ware – zu einer Zeit, in der alle anderen Bestellungen storniert haben“, sagt er. Campwerk füllte also trotz Unsicherheit die Lager bis unters Dach. Dieses Risiko zahlte sich aus: Die Lieferanten waren dankbar und hielten Campwerk die Treue, als das Material knapp wurde. Und tatsächlich: Im Sommer 2020 erlebte Camping einen immensen Boom. Campwerk konnte sofort liefern, während andere wegen unterbrochener Lieferketten mit leeren Händen dastanden.
Neue Vertriebswege als Notwendigkeit
Zugleich stellte Krämer den Vertrieb um. Wenn Kunden nicht zur Messe kommen konnten, brachte Campwerk die Produkte eben zu den Kunden – dezentral und digital. Es entstanden innerhalb kürzester Zeit neue Showrooms in ganz Deutschland, wo man nach Termin auch im Lockdown Dachzelte ansehen konnte. Das Verkaufsteam, früher im Messestress, beriet nun in kleineren lokalen Ausstellungen mit Abstand und Maske.
Parallel startete Campwerk einen YouTube-Kanal, der mehr war als nur Werbung: Man ließ die Zuschauer hinter die Kulissen blicken. Vom Umbau der Werkstatt in der Lockdown-Pause bis zu Produktvorstellungen wurde reichlich authentischer Content produziert. „Wir haben zwei Mediengestalter eingestellt, die uns wie in einer Doku begleitet haben“, berichtet Krämer. Das kam an: Viele Kunden fühlten sich der Marke nun noch enger verbunden. „Ich habe Leute gehabt, die kamen und sagten: Ich hab’ alle eure Videos gesehen, wollte nur mal Danke sagen“, erzählt er stolz. So wurde die Krise zur Chance – Campwerk ritt auf der Vanlife-Welle ganz vorne mit und trug sogar selbst dazu bei, dass noch mehr Menschen Lust aufs Camping-Abenteuer bekamen.
Blick in die Zukunft des Campings

Heute, im Jahr 2025, steht Campwerk an der Spitze einer Branche, die sich weiter im Wandel befindet. Trends für die nächsten Jahre sind schon auszumachen. Ein großes Thema bleibt das Gewicht. In Deutschland begrenzen strenge Dachlast-Regeln die Fahrzeuge, doch hier bewegt sich etwas. Automobilhersteller entdecken Dachzelte als Verkaufsargument – viele neuen SUVs kommen mit höherer zulässiger Dachlast, weil nun endlich korrekt gerechnet wird. Das eröffnet Spielraum für größere, komfortablere Dachzelte, ohne dass man Angst um die Stabilität des Autos haben muss. Campwerk wird weiterhin daran arbeiten, leichtere Materialien einzusetzen, um trotz aller Features das Gewicht zu drücken.
Elektronik und elektrische Helfer
Gleichzeitig hält die Elektrifizierung Einzug: Dachzelte, die per Knopfdruck aufklappen, LED-Lichtsysteme, vielleicht irgendwann integrierte Solarpanels für autarke Stromversorgung beim Campen. „Die Elektrizität und die ganze Technik sind viel kompakter geworden – es ist immer einfacher, das umzusetzen“, sagt Krämer. Man darf also gespannt sein auf Komfortfeatures, die noch vor wenigen Jahren nach Science-Fiction klangen. Dabei bleibt Campwerk pragmatisch: Technik ja, aber bitte robust und einfach. Ein Dachzelt muss in Sturm und Regen funktionieren – elektronische Gimmicks werden nur eingeführt, wenn sie diesen Härtetest bestehen.
Auch die Marktlandschaft dürfte sich verändern. Während der Corona-Zeit sind unzählige neue Anbieter für Dachzelte hochgeschossen – Krämer spricht von über 100 neuen Marken, teils reine Handelsfirmen mit Produkten „von der Stange“. Er rechnet damit, dass sich der Markt bereinigt. Qualität wird sich durchsetzen, die Campwerk und etablierte Hersteller liefern, während Eintagsfliegen wieder verschwinden. Vielleicht wird Campwerk selbst noch weiter expandieren. Akquisitionen wie die Übernahme der Marke 3DOG Camping 2019 haben gezeigt, dass Krämer Chancen nutzt, wenn sie passen. So konnte Campwerk damals einen weiteren Zeltanhänger-Hersteller in die Familie integrieren und dessen Know-how (sogar eine gesamte Näherei und Mitarbeiter aus Hamburg) übernehmen.
Bewährtes bleibt und wird weiterentwickelt in der Campwerk-Story

Und was ist mit völlig neuen Produktideen? Krämer bleibt gelassen: Die Zeltanhänger-Grundidee hat sich bewährt und soll nicht um jeden Preis revolutioniert werden. „Die Grundstruktur der Zeltanhänger bei uns wird sich nicht ändern. Die ist grandios, die ist top. Wir optimieren immer in kleinen Schritten weiter, statt für fünf Minuten irgendwas völlig Neues auf den Markt zu werfen, das dann nachher keiner braucht“, erklärt er. Dieses bodenständige Entwicklungscredo dürfte dafür sorgen, dass Campwerk-Produkte auch in Zukunft durchdacht, langlebig und kundenorientiert bleiben.
Wo es schön ist, bleibt man
Vom jugendlichen Bastler in der Garage zum Marktführer mit Hauptsitz in Velbert – die Campwerk-Story liest sich wie ein Lehrbuch für leidenschaftliches Unternehmertum. Michael Krämer hat aus seiner eigenen Camping-Leidenschaft und Problemlösungskompetenz eine Firma geformt, die im Vanlife-Kosmos nicht mehr wegzudenken ist. Mit Cleverness, Mut und viel Herzblut navigierte er sein Start-up durch Höhen und Tiefen.
Heute bietet Campwerk alles für das mobile Zuhause: vom gemütlichen Dachzelt bis zum durchdachten Offroad-Anhänger, made for adventure. Und die Reise geht weiter – getreu dem Motto: Fahre wohin du willst. Bleibe, wo es am schönsten ist.
Bilder: Campwerk







