Aktuell läuft die Hershey RV Show – die laut den Organisatoren größte US-amerikanische Messe rund um Campervans, Wohnwagen und Wohnmobilen. Vanlifemag.de ist in diesem Jahr dabei und berichtet live. Unser erster Eindruck: Alles ist riesig, aber die Messe dürfte die Größe des Caravan Salons in Düsseldorf nicht übertreffen. Die ersten Bilder und Fakten.
In Pennsylvania trifft sich das Who is Who der amerikanischen Händler
Anders als auf dem Caravan Salon, aber ähnlich zur CMT in Stuttgart, stellen nicht die großen Hersteller selbst aus, sondern viele Händler aus ganz Amerika zeigen ihre Fahrzeuge. In diesem Sinne findet sich an wirklich jedem Fahrzeug ein Preisschild. Darauf wird ein Listenpreis gezeigt und anschließend ein meist riesiger Rabatt. Dabei stehen die Fahrzeuge nur wenige Zentimeter nebeneinander, wodurch extrem viele Ausstellungsfahrzeuge vor Ort zu sehen sind. Laut den Organisatoren der Messe sind es 1.500 Exemplare. Mehr als 40 verschiedene Marken seien vor Ort. Gleichfalls findet sich mehrheitlich ein kleiner Bereich, der für die Vertragsunterzeichnung beim Kauf der Fahrzeuge vorgesehen ist. Demnach handelt es sich bei der RV Show in Hershey zwar auch um eine Messe, auf der Interessenten die neuesten Fahrzeuge besichtigen können, doch die Händler sind gleichfalls stark an Verkäufen interessiert.
Klein sieht man auf der Hershey RV Show selten, riesig fast überall
Obwohl man auf der Hershey RV Show 2024 auch kleinere Wohnwagen wie den Access Single Axle von Winnebago findet, zeichnet diese Messe das Gigantische aus. So viele wirklich riesige Wohnwagen und Campervans findet man auf keiner europäischen Messe. Dabei stehen die Fahrzeuge zum Teil auf drei Achsen, sind sieben Tonnen schwer und können weitere 3 Tonnen zuladen. Wohnwagen wohlgemerkt. Noch schwerer sind die auf LKW-Chassis basierenden riesigen Class A Wohnmobile. Gleichfalls spannend empfinden wir die Preisgestaltung der ausgestellten Fahrzeuge. Sind die Wohnwagen vergleichsweise günstig für die gebotene Ausstattung und das gezeigte Platzangebot, sind Campervans von Airstream oder Winnebago deutlich und nicht vergleichbar teurer. Kein Campervan unter 110.000 Dollar, also knapp 98.000 Euro. Für knapp 6 bis 7 Meter lange Fahrzeuge auf Stellantis-Basis wohlgemerkt. Hier bekommt man dann “nur” einen klassischen Campervan, der in Europa ab 50.000 Euro kostet, also knapp 55.000 Dollar. Der Unterschied, der unserer Meinung die Preisdifferenz nicht rechtfertigt: Die Motoren sind um die vier Liter Hubraum groß. Dabei ist die Ausstattung vergleichbar zu jener in Europa, wobei die Platzverhältnisse in den US-amerikanischen Ausbauten deutlich knapper ausfallen. Heißt: Die Durchgänge nach hinten sind teilweise so eng, dass man sie seitlich durchschreiten muss. Das machen die europäischen Hersteller besser.
Luxuriöse Wohnwagen und noch luxuriösere fahrende Häuser
Viele auf der Hershey RV Show 2024 gezeigten Wohnwagen besitzen Slide-Outs. Manchmal nur einen, oft drei. Dadurch vergrößert sich der Raum der Wohnwagen extrem und das Raumgefühl steigt massiv. Im Inneren der Fahrzeuge herrscht oft keinerlei Einschränkung aufgrund von notwendigem Leichtbau vor. Gewicht spielt in den USA offenbar keine große Rolle. Oft sind die Türen der Schränke massiv, die Arbeitsplatten der Küchen aus Granit und die Bäder mit zwei Waschbecken, echten Porzellan-Waschbecken, ausgestattet. Das ist sicherlich sehr haltbar, auch wenn wir im Detail selbst bei teuersten Fahrzeugen viele Makel und Fehler entdeckten. Aus unserer Sicht ist die Qualität der Fahrzeuge im Detail nicht gemacht für europäische Erwartungen. Muss sie aber auch nicht, denn die Fahrzeuge sieht man sehr selten in Europa. Gerade bei den von uns besichtigten LKW-Wohnmobilen spielt Gewicht dann keinerlei Rolle mehr. Granitfußböden, drei Fernseher, zwei vollausgestattete Bäder und jede Menge Schränke finden sich in den unterschiedlichen Fahrzeugen. Dann steigt der Preis gleichfalls heftig an. Kostet ein verrückt großer und wirklich schick und vollumfänglich ausgestatteter Wohnwagen mit Slide-Out, zwei Bädern und mindestens fünf vollwertigen Betten ab 21.000 Dollar (19.000 Euro), finden sich LKW-Wohnmobile für über 600.000 Dollar (544.000 Euro). Anders als im manchmal doch recht spießigen Deutschland und dessen Messen dürfen wirklich alle Fahrzeuge ohne Einschränkungen besichtigt werden. Auf dem CSD in Düsseldorf jedenfalls sahen wir einige feine Fahrzeuge, die man nicht einfach so besichtigen durfte. Undenkbar in den USA.
Spannende Einblicke in die Camping-Welt der Amerikaner
Tatsächlich sind die auf der Messe gezeigten Wohnwagen deutlich größer und luxuriöser als alles, was man in Europa kennt. Selbst die europäischen Luxus-Wohnwagen können mit der Ausstattung in Amerika nicht mithalten. Sicherlich könnte man derart groß und offen auch in Europa bauen, doch die hier herrschenden gesetzlichen Grundlagen machen aufgrund der restriktiveren Gewichtsgrenzen einen Strich durch die Rechnung. Leider finden sich nur wenige innovative Zubehörprodukte auf der Messe. Das große Thema in Europa, Toiletten, ist im Grunde gar nicht in Hershey vertreten. Ein kleiner Stand zeigt die Verbrennungstoilette Cinderella, mehr findet sich nicht. Auch andere Themen wie Grill, Beleuchtung oder Komfort bildet sich auf der Messe in den USA nicht ab. So bleibt uns ein Eindruck in die innovative Produktszene leider verwehrt. Einzig ein beheizbarer Campingstuhl stand ohne große Aufmerksamkeit in einer Ecke der Messe. Generell aber ist die Messe einen Besuch wert.
