In den vergangenen Jahren haben wir bei vanlifemag.de immer wieder alle Arten von Toiletten für den Campervan, das Wohnmobil oder den Wohnwagen getestet. Dabei zeigte sich, dass die Verschweißtechnologie einige Vorteile bringt und immer mehr Hersteller Produkte dieser Art auf den Markt bringen. Tatsächlich sind derzeit zwei große Systeme erhältlich. Clesana und LooSeal. Jetzt kommt auch KnausTabbert mit der Cleanflex Toilette in Großserie. Und das Fraunhofer Institut hat die Folienbeutel getestet.
Cleanflex gleich Clesana oder LooSeal?
KnausTabbert hat die neue Cleanflex-Toilette per Pressemitteilung vorgestellt. Nach einer ersten Ansicht der Fotos scheint die Technologie der von LooSeal sehr ähnlich. In diesem Sinne gehen wir davon aus, dass diese Technologie einen ähnlichen Herstellerursprung haben wird. Folien von Cleanflex haben wir noch nicht real zu Gesicht bekommen. Wir gehen aber davon aus, dass die gleiche Folie zum Einsatz kommt. UPDATE: Dieser Schluss ist aufgrund erster YouTube-Videos klar zu belegen. Wir haben KnausTabbert dazu am 14.08.2024 angefragt.
Auf was kommt es an bei der Folie für die Verschweißtoiletten?
In unseren Tests hatten wir mehrere hundert Verschweißungen der Clesana-Toilette mit der vom Hersteller gelieferten Folie zu begutachten. Im Verlauf des Einsatzes erlebten wir gerade im Vergleich zu LooSeal, dass die Folien erhebliche Unterschiede bedeuten. Dazu ein kleiner Exkurs: Die bei den Toiletten verwendeten Liner müssen flüssigkeitsdicht aber auch gasdicht sein. Bei ersterer Eigenschaft geht es im Grunde darum, wie lange keine Flüssigkeit durch die Folie diffundiert. Bei der Gasdichtigkeit geht es darum, wie lange keinerlei Moleküle, in dem Fall Gasmoleküle, z. B. Sauerstoff, durch die Folie dringen. Eine Folie kann flüssigkeitsdicht sein, aber muss nicht unbedingt gleichzeitig gasdicht sein. Wäre eine Folie nicht flüssigkeitsdicht, wäre sie auch gleichzeitig nicht gasdicht. Je nach Inhalt in den Tüten kommt es zu einer größeren oder kleinere Belastung der Folien.
Wie schlägt sich die LooSeal Tüte?
Wir haben die LooSeal-Toilette sehr oft eingesetzt. Um die 200 Verschweißungen haben wir mit echten Flüssig- und Feststoffen des Menschen umgesetzt. Bei warmen Temperaturen und viel Flüssigkeit in der Folie raten wir dringend dazu, die Folie nach allerspätestens zwei Tagen zu entsorgen. Dabei ist sie immer noch grenzwertig flüssigkeitsdicht, aber die Gasdichtigkeit kann schon nach dieser Zeit, und oft schon deutlich vorher, nicht mehr gegeben sein. Wir empfinden die halbe Durchsichtigkeit der Folie als weitere Eigenschaft, die man als Hersteller überdenken könnte. Heißt: Man kann sehen, was sich in der Folie befindet. Bei Clesana jedenfalls ist dies nicht der Fall. Hier sieht man gar nichts vom Inhalt.
Wie schlägt sich die Clesana-Tüte?
Clesana ist bei uns seit Jahren im Einsatz. Dabei verwendeten wir ausschließlich die originalen Folien. Clesana-Tüten müssen im Grunde erst dann entsorgt werden, wenn der Auffangbehälter voll ist. Fast egal wie lange das dauert. Denn: Weder die Flüssigkeitsdichtigkeit ließ jemals in unserem Test nach, noch die Gasdichtigkeit. Das heißt: Man könnte die Tüten sogar in der Toilette vergessen und erlebt auch nach mehreren Tagen keine bösen Überraschungen. Unserer Ansicht nach ist die Clesana-Tüte der von LooSeal überlegen. Unsere Erfahrungen werden auch vom Fraunhofer Institut wissenschaftlich belegt, wie eine aktuelle Mitteilung von Clesana zeigt. Dort wurden die Folien, die auch als Barrierefolien bezeichnet werden, untersucht. Konkret jene Folien von Clesana, aber auch die Tüten, die bei LooSeal eingesetzt werden.
Was das Fraunhofer Institut über die Folien von LooSeal und Clesana sagt
Fraunhofer testete die Folien auf ihre Sauerstoff- und Wasserdampfdurchlässigkeit, also auf die Gas- und Flüssigkeitsdichtigkeit. Im Test ergaben sich beeindruckende, wissenschaftlich basierte Messergebnisse. Dabei zeigte die Clesana-Folie eine 900-fach bessere Gasdichtigkeit, auch als Geruchsbarriere verstanden, und eine 80-fach bessere Flüssigkeitsdichtigkeit. Die Flüssigkeitsdurchlässigkeit von LooSeal war so hoch, also schlechter, dass sogar eine andere Testmethode angewendet werden musste, um überhaupt messen zu können.
Kann man LooSeal oder Cleanflex nun überhaupt guten Gewissens kaufen?
Die Folien von Clesana sind, sowohl nach unseren eigenen vanlifemag.de-Tests, als auch nach den Tests von Fraunhofer, deutlich besser und damit sicherer gegen Ekel, als jene Folien von LooSeal. Clesana bietet eine Festeinbauvariante an, LooSeal eine portable Variante, und Cleanflex ist in Fahrzeugen ab dem Hersteller eingebaut. Tatsächlich würden wir uns, wenn die Folien von Cleanflex beim wirklichen Markteintritt mit den von Fraunhofer getesteten Folien identisch zu denen von LooSeal sind, immer dagegen entscheiden, gerade weil Clesana deutlich bessere Beutel bietet. LooSeal ist allerdings, so fair muss man sein, für einen anderen Einsatzzweck gedacht, bei dem das Wegwerfen der Tüten im Grunde sofort umgesetzt wird. Daher kann man diese Toilette kaufen. Man muss aber damit leben, die Tüten schnell entsorgen zu müssen. Wenn die gleichen Folien bei KnausTabbert eingesetzt werden würden, müsste man genau überlegen, ob man die Folieneigenschaften, wie vom Fraunhofer Institut getestet, bei einem Festeinbau akzeptieren kann.
Update, 15.08.2024
Im Onlineshop www.tomtur.de wurde nun im Frontend ein neuer Folienliner gelistet. Dieser soll geruchsdichter und flüssigkeitsdichter als der bisher erhältliche sein. Wir drücken die Daumen, dass diese Liner die versprochenen Eigenschaften aufweisen.