Paul Brans hat einen Land Rover Defender Ambulance zum Wohnmobil umgebaut. Den alten Rot-Kreuz-Landy vom Militär hat er während seiner Studienzeit als mobile Studentenbude genutzt. Kein Wunder, denn er ist mit Geländewagen groß geworden. Seine Eltern sind begeisterte Allrad-Reisende.
Land Rover Defender Ambulance als Wohnmobil
Was macht man, wenn man für das Studium in eine andere Stadt ziehen muss? Genau, man sucht sich ein günstiges Zimmer in einem Studenten-Wohnheim oder einer Studenten-WG. „Nö“, sagte sich Paul, „das brauch ich echt nicht!“, nachdem er ein Semester lang Bekanntschaft mit Gemeinschaftsküche, -dusche und -WC geschlossen hatte. Pauls Überlegungen zu seiner künftigen Bleibe am Studienort haben aber noch einen anderen, ganz praktischen Grund: Geld. Denn sein Studium ist ein duales Studium. Drei Monate ist er am Studienort, die übrige Studienzeit in seiner Heimatstadt. Warum also neun Monate Miete zahlen, in denen man gar nicht vor Ort ist? Also schnappte er sich für das nächste Semester zunächst den zum Reisemobil umgebauten MAN G90 seiner Eltern und machte sich auf die Suche nach einem eigenen Fahrzeug.
Erfahrungen mit dem Leben im Allrad-Reisemobil hatte er genügend gesammelt. Schon als Kind war er mit den Eltern im alten Hanomag auf Reisen, und direkt vor dem Studium mit dem eigenen Landy mit Dachzelt für eine Weile in Marokko unterwegs. Was in Marokko jedoch problemlos geht, nämlich das Übernachten im Dachzelt, war für das Studium ein Problem. Da sollte es dann doch etwas mit vier festen Wänden und einem stabilen Dach sein. Also verkaufte er seinen Landy und erwarb über Umwege eine alte, rechtsgelenkte Land-Rover-Ambulance, die kurz vorher von der Vebeg versteigert worden war. Nun hat die Kabine dieser alten Sanitätsfahrzeuge jedoch weder Stehhöhe noch ist sie besonders lang. Ein Bett? Sicher, das ist kein Problem, eine Sani-Pritsche hatte ja auch vorher Platz. Aber Sitzgelegenheit, Küche und obendrein noch eine kleine Nasszelle passen beim besten Willen nicht rein.
Notwendige Umbauten am alten Militär-Krankenwagen von Land Rover
Wozu jedoch hat man Bekannte mit einem Metallbaubetrieb. Also Maße genommen, eine Zeichnung gemacht und schon ist man mitten in der Umbauplanung. Als die zugeschnittenen Teile dann endlich da sind, arbeitet Paul bis tief in die Nacht mit seinem Vater zusammen am Landy. Als die Zeiger der Uhr massiv gen Mitternacht zu laufen beginnen, erledigen sie die restlichen Anpassungsarbeiten nicht mehr im Hof vor der Wohnung, sondern fahren auf einen Feldweg. Ein oder zwei Stunden Krach werden die Maschinen noch machen und die Nachbarn wollen schließlich schlafen. Am nächsten Tag nimmt Paul im Innenraum Maß. Hier die Küche, da das Bad, dort die Sitzgelegenheiten – alles wird genau berechnet. Als alle Abmessungen feststehen, geht die Liste zu einem befreundeten Schreiner, der die Bretter auf Maß zuschneidet und die Kanten umleimt. Das kantig-kultige Allrad-Studentenmobil nimmt Formen an.
Die meisten übrigen Komponenten des Innenausbaus, also Elektrik, Kühlschrank, Heizung, Beschläge, Push-Locks und solche Dinge, kommen vom Wohnmobilausrüster Reimo. Kein Wunder, denn die Reimo-Verkaufsräume in Egelsbach beherbergen auch den Outdoor Megastore, Spezialist für alles wenn es um Outdoor-Kleidung, -Schuhe oder -Ausrüstung geht. Die Inhaber: Pauls Eltern. Er sitzt praktischerweise also direkt an der Quelle. Der 45-Liter-Kompressor-Kühlschrank stammt von Waeco (heute Dometic), die Diesel-Standheizung mit Warmwasserboiler von Webasto. Strom liefert eine AGM-Batterie mit 200 Amperestunden. Zwei Solarmodule auf dem Dach sorgen für Strom-Nachschub. Ein 700-Watt-Wechselrichter erzeugt bei Bedarf 230 Volt. Während des Studiums diente ein Porta Potty als Toilette, mittlerweile hat Paul aber auf Trocken-Trenntoilette umgebaut.
Das zwei Meter lange Bett lässt sich auf eine Breite von 160 Zentimeter ausziehen. Ist Paul allein unterwegs, reichen ihm aber die 80 Zentimeter im zusammengeschobenen Zustand. Außerdem ist so weniger umzubauen. Der Tisch lässt sich seitlich verschieben und kann weggenommen werden. Dann kommt man auch von innen an das durchgehende Staufach mit den Außenklappen rechts und links. Unter dem Staufachboden befinden sich zwei Wassertanks, die zusammen 140 Liter fassen. Getankt wird über zwei Schläuche, die hinter der linken Außenklappe liegen. Außen am Aufbau ist dann noch eine Thule-Markise montiert.
Kaum Änderungen an der Technik
An der Fahrzeugtechnik selbst hat Paul nicht wirklich viel geändert. Das 130er Chassis, auf dem die Sandwich-Kabine fest aufgeschraubt ist, ist in der Ambulanz-Version fürs Militär bereits von Haus aus mit stärkeren Federn ausgestattet und ein Spurstangenschutz ist ebenfalls schon dran. Lediglich hinten hat Paul die Spiralfedern um Innenfedern ergänzt, um das zusätzliche Gewicht der Verlängerung, in der sich Küchenzeile und Bad befinden, abzufangen. Die Dämpfer hat er gegen Heavy-Tracks von Koni getauscht, und zusätzlich hat Terrafirma hinten noch einen deutlich stärkeren Stabi montiert. Auf die serienmäßigen Wolf-Felgen hat Paul die Toyo Open Country in der Größe 255/85 R16 aufgezogen. Einen Schnorchel gibt es nicht, stattdessen verfügt der Landy an beiden Kotflügeln über den originalen Schwallschutz der Militärversion. Der serienmäßige Tank fasst 80 Liter. Als Reichweitenverlängerung finden zwei 20-Liter-Kanister rechts und links unter dem Aufbau Platz.
Sein Studium hat Paul 2019 beendet. Seitdem arbeitet er im elterlichen Betrieb mit und nutzt seine ehemalige, ziemlich individuelle Studentenbude zum Reisen. Denn von seinen Eltern hat er nicht nur die Leidenschaft für urige Allradfahrzeuge, sondern auch die Reiselust geerbt. So verwundert es uns auch nicht, dass Paul uns während des Fototermins erzählt, dass seine Eltern gerade mit einen Toyota, den er erst kurz vorher aus der Slowakei nach Deutschland überführt hat, irgendwo in Afrika unterwegs sind. Aber das ist eine andere Geschichte …
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