Sieht man den knallroten Mercedes Sprinter mit der Moser-Wohnkabine von Ursula und Reinhold Schniering, denkt man zuerst an ein Feuerwehr-Fahrzeug. Das der Wagen jedoch ein kompaktes Allrad Reisemobil ist, stellt man erst auf dem zweiten Blick fest. Wir haben noch ein paar Blicke mehr auf und in das Fahrzeug geworfen.
„Ah, ein ehemaliges Feuerwehrauto“, könnte man denken, wenn man den knallroten Mercedes Sprinter von Ursula und Reinhold sieht. Beim genaueren Blick auf das Basisfahrzeug stellt man jedoch schnell fest, dass das nicht hinkommen kann. Zu neu ist der Mercedes, um schon von der Feuerwehr ausgemustert zu sein. Im Gespräch mit Reinhold stellt sich dann schnell heraus, dass der Transporter 2016 bei Mercedes vom Band gelaufen ist und damals nicht an die Feuerwehr, sondern an das Ehepaar Schniering ausgeliefert wurde. „Rot gefällt uns eben“, sagen die beiden lachend. Immerhin hebt sich ihr Sprinter damit von den derzeit häufig anzutreffenden Reisemobilen in grau oder beige deutlich ab.
Bis der Sprinter mit der Moser-Kabine fertig war, war viel Geduld nötig
Bis sie ihre erste Tour mit dem neuen Gefährt unternehmen sollten, dauerte es jedoch noch eine ganze Weile. Zuerst rollte der Sprinter zur Firma Iglhaut nach Marktbreit an den Main, wo er noch etwas geländetauglicher werden sollte. Ein Iglhaut-Allrad mit Iglhaut-Fahrwerk, AT-Reifen von BF-Goodrich und eine erhöhte Luftansaugung mit Vorabscheider standen auf dem Auftragsformular. Nach Abschluss der Arbeiten ging es dann ins etwa 250 Kilometer entfernte Meisenheim in der Nähe von Bad Kreuznach. Hier, bei Moser Fahrzeugbau, erfolgte die eigentliche Wandlung zum Allrad-Reisemobil.
Da Ursula und Reinhold ziemlich reiseerfahren sind, wussten sie auch schon was sie wollten und brauchten, als ehemalige Motorradreisende vor allem aber was sie nicht brauchten. Daher ist der Innenausbau der Kabine mit Alu-Rahmen und Sandwich-Platten im Vergleich zu anderen Wohnkabinen eher minimalistisch ausgefallen. Ein Bett, das man auf Schlafbreite ausziehen kann, zwei Sitzgelegenheiten und ein Tisch, ein Schrank, ein Küchenblock und ein kleines Bad – mehr braucht nicht, mehr muss nicht. Und auch dabei sind noch Abstriche möglich. So gibt es im Bad nur eine Dometic-Kassettentoilette und eine Dusche. Händewaschen und Zähneputzen kann man problemlos auch am Küchenwaschbecken erledigen. Wozu also zwei Waschbecken? So weit sind die Wege in so einem Reisemobil ja auch ohnehin nicht. Egal wo man gerade steht oder sitzt, zwei oder drei Schritte und man ist am Waschbecken. Der Platz, den die zweite Waschgelegenheit insgesamt benötigt, kann man daher auch besser nutzen.
Die Technik im Sprinter ist überschaubar, benötigt jedoch auch etwas Platz
Außerdem müssen auf den etwas über sieben Quadratmetern Gesamtgrundfläche noch eine Engel-Kühlbox, ein 140-Liter-Frischwassertank, die Bordelektrik und ein wenig Platz um sich zu bewegen untergebracht werden. Und das ist dem Moser-Team gut gelungen. Auch wenn es an manchen Stellen eng zugeht, beengt fühlt man sich nie. Natürlich muss man ein paar Abstriche machen. Dinge wie den Tisch abends ein- und das Bett ausklappen und am nächsten Morgen alles zurückbauen oder eine zusätzliche Arbeitsplatte vor die Eingangstür einhängen, wenn man etwas mehr Arbeitsfläche zum Kochen benötigt, mögen manchem umständlich erscheinen oder gar ein No-Go für sie sein. Ist man früher jedoch mit dem Motorrad auf Reisen gewesen, relativiert sich das ganz schnell und erscheint geradezu komfortabel.
Auch die Technik ist weitestgehend überschaubar. Eine Webasto Dual Top mit Sechs-Liter-Boiler, die mit Diesel befeuert wird, sorgt für warme Luft und heißes Wasser. Ein Origo-3000-Spirituskocher sorgt für warme Mahlzeiten im Fahrzeug. Kocht man draußen, übernimmt ein Coleman-Benzinkocher diesen Job. Unter dem Tisch sitzt eine 105-Ah-AGM-Batterie in einem Podest, auf dem Dach liegen zwei 100-Watt-Solarmodule und in einem Schrank ist noch ein 1.500-Watt-Spannungswandler untergebracht.
Nach zwei Jahren geht es dann endlich auf die erste Tour
Rund zwei Jahre gingen ins Land bis die beiden dann ihre erste Tour starten konnten. Bislang habe sie weit über 100.000 Kilometer mit dem Sprinter unter die grobstolligen Räder genommen. Als Rentner hat man eben etwas mehr Zeit zum Reisen. Sein Arbeitsleben hat Reinhold als unter anderem als Techniker mit der Wartung und Instandsetzung von Staplern verbracht. Mit Technik, Werkzeug, Aggregaten, Schrauben und Muttern kennt er sich also bestens aus. Klar, das dann natürlich auch das passende Werkzeugset im Auto ist. Sollte es unterwegs also irgendwo mal klemmen, kann er das Meiste davon selbst beheben. Bei einem relativ neuen Fahrzeug ist das aber zum Glück selten der Fall.
So können die beiden ihre Zeit besser mit Radtouren in die Umgebung ihres jeweiligen Standplatzes verbringen, denn zwei Klappräder sind mit an Bord. Sie sind in der Heckgarage untergebracht und nicht am Heck. Das schützt sie auch gleichzeitig vor Dreck und Diebstahl. Außerdem würden zwei Räder am Heck einen ja auch nur verwirren, wenn sich gerade festgelegt hat, dass der rote Sprinter vielleicht doch ein Feuerwehrauto ist.
Noch mehr spannende Umbauten …
… von Reisefahrzeugen findet ihr in findet ihr in unserer Rubrik Customized zum Beispiel den Bericht vom VW-Transporter von Andreas und Lutz.