Leben und Arbeiten im Wohnmobil oder Campervan – ein Traum für viele. Wir haben es rund anderthalb Jahre getan und geben vier Tipps dazu.
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Vier Tipps zum Leben und Arbeiten im Wohnmobil oder Campervan
Klar, wer einen Job hat, bei dem er täglich zu bestimmten Zeiten an seinem Arbeitsplatz sein muss, der kann zwar im Wohnmobil oder Campervan leben, heute hier, morgen dort fällt aber meist flach, es sei denn man befindet sich als Handwerker oder Handwerkerin auf Wanderschaft oder nimmt unterwegs immer wieder Jobs für einen gewisse Zeit an. Das können zum Beispiel Tätigkeiten im Handwerk, in der Landwirtschaft oder der Gastronomie sein. Im Wohnmobil leben und arbeiten eignet sich jedoch eher für Jobs, die auch Home-Office-tauglich sind. Dabei spielt es (fast) keine Rolle, ob man angestellt oder selbstständig ist.
Für welche Jobs ist das Leben und Arbeiten im Wohnmobil geeignet?
Ist man angestellt, muss der Arbeitgeber natürlich zustimmen, dass man im Home-Office arbeitet. Dabei ist allerdings unbedingt zu klären, ob man für längere Zeit nicht zwingend ins Büro muss, oder ob es Tage gibt, an denen man anwesend sein muss. Heißt es zum Beispiel drei Tage die Woche Home-Office aber zwei Tage im Büro, dann wird es mit dem Reisen nicht wirklich was. Ab und an für einzelne Meetings oder Gespräche, die man besser von Angesicht zu Angesicht führt, lässt es sich dagegen einrichten, dass man dafür auch von weiter weg anreist.
Das geht auch mit Bus, Bahn oder Flugzeug. Allerdings muss man die Zeit, die man für An- und Abreise benötigt, auch einplanen, wobei man dabei heute auch (meist) problemlos arbeiten kann. Wobei sich grade während Corona gezeigt hat, dass sich viele Meetings hervorragend auch online durchführen lassen. Dann müssen aber alle beteiligten und vor allem die Vorgesetzten zustimmen.
Als selbstständiger oder Freiberufler, der seine Arbeit hauptsächlich am Rechner erledigt, ist es noch unproblematischer. Gespräche mit Kunden oder Auftraggebern lassen sich ebenfalls per Telefon oder Video-Call erledigen. In unserem Fall, als Fotojournalisten, war es sogar recht entspannt mit dem Wohnmobil rechtzeitig zur Foto-Location anzureisen und danach eventuell sogar noch vor Ort zu bleiben. So standen wir zum Beispiel nach einem Termin im Sommer mehrere Tage auf einem kleinen Stellplatz direkt am Main unter Bäumen. Vor uns der Main, in dessen Seitenarm man baden konnte. Hinter uns ein gutes Lokal und ein hervorragendes Weingut und auf der anderen Mainseite ein Supermarkt, der mit dem Fahrrad prima zu erreichen war, da die nächste Brücke nur ein paar hundert Meter entfernt lag. Und dann kam jeden Nachmittag noch der Eiswagen auf den Platz – was will man mehr?
Ein guter Internetzugang ist essentiell
Wichtig ist vor allem eine gute Anbindung ans Internet. Ob über einen mobilen WLAN-Router mit SIM-Karte oder über Starlink kann durchaus eine Rolle spielen. Denn leider ist in Deutschland der Empfang über die bekannten Netze der verschiedenen Provider nicht immer gegeben.
So haben wir einen schönen und kostenlosen Wohnmobil-Stellplatz wieder verlassen müssen, da wir dort schlicht und einfach kein Netz hatten. Schlechte Verbindungen ins Internet hatten wir aber auch an anderen Stellen. Das bedeutet aber nicht, dass es nicht möglich ist auch große Mengen Daten versenden kann – es dauert mitunter halt. Außerdem haben wir festgestellt, dass die außen mit Alu bedampften Verdunklungsrollos, den Empfang verschlechtert haben, wenn wir sie abends zugezogen haben. Eine Außenantenne bringt hier viel.
Bei der Wahl des Routers sollte man vor allen auf die Upload-Geschwindigkeit achten. Denn man wird nicht nur E-Mails versenden, sondern ab und an auch größere Dateien hochladen müssen. Wir haben unterwegs mit einem Router von Netgear gearbeitet. Obwohl wir keine Außenantenne genutzt haben.
Wobei sich viele Arbeiten auch ohne Internet erledigen lassen. Wir haben während einer Zugfahrt festgestellt, dass man ohne Internet bei Arbeiten, die keinen Zugang zum World Wide Web erfordern, tatsächlich schneller ist. Keine Ablenkung durch aufpoppende Mails und kein „sich-im-Internet-verlieren“, weil man bei der Recherche auf einen interessanten Link gestoßen ist und von dort auf den nächsten und den nächsten und so weiter. Und Timeline-scrollen auf Social-Media. Den Router auf dem Stellplatz mal auslassen, kann also durchaus für schnelleres Arbeiten und Entspannung sorgen, weil man dann eben auch früher fertig ist.
Gute Selbstorganisation ist wichtig
Lange schlafen, gemütlich erst mal Kaffee kochen und in aller Ruhe frühstücken und irgendwann mal anfangen zu arbeiten. Oder doch erst einkaufen, das spannende Buch weiterlesen oder Wäsche waschen?
Wichtig ist, dass man weiß, wann man am besten und produktivsten arbeitet. Diese Zeit sollte man auch dafür nutzen und die jeweiligen Aufgaben konzentriert durchziehen. Ob das gleich früh am Morgen oder irgendwann spät in der Nacht ist, spielt zunächst keine Rolle. Wichtig ist lediglich, dass man Telefonate oder Video-Calls zu den Zeiten erledigt, zu denen der Ansprechpartner verfügbar ist. Handelt es sich dabei um jemanden, der Im Büro arbeitet, wird das (wahrscheinlich) zu den üblichen Bürozeiten sein.
Wichtig ist ebenfalls konzentriert an der Arbeit zu bleiben und sich nicht ablenken zu lassen. Weder durch irgendwelche Dinge um einen herum noch durch endloses Geklicke durchs Internet. Den Router auszuschalten, wenn man für die Arbeit Zugang benötigt, kann hier helfen.
Ideale Stellplätze suchen und finden
Irgendwo an einem einsamen See oder am direkt Strand stehen, den Blick beim Arbeiten immer mal wieder auf Wasser zu richten und die Natur genießen, ist eine schöne Vorstellung vom Leben und Arbeiten unterwegs. Doch die Realität sieht anders aus.
Je nach Ausstattung des Wohnmobils oder Campervans benötigt man irgendwann Landstrom, das Wasser muss aufgefüllt, das Abwasser und vor allem die Toilette müssen entleert werden. Auch die Essensvorräte gehen irgendwann zur Neige und Kleidung und Handtücher wollen auch irgendwann gewaschen und getrocknet werden.
Sinnvoll sind daher Plätze, an denen die Ver- und Entsorgung sichergestellt ist. Ein Supermarkt oder andere Einkaufsmöglichkeiten, die fußläufig oder mit dem Fahrrad (sofern man es dabeihat) gut erreichbar sind, sind ebenfalls nicht zu unterschätzen. Sonst müsste man alles verstauen, was man auf dem Standplatz nutzt, das Fahrzeug anwerfen und zur Einkaufstour starten.
Viele Stellplätze können kostenlos genutzt werden. Nicht alle verfügen jedoch über die oben genannte Infrastruktur. Eine Waschmaschine oder einen Waschsalon in der Nähe gibt es dort meist nur selten. Zum Wäschewaschen kann man sich jedoch auch kurzzeitig einen Campingplatz nutzen. Die verfügen meist über Waschmaschinen. Auch manche Wohnmobilstellplätze bieten diesen Service, sind in der Regel jedoch nicht kostenfrei. Eine andere Möglichkeit ist, bei Freunden, Bekannten oder Verwandten zu waschen. Letzteres war unsere Option, da es sich glücklicherweise ergeben hat, dass wir oft dort unterwegs waren, wo wir jemanden kennen.
Unser Fazit
Leben und arbeiten im Wohnmobil oder Campervan funktioniert heutzutage hervorragend. Grade für Menschen, die hauptsächlich am Computer arbeiten und nicht jeden Tag an einem bestimmten Ort sein müssen, weil der Job es fordert, ist es problemlos möglich. Wichtig sind dabei eine gute Anbindung ans Internet, eine gewisse Infrastruktur in der Nähe der Standplätze und natürlich eine gute Portion Selbstdisziplin. Dann steht dem (fast) nur noch die Angst vor dem entscheidenden Schritt im Wege.