Bevor es mit dem großen Allrad-Reisemobil auf Tour in ferne Länder geht, sollte man sich unbedingt mit dem Fahren im Gelände vertraut machen. Wir haben zusammengestellt, was man vorab unbedingt trainieren sollte, bevor es mit dem Expeditions-LKW ins Gelände geht.
Warum ein Geländefahrtraining wichtig ist
Runter von der Straße, rein ins Gelände. Dahin, wo das Fahren mit dem Offroader so richtig Spaß macht. Dahin, wo Fahrzeug und Fahrer oder Fahrerin sich richtig dreckig machen können. Doch Vorsicht: Das Fahren im Gelände unterscheidet sich gewaltig vom Fahren auf Asphalt. Und was bereits für Geländewagen wie Land Rover, Toyota oder G-Klasse gilt, gilt für geländegängige Schwergewichte um ein vielfaches mehr. Heißt: Ohne Offroad-Training sollte man sich zumindest nicht ins heftigere Gelände wagen. Zu schnell hat man sich etwas am Fahrzeug kaputtgefahren oder sich und anderen Verletzungen zugefügt.
Doch wie fährt man richtig im Gelände? Fragt man als Gelände-Einsteiger in den einschlägigen Foren oder Social-Media-Kanälen nach, bekommt man oft den schlechten Rat, dass man doch einfach ein Offroad-Fahrgelände besuchen und sich dort von einem der alten Hasen zeigen lassen solle, wie das geht. Diesen Rat sollte man ganz schnell wieder vergessen! Denn das kann ganz böse schiefgehen. Die Erfahrung hat gezeigt, dass es dabei nicht nur zu Schäden am Fahrzeug kommen kann, sondern auch zu Verletzten oder gar Toten.
Hält man sich vor Augen, dass ein Schaden am Fahrzeug auch ganz schnell die Kosten für ein Training übersteigen kann, muss man wohl auch nicht lange überlegen, welche Variante die bessere ist. Zumal die Trainer Profis sind und wissen, was im Gelände mit welchem Fahrzeug geht und was nicht. Sie vermitteln einem, worauf man beim Fahren im Gelände achten muss und vor allem welche Fehler es zu vermeiden gilt.
Mit dem Expeditions-LKW ins Gelände – so geht´s
Aber wie sagt man so schön: Alle Theorie ist grau. Daher haben wir auf dem Tufa-Gelände in Biberach an der Riss ein professionelles Fahrtraining für Kunden von Krug Expedition besucht und die wichtigsten Infos rund um das Fahren mit dem LKW im Gelände zusammengestellt. Dabei haben wir sehr schnell festgestellt: Auf die Größe kommt es an. Denn je größer, höher und vor allem länger das Allrad-Reisemobil ist, umso enger wird es im Gelände. Was wir außerdem festgestellt haben, ist, dass bei so einem Training mit anderen Geländewagenfahrern jede Menge Spaß garantiert ist, man abends gesellig zusammensitzt und auch Freundschaften entstehen.
Wichtig Ausrüstung am Allrad-Reisemobil
Trittstufen am LKW: Trittstufen sind am LKW notwendig, um ins Fahrerhaus zu kommen, können aber die Geländegängigkeit schnell einschränken, wenn sie starr ausgeführt sind. Daher haben manche Hersteller sie beweglich gestaltet. Die untere Stufe ist dann zum Beispiel an stabilen Gummiplatten befestigt oder über einen Klappmechanismus. Hat der Hersteller hier nicht vorgesorgt, gibt es aber auch Nachrüst-Lösungen, die man am Allrad-Reise-LKW montieren kann.
Unterfahrschutz unter dem Geländegänger: Ein leidiges Thema, denn auf der Straße ist er bei uns Pflicht. Vorbei die Zeiten, in denen es Ausnahmeregelungen gab. Im Gelände ist so ein Unterfahrschutz jedoch maximal hinderlich, da er den hinteren Böschungswinkel massiv einschränkt. Daher macht ein klappbarer Unterfahrschutz Sinn. Ist er nicht ab Werk montiert, wird er nachgerüstet. Vor der Fahrt ins Gelände wird er dann einfach hochgeklappt.
Bergeösen am Fahrzeug: Bei der Bergung eines LKW werden enorme Kräfte aufgewendet. Schließlich sind einige Tonnen zu bewegen. Die Bergeösen am Fahrzeug müssen daher den Zug sicher aushalten. Der sicherste Punkt für ihre Befestigung ist daher der Fahrzeugrahmen. Sind sie nicht ab Werk vorhanden, lässt man sie nachrüsten. Die Hängerkupplung ist nur bedingt geeignet.
Bevor es mit dem Expeditions-LKW ins Gelände geht
Bergematerial für den LKW: Bleibt der LKW stecken, muss er geborgen werden. Für diesen Fall sollte man nicht nur Dinge wie Schaufel, Sandbleche, Bergegurte und Schäkel dabeihaben, sondern auch wissen, wie sie eingesetzt werden. Wichtig: Alle für die Bergung eingesetzten Gurte, Seile und Schäkel müssen über vergleichbare sichere Arbeitslasten verfügen und auf das Fahrzeuggewicht abgestimmt sein. Bei Bergemanövern gilt es Umsicht zu bewahren! Zuerst überlegen, wie das Fahrzeug am besten zu bergen ist, dann agieren. Gibt es verschiedene Möglichkeiten den Wagen zu befreien? Geht es besser nach vorne oder in der eigenen Spur zurück?
Luft aus den Reifen ablassen: Im Gelände Luft aus Reifen zu lassen hilft oft, ein ganzes Stück weiter fahren zu können als mit voll aufgepumpten Reifen. Denn bei höherem Reifendruck drehen die Räder schneller durch oder graben sich ein. Je niedriger der Luftdruck ist, desto größer die Aufstandsfläche des Reifens und desto besser die Traktion. Besonders komfortabel sind für das Luftablassen und Aufpumpen Reifendruck-Regelanlagen.
Einweisen des LKW: In vielen Situationen ist es wichtig, den Fahrer oder die Fahrerin einzuweisen, denn enge Kurven oder die Passage zwischen Bäumen hindurch ist so leichter und vor allem beschädigungsfrei zu meistern. Bevor es losgeht, sollte man sich jedoch unbedingt auf die Handzeichen einigen. Sie müssen klar und verständlich sein und Einweiser sowie Fahrer wissen, was gemeint ist. Alternativ kann man auch ein Funkgerät verwenden. Damit lässt sich dann ganz ohne eventuelle Unklarheiten der Anweisung kommunizieren. Oberstes Gebot für den Einweiser: Er geht niemals rückwärts! Die Gefahr zu stolpern und sich beim Sturz zu verletzen ist zu hoch.
Verwindung des Fahrzeugs: Von außen sieht es seltsam bis gefährlich aus, wenn sich der Aufbau massiv zur Seite neigt. Hervorgerufen wird dieser Effekt von der Kabinenlagerung, die das zulässt. Sie ist grade bei großen LKW jedoch unbedingt erforderlich, da sich der lange Rahmen im Gelände massiv verwindet. Ist die Kabine nicht beweglich gelagert, werden Kräfte eingeleitet, die Schäden verursachen können. An die Wankbewegung und wie sich das im Fahrerhaus anfühlt, sollte man sich also gewöhnen.
Wichtige Regeln für das Fahren mit dem Allrad-LKW im Gelände
Waldwege befahren: Waldwege und große LKW passen oft nur bedingt zusammen. Denn es kann zwischen den Bäumen für das hohe, breite und lange Allrad-Reisemobil schnell zu eng werden. Daher sollte man Wege durch waldiges Gebiet unbedingt vorab zu Fuß erkunden, da drehen kaum möglich sein wird und rückwärts zurück ist eine echte Herausforderung. Beim Erkunden auf Äste achten, die quer in den Weg gewachsen sind. Auch sie können die Weiterfahrt unmöglich machen. Wenn jedoch gar nichts mehr geht, hilft eventuell die Säge weiter.
Mit dem LKW schräg fahren: Bevor man im Gelände beherzt in eine Schräge fährt, sollte man sich über den Kippwinkel des Fahrzeugs informieren. Er gibt an, ab wann der Wagen umkippt. Aber Vorsicht! Der Wert gilt bei leerem Fahrzeug und im Stand, ist also ein statischer Wert. Je nach Beladung, gefahrener Geschwindigkeit und vor allem Beschaffenheit des Untergrunds ändert sich der dynamische Kippwinkel und der Wagen kann weitaus früher zur Seite umfallen. Daher möglichst langsam in die Schräge fahren. Droht der LKW zu kippen, lenkt man bergab.
Mit dem Expeditionsmobil bergauf fahren: Ist man in einen Hang hineingefahren, sieht man meist nur noch Motorhaube und Himmel, aber nichts mehr von der Strecke und der Fahrspur. Daher sollte man vorab unbedigt erkunden, wie es oben weitergeht. Gefahren wird mit möglichst konstanter Geschwindigkeit und im passenden Gang. Zu schnell sollte man bergauf nicht fahren, denn einzelne Räder können bei Hindernissen im Hang den Bodenkontakt verlieren, der Vortrieb so unterbrochen werden und es besteht die Gefahr, die Kontrolle über das Fahrzeug zu verlieren. Im Hang wird nie der Gang gewechselt, da der Vortrieb dabei endet und man droht stehenzubleiben.
Mit dem Allrad-LKW bergab fahren: Auch vor der Bergabfahrt sollte man unbedingt die Strecke checken. Gefahren wird in der Untersetzung und im ersten Gang und – wenn vorhanden – mit Bergabfahrhilfe oder Retarder. Beides sorgt dafür, dass man so langsam wie möglich nach unten kommt, das Fahrzeug aber lenkbar bleibt. Die Bremse bleibt dagegen tabu. Gefahren wird in Fall-Linie. Das Lenkrad wird mit beiden Händen gehalten und der Strecke nachgeführt, zu starke Lenkbewegungen sind dabei unbedingt zu vermeiden.
Je größer das Fahrzeug, umso umsichtiger der Fahrer
Mit dem LKW um enge Kurven fahren: Je länger das Fahrzeug, umso weiter muss man in Kurven ausholen, damit man herumkommt. Je enger jedoch die Kurve und je unwegsamer der Wegesrand, umso schwieriger wird das. Da man in so einer Situation jedoch nicht umhin kommt aus der vorgegebenen Spur hinauszufahren, sollte man vorab unbedingt prüfen, wie der Untergrund neben der Piste beschaffen und was eventuell im Gebüsch verborgen ist. Aber auch wenn zum Beispiel ein Baumstumpf deutlich sichtbar ist, kann es eng werden. Denn wenn es vorne reicht, recht es hinten unter Umstände noch lange nicht. Auch in dieser Situation hat ein Einweiser den Überblick.
Um Bäume herumfahren: Auf die Größe kommt es an. Hier kann sie in jedem schnell hinderlich sein. Kommt ein kleinerer LKW am einem Baum noch relativ problemlos vorbei, wird es mit einem höheren und längeren Fahrzeug oft zu eng. In diesem Fall ist ein Einweiser unabdingbar. Er sieht, ob es passt oder ob nicht und kann einen entsprechend dirigieren. Denn auch wenn es unten locker passt und viel Platz zum Baum ist, kann es oben ziemlich eng werden, da Bäume nicht immer grade gewachsen oder der Untergrund uneben und schräg ist. Geht es dann auch noch um eine Kurve, reicht mitunter die Wegbreite nicht aus. Auch hier muss der Einweiser schauen, ob alles passt und man ohne Schäden durchkommt.
Mit dem Allrad-LKW durch den Schlamm fahren: Grundsätzlich gilt: Je gröber das Profil und je niedriger der Reifendruck, umso besser kommt man durch schlammige Passagen. Untersetzung und niedrige Gangstufe helfen ebenfalls. Wie auch bei der Wasserdurchfahrt sollte man zügig, aber nicht zu schnell durch das Hindernis fahren. Bleibt man stecken, kann es passieren, dass man nicht mehr anfahren kann, weil die Räder durchdrehen. Dann muss geborgen werden.
Wasserdurchfahrt mit dem Expeditionsmobil: Auch mit dem Allrad-LKW gilt: Langsam hinein, zügig hindurch und dabei die Bugwelle vor sich herschieben und am Ende mit etwas Gas hinaus. Außerdem sollte man vorab unbedingt die Wassertiefe checken und mit der Wattiefe des Fahrzeugs abgleichen. Infos dazu sollten im Handbuch zu finden sein oder werden sich vorab besorgt und mit allen anderen Abmessungen griffbereit vermerkt. Achtung: Trotz der Höhe eines LKW kann die Wattiefe vergleichsweise niedrig ausfallen, denn schon die Scheinwerfer können das Limit setzen.
Was sonst noch wichtig ist und geübt werden sollte
Rad vom LKW wechseln: Ein LKW-Rad ist groß und vor allem ziemlich schwer. Egal welche Halterung dafür am Fahrzeug vorgesehen ist, wo es sitzt und wie wenig Lust man dazu hat, den Radwechsel sollte man unbedingt üben, bevor es auf Tour geht. Denn das ist schon auf ebenen Boden eine Herausforderung. Steht man dann im Gelände auch noch schräg oder das Rad ist vielleicht noch halb im Sand oder Schlamm versunken, sollte man wissen, wie es geht und auf was man achten muss.
Krug Expedition auf der Abenteuer & Allrad
Wer sich für die großen Reise-LKW von Krug Expedition interessiert, findet zum Beispiel Infos in unserem Artikel „Viel Platz – Reise-LKW für die ganze Familie“. Wer die Fahrzeuge live sehen will und einsteigen möchte, der besucht vom 19. bis zum 22. Juni die Outdoor- und Offroadmesse Abenteuer & Allrad in Bad Kissingen nd schaut am Stand von Krug Expedition vorbei. Der Stand ist unter Standnummer M06 zu finden (roter Punkt).
Fotos: Michael Scheler – Grafik Messegelände: Screenshot Webseite Abenteuer & Allrad