Lithium Batterie im Wohnmobil

STROM IM CAMPERVAN TEIL 4: AUFBAU-BATTERIEN

Die passende Batteriekapazität für den Strom im Campervan

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In Teil 1 unserer Reihe „Strom im Campervan“ sind wir auf die Grundlagen eingegangen, in Teil 2 haben wir erläutert wie der Strombedarf ermittelt wird und in Teil 3 haben wir geklärt, welche Kabel wir verwenden können. Nun geht es an die Aufbau-Batterien.

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Strom im Campervan – Aufbau-Batterien

Wenn wir nun den Strombedarf des Fahrzeugs kennen, wissen wir, wieviel „Saft“ unsere Aufbau-Batterien im Campervan liefern müssen, damit wir alle Verbraucher problemlos betreiben können. Wir können also an die Planung unseres Batteriefachs gehen. Bevor wir endgültig damit loslegen, klären wir kurz, warum man eine zweite Batterie im Aufbau überhaupt benötigt.

Die Zweit- oder Aufbau-Batterien für den Strom im Campervan

Die Starterbatterie eines Fahrzeugs hat vor allem die Aufgabe, den Anlasser beim Starten zu drehen und somit den Motor zum Laufen zu bringen. Damit sie stets genug Kraft dafür hat, wird sie beim Fahren über die Lichtmaschine geladen. Mutet man ihr mehr als nur den Startvorgang zu, schafft sie das zwar eine Weile, irgendwann reicht der Saft aber nicht mehr zum Anlassen. Will man also eine Kühlbox oder andere Verbraucher betreiben, sollte man dafür eine extra Batterie im Fahrzeug unterbringen. Sie wird als Zweit- oder auch Aufbau-Batterie bezeichnet. Da jedoch auch sie immer wieder geladen werden muss, wird sie in der Regel ebenfalls an die Lichtmaschine angeschlossen. Allerdings reicht es dafür nicht, einfach zwei zusätzliche Kabel zu ziehen. Die Minimalanforderung ist ein zwischengeschaltetes Relais.

Ein intelligentes Batteriemanagement-System ist jedoch die bessere Wahl. Ein solches System bietet zum Beispiel die Schweizer Firma IBS Intelligent Battery System (Vertrieb in Deutschland und Österreich über Taubenreuther). Der Clou beim IBS-System: Hier wird nicht nur die Zweit-Batterie geladen. Reicht die Ladung der Starterbatterie nicht zum Starten, können beide Akkus kurzfristig miteinander gekoppelt werden, was ein extra mitgeführtes Starterpack überflüssig macht. Diese Kopplung kann aber auch beim Einsatz der Seilwinde am geländegängigen Reisefahrzeug hilfreich sein, da hierbei kurzfristig mehr Leistung benötigt wird.

IBS-Doppelbatteriesystem
Mit dem Doppelbatteriesystem von IBS können Aufbau- und Starterbatterie kurzzeitig zusammengeschaltet werden.

Eine weitere Alternative sind „intelligente“ Batterie-zu-Batterie-Ladegeräte, auch als Lade-Wandler oder Ladebooster bezeichnet, die zwischen Starter- und Aufbau-Batterie geschaltet werden. Sie sind von verschiedenen Herstellern und in verschiedenen Spezifikationen erhältlich. Mit dem passenden Gerät können auch die 24 Volt eines LKW mit den 12 Volt des Aufbaus gekoppelt und so die 12-Volt-Aufbau-Batterie während der Fahrt problemlos geladen werden.

Die benötigte Kapazität der Aufbau-Batterien

Kommen wir jetzt aber zur benötigten Kapazität der Bordbatterie. Wir kennen nun unseren Strombedarf und wissen wieviel Saft sie mindestens haben muss, um ohne Nachzuladen alle Verbraucher für einen Tag mit Strom zu versorgen. Für die endgültige Kapazität sollte man jedoch noch einen Puffer einrechnen. Der muss nicht das doppelte betragen, aber mit dem 1,7fachen sollte man rechnen, den Strombedarf also mit diesem Wert multiplizieren. Daraus ergibt sich, wieviel Amperestunden die benötigten Akkus haben müssen – für einen Tag. Will man länger autark stehen, muss die Anzahl der Tage, die man ohne Nachladen verbringen möchte, hinzugerechnet werden.

Das ergibt jedoch mitunter einen recht großen und damit schweren Block an Akkus, die man mitführen muss, und man muss unter Umständen mehrere Batterien parallelschalten, um auf die gewünschten Amperestunden zu kommen.

Parallelanschluss bedeutet, dass auf der einen Seite die Pluspole der Akkus miteinander verbunden werden und auf der anderen Seite die Minuspole. Dabei werden zuerst alle Pluspole miteinander verbunden und erst danach die Minuspole. Die Kabel für die Anschlüsse sollten dabei jeweils entgegengesetzt liegen, damit der Strom beim Laden in allen Akkus gleichmäßig fließt. Auch hier wird der Pluspol zuerst angeschlossen. Für Parallelschaltungen gilt die folgende Formel: Igesamt = I1+I2 usw., aber Vgesamt = V1 = V2 usw. Die Amperestunden der Akkus werden also addiert, während die Spannung, also die Volt-Zahl, gleichbleibt.

Parallelschaltung der Zweitbatterien
Bei einer Parallelschaltung lassen sich beliebig viele Batterien zusammenschalten. Die Spannung bleibt immer gleich – in diesem Beispiel bei zwölf Volt.
Strom im Campervan: Aufbau-Batterien

Der Batterietyp für den Strom im Campervan

Welchen Batterietyp man verwendet bleibt nicht nur der Vorliebe, sondern auch dem Geldbeutel überlassen. Seit einiger Zeit finden Lithium-Eisenphosphat-Akkus (LiFePO4) immer mehr Anklang, da sie vor allem länger halten und öfter ge- und entladen werden können. Dafür sind sie (noch) wesentlich teurer als AGM-, Gel- oder Blei-Säure-Akkus. Über die Gesamtlaufzeit soll sich das aber rechnen. Die Unterschiede haben wir hier zusammengestellt. Mein persönlicher Favorit ist derzeit immer noch die Optima Yellow Top, die bei uns zuerst in der Pickup-Kabine, dann in einem tragbaren Power Pack von National Luna, danach in unserem VW-Bus und derzeit wieder im Power Pack Dienst tut. Seit 2012 immer die gleiche Batterie, die in der Zeit schon zwei- oder dreimal tiefentladen war. Das steckt die Yellow Top zum Glück locker weg. Und da sie als Verbraucher-Batterie ausgelegt ist, ist sie als Aufbau-Batterie für das Wohnmobil in meinen Augen gut geeignet.

Batterietypen, die als Aufbau-Batterien verwendet werden können

  • Blei-Säure-Batterien. Sie sind die klassische Variante der Autobatterie. Die eingesetzten Bleiplatten sind von verdünnter Schwefelsäure, die als Elektrolyt fungiert, umgeben. Beim Laden entstehen Gase. Werden sie im Aufbau eingesetzt, muss daher eine Entlüftung vorgesehen werden. Sie können nur aufrechtstehend eingebaut werden. Dieser Batterietyp wird auch als Nassbatterie bezeichnet.
  • GEL-Batterien. Der Aufbau ist ähnlich wie bei der Nassbatterie, allerdings wird der Elektrolyt mit Kieselsäure in einen gelartigen Zustand versetzt. Da das System außerdem geschlossen ist, kann bei Schräglagen des Fahrzeugs nichts auslaufen und beim Laden findet keine Ausgasung statt. Dieser Batterietyp wird häufig auch als „wartungsfreie Batterie“ bezeichnet.
  • AGM-Batterien. Auch die AGM-Batterie ist letztlich eine Blei-Säure-Batterie. Der Elektrolyt, also die Säure, ist hier jedoch in einer Glasfasermatte gebunden. Daher auch der Name: AGM steht für Absorbent Glass Mat. AGM-Akkus vertragen eine höhere Zahl an Ladezyklen und können in jeder Lage eingebaut werden, da sie auslaufsicher sind. Auch hier findet beim Laden keine Ausgasung statt, eine Entlüftungsöffnung des Batteriefachs ist nicht notwendig.
  • Lithium-Ionen-Akkus. In diesen Batterien oder Akkus befindet sich kein Blei, sondern Lithium-Eisenphosphat. Die Abkürzung lautet LiFePO4, weswegen dieser Akkutyp auch unter der Bezeichnung LiFePO4-Batterie zu finden ist. Sie gelten derzeit als die leichtesten, leistungsfähigsten und vor allem zyklenfestesten Akkus. Das bedeutet, dass sie wesentlich öfter ge- und entladen werden können als die anderen Batterietypen und im Vergleich weniger wiegen. Eine gute Wahl also, wenn es ums Gewicht geht. Ihr größter Nachteil: Sie belasten den Geldbeutel oder das Konto. Die Preise bewegen sich von hohen dreistelligen bis in den mittleren vierstelligen Bereich. Wer es sich zutraut, kann mittlerweile aber auch Bausätze kaufen und sich seine LiFePO4-Batterie selbst zusammenstellen. Die sind schon für weniger Geld zu bekommen, dreistellig bleibt der Betrag aber ganz locker trotzdem.

Die anderen Artikel der Serie „Strom im Campervan“ …

… findet ihr hier:

  • Teil 1 – Die Grundlagen zum Thema Strom im Campervan
  • Teil 2 – Strombedarf ermitteln
  • Teil 3Kabel und Sicherungen
  • Teil 4 – Aufbau-Batterien
  • Teil 5 – Solaranlage

Weitere Tipps zum Selberbauen …

… findet ihr in unserer Rubrik “DIY und Ausrüstung”. Wie der Einbau einer Zweitbatterie im Campervan erfolgen kann, lest ihr in unserem Artikel zum Doppelbatteriesystem unseres T4-Syncro-Projekts.

Living off the Road
Living off the Road
ISBN 978-3-613-50922-1
Preis 29,90 EUR

Infos und Tricks zum Thema Ausbau von Reisefahrzeugen findet ihr übrigens im Buch “Living off the Road” aus dem Pietsch Verlag.

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