Wow, was für ein tolles und umfangreiches Buch! Mit „Die Welt der Pickup-Camper“ hat Autor Roger Nies ein wirklich gewichtiges Werk geschaffen, in dem man alles findet, was man über Pickup-Camper wissen muss. Der von uns gewählte Begriff „gewichtig“ bezieht sich dabei zum einen auf das Buch selbst, mit dem man bei etwas über 700 Gramm wirklich etwas in der Hand hat, vor allem aber auf den Inhalt. Denn mehr Infos zu Pickup-Campern gehen wirklich kaum. Wir haben hineingeschaut.
Die Welt der Pickup-Camper
Ein Pickup ist eine prima Basis für ein Allrad-Reisefahrzeug. Egal ob minimalistisch, mit Hardtop und Isomatte auf der Pritsche, Dachzelt obendrauf oder mit der großen, statt Pritsche geschulterten Wohnkabine auf dem Buckel – Verzeihung, auf dem Fahrzeugrahmen natürlich. Doch was für Möglichkeiten gibt es da eigentlich? Welche Hersteller bieten was an und was muss ich beachten, wenn ich selbst bauen will? Roger Nies gibt in seinem Werk „Die Welt der Pickup-Camper“ antworten auf alle Fragen.
Ganz am Anfang steht jedoch vor allem die Frage, wie man das richtige Konzept für sich und seine Reisepläne findet. Denn es gibt nicht nur jede Menge Hersteller, die rollende Behausungen für die Fahrzeuge mit Pritsche anbieten, es gibt vor allem auch verschiedene Typen von Aufsätzen oder Wohnkabinen für die Lastesel unter den PKWs. Auf- oder Absetzkabine? Doch ein Canopy-Camper? Mit Alkoven oder ohne? Roger klärt zunächst einmal, was was ist, um im Anschluss auf die drei verschiedenen Pickup-Konzepte zu kommen. Die Pritschenwagen sind nämlich mit kurzem Fahrerhaus, also als Einkabiner, mit etwas verlängertem Fahrerhaus, als sogenannte 1,5-Kabiner oder Extended-Cab, und als Doppelkabiner mit vier Türen zu bekommen. Dabei gilt natürlich: Je länger das Fahrerhaus, umso kürzer der Platz für die Pritsche und damit für das „Schneckenhaus“.
Unterwegs im Reisemobil – Romantik versus Realität
Ein Thema, das nicht zu kurz kommen darf und das seinen berechtigten Platz in einem Buch über Reisefahrzeuge hat. Denn in den sozialen Medien erzeugen manche Influencer gern ein verklärtes Bild, das nicht immer der Realität entspricht. Hierzu bringt Roger einige Beispiele aus dem Reisealltag, die man kennen und vor allem nicht unterschätzen sollte. Gegen manche davon – wie tagelang schlechtes Wetter – kann man sich aber durchaus schon im Vorfeld wappnen – mit dem passenden Camper-Aufbau auf dem Pickup.
Denn klar, eine große Kabine bietet auch bei Regen ein gewisses Maß an Bewegungsfreiheit und behaglicher Wohlfühlatmosphäre. In einem Canopy-Camper mit Aufstelldach und Zeltstoff kann es dagegen schnell eng, kalt und ungemütlich werden. Das Kapitel schließt Roger dann auch passend mit einem Fragenkatalog ab, den man vor der Entscheidung für ein Konzept durcharbeiten kann – und auch sollte. Auch wir haben uns hierzu in unserem Artikel „Welches ist das beste Wohnmobil?“ bereits ausführlich Gedanken gemacht und eine Checkliste mit Fragen erstellt.
Material und Möbel für Pickup-Camper-Kabinen
Hat man sich entschieden, welcher Fahrzeugtyp und welche mobile Behausung es denn sein soll, kommt die Frage nach dem geeigneten Material für Kabine und Möbel auf. Auch hier gibt Roger ausführlich Auskunft. Dabei kommen auch Themen wie Kälte- und Wärmebrücken, Ordnung oder Blitzeinschlag nicht zu kurz.
Den Anschluss bildet dann ein großes Kapitel über die verschiedenen Kabinentypen. Angefangen beim Hardtop mit und ohne Dachzelt erläutert Roger alles über Camper-Aufbauten für die Ladefläche und verschiedene Arten von Auf- und Absetzkabinen bis hin zu fest installierten und integrierten Wohnkabinen. Und damit das Thema nicht zu trocken bleibt, gibt es viele Beispielfotos der verschiedenen Typen, die nach den jeweiligen Herstellern – von A, wie Alu-Cab, bis W, wie Woelke – sortiert sind. Prima, denn so sieht man gleich, wer was herstellt und liefert.
In einem späteren Kapitel widmet sich der Autor auch der Frage nach dem richtigen Basisfahrzeug. Denn ganz klar: Pickup ist nicht gleich Pickup. Und nicht alle sind bei uns in Deutschland (noch) als Neufahrzeug zu bekommen. Aktuell beschränkt sich das überwiegende Angebot neuer Pickups bei uns auf die nahezu baugleichen Ford Ranger und VW Amarok, auf den Isuzu D-Max, den Toyota Hilux und den Qartermaster von Ineos, der aber nur über ein bescheidenes Maß an Zuladung verfügt und daher für schwere Kabinen aus dem Rennen ist. Hinzu kommen ein paar US-Importe, wie der RAM oder der Jeep Gladiator. Für letzteren benötigt man aber ebenfalls eine Auflastung, wie wir in unserem Bericht über den Gladiator mit Thokie-Wohnkabine festgestellt haben.
Auf was muss man achten, wenn man eine gebrauchte Pickup-Kabine kauft?
Klar, eine Kabine für den eigenen Pickup muss nicht neu sein. Der Gebrauchtmarkt gibt durchaus was her. Doch auf was muss man bei der Besichtigung achten? Auf was kommt es an? Auch hier weiß Roger Rat und liefert auch gleich ein paar Webadressen zu Online-Marktplätzen für gebrauchte Kabinen mit. Besonders hilfreich: Die Checkliste zum Kauf einer gebrauchten Absetzkabine.
Ein weiteres Kapitel ist dem Thema Befestigung der Wohnkabine gewidmet. Denn wer will sein Häuschen auf dem Buckel unterwegs schon gerne verlieren? Eben, keiner! Weiter geht es mit den Themen Fahrwerk und Auflastung, Räder und Reifen, sinnvolles Zubehör – und den „großen Geschäften“ unterwegs. Hier beleuchtet er jedoch lediglich das Thema Trockentrenn-Toilette. Wer Infos zu anderen Lösungen und Systemen sucht, wird aber bei uns auf vanlifemag.de hier fündig.
Was sonst noch für den Pickup-Camper wichtig ist
Weiter geht es mit Kapiteln zur Stromversorgung, Solarenergie und Stromspeichermöglichkeiten, dem Kochen, der Wasserver- und entsorgung, dem Heizen und Lüften, den Kühlmöglichkeiten mit Erläuterungen zu Passiv-Kühlboxen, Peltier-Boxen, Absorber-Kühlschränken und -boxen sowie den mit Kompressor betriebenen Kühlboxen und Kühlschränken. Auch der Frage ob Schrank oder Box geht Roger dabei nach.
Den Abschluss bildet ein Kapitel über den Bau seiner eigenen Wohnkabine, die auf einem Ford Ranger montiert ist. In diesem Kapitel berichtet Roger nicht nur über seine eigenen Erfahrungen, sondern gibt auch Tipps und verrät Tricks, die den Bau erleichtern oder manches eben einfacher machen. Und da man, wenn man dann endlich den ersten Urlaub hinter sich hat, feststellt, was man alles anders oder „besser“ hätte machen können, gibt es auch dazu ein paar Sätze. Denn es ist in der Tat nur sehr wenig, was er anders gemacht hätte. Gute Planung und Erfahrung sind halt nicht zu ersetzen.
Daher ist es schön, dass Roger seine Erfahrungen mit seinem Buch „Die Welt der Pickup-Camper“ weitergibt und uns daran teilhaben lässt. Sein Tipp zum Schluss und für alle, die mit dem Gedanken spielen, eine Kabine selbst zu bauen: Einfach machen und nicht von anderen beirren lassen!
Die Welt der Pickup-Camper von Roger Nies ist im Pistenkuh.de Verlag erschienen und kostet EUR 39,90. Das ausführliche Werk umfasst 368 Seiten, ist reich bebildert und kann unter der ISBN-Nummer 978-3946816324 im Buchhandel oder direkt im Shop der Pistenkuh bestellt werden.