Winter-Vanlife birgt einige Anforderungen an das Wohnmobil und die Besatzung. Was braucht es, um während der kalten Monate gut durch dieses besondere Abenteuer durchzukommen? Die besten Tipps & Tricks aus der vanlifemag.de-Redaktion.
Was bedeuten “winterfest” und “wintertauglich”?
Üblicherweise werden Reisemobile in der kalten Jahreshälfte nicht benutzt. Dann gilt es, den Wohnwagen oder das Wohnmobil so unterzustellen, dass es im nächsten Frühjahr unbeschadet wieder auf Tour gehen kann. Hierfür hat sich der Begriff “winterfest machen” eingebürgert. Das ist insofern bedauerlich, weil winterfest (ebenso wie wintertauglich) eigentlich die Erfüllung einer DIN-Norm meint. Die DIN Norm EN 1646-1 regelt die Anforderungen an den Wohnbereich in motorisierten Reisemobilen.
Die Testumgebung wird dabei so angelegt, dass ein Wohnmobil mit geöffneten Türen ausgekühlt und anschließend wieder beheizt wird. Bei der Wintertauglichkeit beträgt die Außentemperatur 0 Grad, der das Wohnmobil über zehn Stunden ausgesetzt wird. Lässt es sich innerhalb zwei Stunden auf 20 Grad erwärmen, gilt es laut Norm als wintertauglich. Winterfest bedeutet dann, dass ein Wohnmobil bei -15 Grad ausgekühlt wird. Anschließend muss es innerhalb von vier Stunden auf 20 Grad aufgeheizt werden und einen voll funktionsfähigen Wasserkreislauf vom Einfüll- bis zum Ablaufstutzen erreichen.
Winter-Vanlife mit vanlifemag.de
Carado unterstützt die vanlifemag.de-Redaktion, so dass wir Tipps für das Wintercamping aus eigener Erfahrung weitergeben können. Unser Winter-Vanlife findet in einem Carado I 338 in der Standardausstattung statt. Stefan ist den kompletten Winter 2024/25 auf Tour und berichtet in seiner Serie #vanlife #ohneChichi.
Regeln für Heizung und Wasserkreislauf
Die Winter-Vanlife-Regel Nr. 1 lautet: Durchheizen! Sie ist das A und O, um ein Reisemobil möglichst schadensfrei durch die kalte Jahreszeit zu bringen. Das Durchheizen sorgt dafür, dass der Wasserkreislauf nicht einfriert, die Ladung keinen Schaden nimmt und die Batterien möglichst schonend behandelt werden. Gefrorenes Wasser ist der größte Feind im Wintercamper. Eis sollte es nach Möglichkeit ausschließlich im Gefrierfach geben. Wenn das Wohnmobil für einige Tage verlassen werden soll, sollte eine Heiztemperatur von 10 Grad ausreichen. Jedoch sollte auch hier die Heizquelle im Auge bleiben. Denn Diesel und Gas an Bord sind begrenzt.
Tipps zum effektiven Heizen und Brennstoff sparen
Es reicht, den Boiler nur bei Bedarf einzuschalten. Das Wasser im Boiler bleibt durch das Heizen warm und wird sogar mit erwärmt, wenn der Boiler ausgeschaltet ist. Für alltägliche Arbeiten wie den Abwasch oder die Reinigung der Hände reicht das aus. Zum Duschen genügt es zumindest bei neuerem Boiler, die Eco-Funktion zu nutzen, um warm duschen zu können.
Ein weiteres probates Mittel zum Energiesparen ist, den Schlafbereich nicht unnötig mitzuheizen. Meist ist eine Abtrennung mithilfe von Türen oder einem Vorhang möglich. Die Wohntemperaturen sind ja üblicherweise sowieso höher als in der Nähe der Betten. Angst vor Kondenswasser ist ebenfalls unbegründet. Feuchtigkeit bleibt durch die Zwangsbelüftung, direktes Stoßlüften oder auch mal durch Abwischen der Fenster-Abdichtungen unter Kontrolle. Ein weiterer “Spartrick” kann sein, an sonnigen Tagen die Jalousien geöffnet zu halten, um den “Brennglaseffekt” zu nutzen.
Energie einsetzen während der Fahrt beim Winter-Vanlife
Auch während der Fahrt lässt sich Gas oder Diesel sparen. Einfach die Heizung im Fahrerhaus aufdrehen und das Gebläse auf die mittlere Ebene stellen. Dadurch wird der Wohnbereich mitbeheizt. Energie, die sonst verpuffen würde, lässt sich auch beim Kühlschrank nutzen. Automatik-Kompressor-Kühlschränke schalten während der Fahrt auf elektrischen Betrieb durch die Fahrbatterie um. Hier gilt sommers wie winters: Am besten vor Beginn der Fahrt die Kühlstufe hochstellen und nach dem Abstellen wieder absenken. Dadurch wird die Lichtmaschine genutzt und der Gasvorrat geschont.
Wärmebrücken: Wie kann die Dämmung verbessert werden?
Beim Thema Wärmebrücken kommt der Fahrzeugtyp eines Reisemobils ins Spiel. Das Fahrerhaus ist die große Schwäche bei Teilintegrierten, Alkoven und Camper-Vans. Vor allem im Fußbereich und durch die Türen dringt Kälte ein. Um dem entgegen zu wirken, gibt es sowohl für den Innen- als auch für den Außenbereich Abdeckungen, die ein Entweichen der Wärme verhindern sollen.
Vollintegrierte Wohnmobile haben aufgrund ihrer Bauweise die beste Dämmung. Stärkstes sichtbares Zeichen hierfür ist der Umstand, dass es keine Beifahrertüre gibt, durch die Wärme entweichen könnte. Dennoch hilft auch hier eine zusätzliche Abdeckung der Panoramascheibe beim Energiesparen. Die zweite große Wärmebrücke ist der Boden. Wenn keine Fußbodenheizung oder ein Doppelboden verbaut ist, hilft auch ein Teppich, der nach dem Heizen auf den Boden kommt. Er bringt ein wenig Dämmung und auch ein wohnliches Gefühl.
Kreislauf schützen: Frostwächter und Grauwassertank
Zur Grundausstattung jedes neueren Wohnmobils gehört ein Frostwächter. Er dient dem Schutz der Wasserleitungen und löst bei etwa 5 Grad, spätestens jedoch bei 3 Grad Innenraumtemperatur aus. Dann fließt das Wasser aus Heizung, Boiler und Frischwassertank ab. Das schützt alle wichtigen Bereiche.
Tipps zum Grauwassertank: Bei Wohnmobilen, die nicht winterfest sind, keine isolierten Tanks oder kein optionales Winterpaket an Bord haben, kann das Wasser im Grauwassertank relativ leicht einfrieren – oder auch nur der Ablaufstutzen, was dann ein Abfließen verhindert. Wenn er nicht randvoll ist, entsteht daraus nicht gleich eine große Gefahr. Soweit kommt es gar nicht, wenn bei Minustemperaturen der Ablauf offen bleibt. Beim Auffangen hilft ein Eimer, der an der V/E ausgeleert werden kann.
Apropos V/E im Winter: Bei manchen Stellplätzen oder Stationen ist die Versorgungs- und Entsorgungseinheit nicht in Betrieb. Insbesondere wird häufig das Trinkwasser abgeschaltet, um ein Einfrieren der Leitungen zu verhindern. Wer dann entsorgt, hat beispielsweise auch keine Möglichkeit, die Toilettenkassette auszuspülen. Die Trinkwasserversorgung bleibt häufig dort ganzjährig erhalten, wo die Wasserhähne an Haustechnik angeschlossen ist. Das sind zum Beispiel Stadthallen oder kommunale Bauhöfe.
Batterien und Stromversorgung beim Winter-Vanlife
Standard-Ausstattung: Das vanlifemag.de-Testfahrzeug, ein Carado I 338, wurde uns in der pro+ Version zur Verfügung gestellt. Für die Aufbaubatterie heißt das: keine Extras. An Bord ist eine wartungsfreie AGM-Aufbaubatterie mit 95 Ah, die mit einem 18 A Ladegerät versehen ist. Für den normalen Betrieb reicht das aus. Wenn keine energieintensiven Verbraucher angeschlossen werden, ist es möglich, damit etwa drei Tage ohne Landstrom zu stehen.
230 V / Landstrom: Anders ist das beim Einsatz von 230 V-Verbrauchern. Dann ist Landstrom auf dem Camping- oder Stellplatz notwendig. Aber: Viele Plätze sind in den Wintermonaten geschlossen. Es empfiehlt sich also, die Öffnungszeiten vor Anfahrt zu prüfen. Wer mehr Autarkie braucht, kann sich eine 230 V-Versorgung an Bord holen. Dazu gibt es verschiedene Komponenten, die teils auch im Mix arbeiten können. Dazu gehören beispielsweise eine Solaranlage, eine zweite (Lithium-)Aufbaubatterie, ein Wechselrichter oder eine Powerstation.
Notwendiges fürs Basisfahrzeug
Eigentlich sollte man das nicht einmal erwähnen, aber da doch immer wieder Leute darauf spekulieren, dass es nicht schneit, hier der dezente Hinweis: Wenn es schneit, passiert das meistens schnell. Es kommt etwa so unerwartet wie Weihnachten und dann braucht es Winterreifen! Wer zusätzlich beim Winter-Vanlife in die Berge (auch in die Mittelgebirge!) fahren will, sollte Schneeketten an Bord haben. Zu den unabdingbaren Helfern gehört auch Frostschutzmittel für die Scheibenwischanlage.
Ähnlich wie beim PKW sollte ein Wohnmobil vor der Fahrt eis- und schneefrei sein. Eiskratzer, Handschuhe, Schaufel und Besen gehören also auch hier zur Grundausstattung. Sehr hilfreich sind zusätzliche Fußmatten, um eine Schleuse ins Fahrzeuginnere zu bauen und Eis, Matsch und Wasser draußen zu halten.
Letzter Tipp: Nicht unter Bäumen parken, damit Äste bei Schneebruch nicht auf das Wohnmobil fallen und Beschädigungen verursachen können. Noch mehr Tipps gibt`s bei Carado: Wintercamping. Viel Spaß beim Winter-Vanlife!